Bossas Lindenstraßen-Annotationen

Bossas Lindenstraßen-Annotationen

"Reiselust" (714)


Sendetag: Sonntag, 8. August 1999
Spieltag: Donnerstag, 5. August 1999

Kurzinhalt:
- Erich integriert gegen Helga.
- Paolo ist seinen Töchtern nicht mehr gewachsen.
- Heiko kehrt aus seiner Hansestadt zurück und strandet an 
  Iffis Kap der anderen Umstände.

Für einen ausführlichen Rückblick seht bitte:

http://www.creatures.org/lindenstrasse/rueck.html


Cliffhanger:
- Reisebüro von Vermummten mit folgender Drohung beschmiert:
  "Türkei, das Land der Folter. Wer der Türkei dient, wird brennen."
  [Zum Glück konnte ich mir das Kennzeichen der Täter notieren!]
- Zoom nicht auf Gesicht, sondern auf Schaufensterscheibe.

Auflösung des letzten Cliffhangers: 
- Die KaValerie in Form eines Parkhauswächters kam doch noch recht-
  zeitig und konnte Valerie vom Sprung in die Todestiefe abhalten. 
  Nun sitzt sie in der Psychatrie. (Mit einem "i" zuwenig, weil
  sich darüber eine bestimmte Fan-Mailerin so schön aufregen kann).

Erklärung des Folgentitels "Reiselust": 
- Giovanna und Marcella sehnen sich nach Urlaub, ihnen fehlt aber Geld.
- Erich mal wieder im Irland-Reisefieber, schmiedet einen perfiden Plan.

Wieder da:
- Maja, zuletzt zu sehen an Leas Geburtstag vor 8 Wochen.

Darsteller:
Diesmal keine genannt. Versuch ich's mal. 
(Hoffentlich beherrsche ich den Trick mit der Abspannreihenfolge.)
- Moritz Zielke (Momo Sperling) 
- Christine Stienemeier (Maja Starck)
- Serena Fiorello (Giovanna Varese)
- Sara Turchetto (Marcella Varese)
- Sigo Lorfeo (Paolo Varese) 
- Martin Rickelt (Franz Wittich) 
- Jo Bolling (Andy Zenker) 
- Andrea Spatzek (Gabi Zenker) 
- Rebecca Siemoneit-Barum (Iffi Zenker) 
- Joachim Hermann Luger (Hans Beimer) 
- Marie-Luise Marjan (Helga Beimer-Schiller) 
- Moritz A. Sachs (Klaus Beimer) 
- Ceren Dal (Canan Dagdelen) 
- Nadine Spruß (Valerie Ecker) 
- Annemarie Wendl (Else Kling) 
- Margret van Munster (Rosi Koch) 
- Tilmar Kuhn (Heiko Quandt)
- Hermes Hodolides (Vasily Sarikakis)
- Bill Mockridge (Erich Schiller)
- Harry Rowohlt (Harry)
- Nasrettin Nas (Zeki Kurtalan) 

Abspann:
- Statt des üblichen Abspanns:

Wir trauern um
George Moorse


Die "Lindenstraße"
trauert
um ihren Regisseur

George Moorse,

der am 30. Juli
an den Folgen eines
Herzinfarktes verstorben
ist.
George Moorse hat
186 Folgen
"Lindenstraße" inszeniert
und das
Profil der Serie
entscheidend mitgeprägt.

Wir haben einen
wunderbaren Freund
und Mitarbeiter verloren.

Team und Ensemble der
"Lindenstraße"


Buch:  Joachim Friedmann
Regie: Patrick Winczewski

Quote: 4,71 Mio, 27,5% Marktanteil
       (halbe Millionen mehr als in der Vorwoche)

Musik:
- Aus dem Ghettoblaster der Görenplage ertönte Techno-Rap. 
  Eine relativ neue Musikrichtung.
  Deswegen gibt es bisher auch nur ein Stück.
- Die Königskinder Iffi und Heiko lümmeln sich in den Küssen zu 
  Madonnas "Little Star".
- Spannender Wettstreit zwischen Akropolis-Barde Nick Nikitakis mit 
  "Listrasyrkos" und Jürgen Knieper ("Iffi's Theme"), um die Krone des 
  Tantiemen-Königs.

Zitate:
- Harrys Zitate waren jedenfalls schon mal besser als: "Die verbotenen 
  Früchte sind oft die süßesten". Vielleicht zur Abwechslung und in 
  Ermangelung anderer Quotes ein Reallife-Zitat, das sich auf Harrys
  Arbeit für eine bekannte deutsche Fernsehserie bezieht, wo er 
  einen Penner spielte, der in einer Szene einen Zehnmarkschein 
  zugesteckt bekam, worauf hinterher dreimal die Requisite angerannt 
  kam und fragte, ob er den Zehnmarkschein auch zurückgegeben hätte. 
  Darauf Harry: "Ich spiel hier nur den Penner!"

Maxl der Woche:
- Iffi für folgenden Spruch zu Valerie:
  "Boris hat Dich total geliebt. Und Zorro auch. ... Auf seine Weise."

Infos:
- Momo und Klausi haben Ferienjobs in einer Fabrik.
- Daß Erich sich mit Maja erst bekannt machen mußte, hat damit zu tun, 
  daß Erich in Irland weilte, als Maja in der Lindenstraße auftauchte.

Literatur:
- Max Goldt: "Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau",
  Heyne-Taschenbuch, ISBN: 3-453-15585-8, 18 DM.
  
  
  Darin der Beitrag:
"Hyppytyyny huomiseksi - (Ich bin begeistert und verbitte mir blöde Begründungen)",

erstmalig erschienen in Titanic 08/91:

"Wenn ich an meine eigene Interrailreise denke, fallen mir vor allem
die Gespräche mit ausländischen Interrailern ein.
Es gab nur zwei Themen: Popgruppen und Sprachen. Unverzichtlicher
Bestandteil der Sprachen-Gespräche war stets finnisch. Darüber wußte
jeder was. Auch wenn kein Finne weit und breit war, Finnisch war
stets Top-Thema, und es war immer jemand dabei, der auf finnisch bis
fünf zählen konnte.
Yksi, kaksi, kolme, neljä, viisi. So geht das."


Schmankerl:
- Erichs Freudenpirouette auf dem Nachhauseweg, die ihm die Chance
  gibt, die nicht vor Freude sprühenden Gestalten am Reisebüro zu 
  bemerken. Aber Erich dreht ihnen sogar noch mit dem Bauch den Rücken zu.
- Die Vorstellung, Helga würde Lea mit Bier und Eierlikör beruhigen.
- Beim Gespräch zwischen Momo und Iffi konnte man jeweils beim Um-
  schnitt auf Momo im Hintergrund das Drama um eine in einen Rad-
  fahrer hineingelaufene Fußgängerin beobachten.

Kommentare:
- Da hat man einmal eine Folge mit einer wunderbaren Continuity,
  vor allem, was das Langzeitgeschehen betrifft und dann wird sie durch
  die Kurzzeithandlung total verbockt. Ausdrückliches Lob für den
  immer noch kaputten Spiegel in Paolos Badezimmer, in jeder anderen
  Serie wäre der bereits in der nächsten Einstellung wieder ganz gewesen.
  Schön auch die Reminiszenzen an früher, zum Beispiel an Benny
  in Portugual oder Iffis früheren Umgang mit Momo. Hans' Bemerkung zu 
  Vasily, Marion hätte ihm auch die ein oder andere schlaflose Nacht 
  bereitet, war sogar eine Anspielung auf den allerersten Cliff überhaupt,
  in dem Marion mitten in der Nacht blutend nach Hause kommt.
  Auffällig, daß sich der Autor besonders die Folge angeschaut haben
  muß, die genau vor einem Jahr spielte:
  Damals machte sich Paolos Frau Gina für ein Jahr mit ihrem Geliebten
  auf nach Amerika. Zum Stichtag ist sie wieder zurück in Italien,
  ohne daß dies erklärt wurde. Man braucht also ein gutes Gedächtnis.
  Vor einem Jahr war es, als Klaus seine Mutter auf Unterhalt verklagen
  wollte. Heutige Anspielung darauf: Iffis Frage, ob Klaus denn nichts
  mehr von seiner Mutter bekomme.
  Vor einem Jahr machte Paolo Urszula einen Heiratsantrag, daher wohl
  der tränenreiche Zusammenbruch. 
  Vor einem Jahr verschwand Nico, diesmal Gaby. Beide tauchten kurze
  Zeit später wieder auf.
  Vor einem Jahr ging Iffi nach Warnemünde.
  Ansonsten: es war alles schon mal irgendwie da, auch wenn sich ein paar
  Dinge langsam aufzulösen scheinen. Valle endlich in der Klappse
  und nun sieht man auch, worauf die ganze Türken-Kampagne hinausläuft.
  Nur, was haben wir bis dahin alles an Hanebüchendem mitmachen müssen?
  Der Gesinnungswandel von Maja und das plötzliche Vorgehen von Erich
  waren jedenfalls zu viel des Guten. Das macht doch niemand mehr mit.
  Und dann die plötzlich aus der Versenkung gegrabenen Varese-
  Kinder. Das ist mir alles viel zu digital, null-eins behaftet. Das
  heißt, lange ist nichts und plötzlich geht's voll ab. Da fehlt mir
  die Entwicklung. Es ist keine Entwicklung, wenn man von einer
  Folge auf die andere plötzlich mit Riesengeschrei eine unglaubliche,
  wochenlange Fahrstuhlrenovierung vom Zaun bricht, nur damit am
  Ende Helga in den Schacht fällt. Es ist keine Entwicklung, wenn man
  im Reisebüro aufgesetzte Türken-Landverschickungen inszeniert, damit
  das Reisebüro am Ende Ziel eines türkeifeindlichen Aktes wird, und
  viele ähnliche Beispiele. Keine Entwicklung, sondern man hat lediglich
  den Schalter einige Wochen oder Monate vor dem eigentlichen Ereignis
  auf "Eins" umgelegt und damit des Hasens Laufrichtung taghell erleuchtet.
  Ärgerlich dabei ist auch, daß irgendjemand die Schalter zwischendrin
  nach Belieben an- und ausschaltet. Der Sprunghaftigkeit der Charaktere
  und Handlungen nach zu urteilen, könnte man meinen, die Lindenstraße
  wäre in die Wechseljahre gekommen. Letztlich werden die Stränge damit
  nur unnötig in die Länge gezogen. Man hat wirklich das Gefühl, daß
  die Autoren im Moment nicht genug Stoff für jede Woche haben. Zuviel
  Wiederholungen. Stattdessen laufen andere, anscheinend für das Ver-
  ständnis wichtige Dinge, wochenlang oder monatelang im Hintergrund
  und man bekommt nichts mit. Es ist okay, daß sich Stories im 
  Hintergrund abspielen, das entspricht letztlich dem Konzept der Serie,
  aber warum setzt man uns nur den Gähnkram und die Wiederholungen vor
  und enthält uns wichtiges vor?
  Die allwöchentliche, morgendliche Beimer/Zenker-Kombination will doch
  niemand mehr sehen! Aber Motivation für deren Handlungen, die hätten 
  wir gerne gesehen.
  Das ganze ist enttäuschend, weil da der bewußte Anspruch und die 
  Umsetzung weit auseinanderklaffen und weil vieles von dem, was ich
  nach Monaten leider immer noch zu bemängeln habe, (wenngleich einiges
  auch besser geworden ist), vollkommen unnötig scheint. In meinen
  laienhaften Augen zumindestens, ich kenne ja nicht die Produktions-
  zwänge. 
- Ich bin ziemlich enttäuscht von der Rolle des Heikos. HWG
  schrieb damals in der Ankündigung zu Heikos ersten Auftritts, daß 
  die Listra mit Heiko eine Brücke in den Osten schlagen wolle und daß 
  man mit Heikos Aktivitäten das Thema Ostdeutschland stärker einbinden
  wolle. Man habe sich mit der Figur des Heikos bewußt Zeit gelassen, 
  um die Rolle entwickeln zu können.
  Davon, lieber HWG, ist aber nichts zu spüren. Die Story um Heiko
  ist ein simples Beziehungskisten-Kleindrama, teilweise untere
  Kistenschublade. Das Thema Osten ist über Klischees nicht hinaus-
  gekommen und findet seinen vorläufigen Höhepunkt in der Flucht
  nach Westen. Das gab's zur Zeit der Maueröffnung massiv, ist
  inzwischen lange out. Dafür hätte man sich mit der Rolle nicht
  soviel Zeit zu lassen brauchen.
  Ich hatte diese Kritik schon ein paar Folgen lang auf meinen
  dicken Lippen, wollte aber abwarten. Nach inzwischen sechs Wochen 
  finde ich aber diese Gegenüberstellung zwischen Realität und
  Anspruch nicht länger unfair. Und sogar die angesehene "DIE WELT"
  monierte in einem neulichen Beitrag, daß "die Klischees der Ab- und 
  Ausgrenzung zwischen Ost- und Westdeutschen jetzt sogar Eingang in 
  die "Lindenstraße" gefunden haben".
- Frage in der heutigen FAZ:
  "Was hat die Lindenstraße mit Ferrari gemeinsam?"
  Antwort: 
  "Der Regisseur muß immer wissen, wie es weitergeht, ob nun
  in der Familienserie oder in der gefährlichsten Seifenoper Italiens."
  Liebe FAZianer: Ob das immer so zutrifft? :-)



Was die Welt bewegte (Fan-Kommentare):
- "Am Anfang dachte ich, das ist eine Wiederholung. Ständig diese 
  "Bettszenen" bei Beimer-Schiller. Furchtbar!"
  [Lindenmaus]
- Ich war auch schon bedient, als die letzte Folge gleich mit Helgalein 
  und Erich im Bett eingelaeutet wurde. Wer will das eigentlich sehen?
  [Jenny]
- "Und dann das Geschäftsgebahren, das Erich in dem pupskleinen 
  Reisebürochen an den Tag legt. Wie will der ein Hotel leiten, wenn er
  mit 3 Kunden nicht zurecht kommt?"
  [Kater Max]
- "Ich find das aber mal wieder typisch doof, der Heiko aus Rostock 
  gibt erst(!) den Job auf und sucht sich dann einen neuen?? Dös
  glaubts Ihr doch wohl sölber nicht. Wer macht denn sowas? So doof 
  sind och Zonenkinder oder Ossis nich.."
  [Erneut Kater Max]
- "Mich hats eh gewundert, daß Canan nicht die Türken bedünt hat, wo 
  sie doch perfekt türkisch kann. Aber nein, da mußte der Herr Schüller
  dran glauben. Wie auch sonst sollte man dem Züschauer den gespülten 
  Streß von Herrn Schiller glaubhaft machen." 
  [CamillaHorn]
- "Langsam wird es Zeit, dass HWG seinen eigenen Ansprüchen gerecht wird
  und sowas wie eine Qualitätskontrolle einführt oder aber aufhört,
  überall rumzutönen, wie toll die Listra ist und doch soviel
  qualitativer als die ganzen bösen Soaps. Früher war es ja wirklich so,
  aber mittlerweile........"
  [Tom in de.rec.tv.lindenstrasse zum Persönlichkeitswandel Majas ]
- Gerne wiederhole ich Hamlets Kommentar zur Folge 710:
  "Der liebe Gott schaut halt nicht ewig tatenlos
  zu, wie selbstgerechte Reisebüropummelchen vor
  einem Plakat mit der Brücke von Mostar sitzen,
  und aussenrum kleben weiter Plakate mit der Aufschrift
  'Ehrlich reisen'." 
  [Gute Besserung, by this way].
- Zur Szene mit Jugend-Touch und Video-Knatsch:
-- "Ich dachte, was wird denn da jetzt gesendet."
   [Norbert]
-- "Hab gedacht, dass mein videorecorder gesponnen hätte und auf 
   VIVA umgesprungen wäre. echt!"
   [tango]
-- "Ich habe sooo einen Schreck bekommen, weil ich dachte, ich wäre auf
   die Fernbedienung getreten."
   [MitChI]
-- "Jedenfalls kam es einem mehr so vor, als muessten sie irgendwie die
   Folge "vollkriegen", zeitlich, mein ich..."
   [halea]
- Die nachfolgende Fanmeinung bezieht sich auf folgende Kolumne HWGs:
"Seit Iffi Zenker aus Rostock zurückgekehrt ist, sieht man auch wieder
Nico des öfteren auf dem Bildschirm. Es ist interessant mitanzusehen,
wie sich dieser Nico entwickelt - zumal es immer derselbe Junge ist,
der den Nico verkörpert. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es
scheint. Denn bis zum Alter von etwa drei Jahren müssen die
Kinderdarsteller ständig gewechselt werden - die entsprechenden Gesetze
verlangen es so. Tobias, ein Junge aus der Nähe von Köln spielt seit
nunmehr drei Jahren Iffis Sprößling. Und gibt den Zuschauern die
Gelegenheit, die Entschicklung eines Kindes mitzuerleben."
  [Was immer auch eine "Entschicklung" ist, aber so stand es auf der
  Offiziellen]

  Hierzu meint Jenny sehr passend:

  "Was HWG ueber Nico sagt, ist auch aus den Fingern gesogen. Dieses 
  Kind, das kaum je zu sehen ist, zeigt keinerlei Entwicklung, er 
  waechst, das ist alles, und ist ansonsten ein nichtssagendes, 
  farbloses Kind."


Seltsames, Ungereimtheiten, Fehler, Fragen, Bemerkungen:
- Helga gießt Erich auffällig wenig Kaffe ein. Weiß sie, daß Erich die 
  Tasse gleich umstoßen wird? Auf jeden Fall weiß Erich sofort, daß seine
  Hose was abbekommen hat, denn ohne einmal draufzuschauen, rennt er 
  drehbuchgerecht ins Bad. Dabei war die Hose tadellos sauber.
- Auch Iffi versteht es, den zenkerschen Kernschmelzofen zu bedienen. 
  13 Sekunden nach Anschalten des Herdes ist Nicos Kakao schon heiß.
- Klaus ist um vier Uhr in der Frühe aufgestanden und hat sieben Stunden
  Tuben gefaltet. Unlogisch, daß er dann mit Iffi zum Frühstück zusammen-
  trifft. ("Frühstück" stand auch im Rückblick).
- Wieso fragt Erich die türkischen Kunden, ob irgendjemand von ihnen
  Englisch spricht? Mindestens einer der Türken sprach gut deutsch.
- Daß sich nicht Canan um die Türken kümmert, ist auf den ersten Blick
  unverständlich, vielleicht ist sie aber noch beleidigt, weil Erich
  von vorneherein gegen die gesamte Aktion eingestellt war. Eine Aktion,
  die mir wenig glaubhaft scheint und die wohl nur dramaturgisch
  begründet war, wie wir nach einigen Monaten Dahinplätscherei nun 
  durch den Cliff belegt bekamen. (Kam mir doch gleich spanisch, äh
  getürkt vor, die Kampagne).
- Schon witzig, Paolo ist dermaßen durch den Wind, daß er Vasily
  gegenüber ein Gespräch mit seinen Kindern auf italienisch simuliert,
  obwohl Vasily wohl kaum italienisch kann. Anscheinend telefoniert
  Paolo öfter auf Kosten seines Arbeitgebers nach Italien. 
- Daß das Gespräch zwischen Erich und Maja durch eine Beamtin überwacht
  wird, passt eher zur Untersuchungshaft als zum normalen Strafvollzug.
- Es ist unklar, warum Paolo so geldknapp ist.
  Im Oktober hat er von seiner Frau Gina 12000 DM fuer die Kinder 
  erhalten. Gina verzichtete damals außerdem auf Unterhalt für sich. Da 
  sie Paolo das Geld mit den Worten "Fürs erste" gab, ist anzunehmen, 
  daß weitere Zahlungen folgten. Anscheinden ist dies nicht der Fall.
  Es wurde aber nicht gesagt warum.
  Nach dem Tode von Paula und der Trennung von Urszula dürfte im übrigen
  die Summe der Verpflichtungen für Paolo gesunken sein. 
  (Okay, er muß nun alleine für die Wohnung aufkommen).
- Wie hat sich Erich das eigentlich vorgestellt? Durch seinen Brief
  an Maja wird er Lea vielleicht los. Helga dann aber auch. Oder vertraut
  er wirklich treuherzig auf sein briefliches "Bitte, verraten Sie mich 
  nicht" an Maja? 
- 18:40 Zeit für seltsame Sinneswandel:
-- Vor einiger Zeit meinte Else noch zu Olaf: "Türken sind auch nur
   Menschen, die können heutzutage sogar Doktor werden."
   Nun beschimpft sie kurdische Rosenträger, die auch nur ihre Pflicht 
   tun.
-- Maja wollte bereits ein paar Mal Lea zu sich ins Gefängnis holen. 
   Bei Leas Geburtstag wurde Helga sogar durch die Mutter-
   Kind-Einrichtung geführt. Und nun wird Maja die "Übernahme" Leas
   angeboten und auf einmal will sie davon überhaupt nichts wissen.
   Mag ja sein, daß Lea bei Helga im Moment besser aufgehoben ist, 
   aber in der Vergangenheit war zuviel vorgefallen, als daß sich Maja
   zu so Bemerkungen hinreißen lassen könnte, wie, daß Helga das alles
   im Griff hätte, daß Helga prima mit allem klar gekommen wäre, ja
   sogar, daß sie sich so eine Mutter wie Helga immer gewünscht hätte.
   Das war für keinen Zuschauer nachvollziehbar und einer der ebenso
   typischen wie verhaßten Charaktersprünge, die eigentlich nicht
   passieren dürften, wenn man die Drehbücher von langer Hand plant.
-- Unverständlich auch Erichs Verhalten. In Folge 708 riet ich ihm,
   Maja die Sache mit dem Fenstersturz zu erzählen und sich so Knall
   auf Fall (haha!) Leas zu entledigen. (Aber er hört ja nicht auf mich).
   Das war in der Folge, in der Erich in Majas Vergangenheit schnüffelte.
   Da hätte Erichs jetziges Verhalten reingepaßt. Stattdessen erst jetzt,
   wo es mittlerweile eine Abmachung und Versöhnung mit Helga gab?
   Das hält doch kein Mensch mehr aus!
-- Heiko verläßt Iffi, weil er sich nicht fremdbestimmen lassen will.
   Drei Wochen später steht er vor der Tür, voll auf Iffis Forderungen
   eingeschworen, hat alles aufgegeben und verzieht nicht einmal eine 
   böse Miene, als Iffi ihn mit Schwangerschaft und Abtreibung 
   vollendete Pistolen auf die Vaterbrust setzt.
   Und das alles wegen einer Theateraufführung von "Tristan und Isolde"?
   Naja, wenn die Darsteller so gut waren wie Tilmar Kuhn im 
   "Diener zweier Herren", dann ist's vielleicht sogar möglich.
- Heiko hat nicht nur, wie Kater Max richtig monierte, in Rostock
  gekündigt, ohne sich vorher um einen neuen Job gekümmert zu haben, 
  nein, er gab Rostock auf, obwohl er nicht einmal sicher sein konnte,
  daß Iffi ihn überhaupt noch wollte. Er sagt ja selber, wenn auch
  etwas scherzhaft, daß sie die letzten Wochen nicht mehr zusammen
  waren. Immerhin hatten sie drei Wochen lang nicht miteinander geredet. 
- Iffi zu Heiko: "Man kann niemandem sagen, daß man schwanger
  ist, der gehen möchte." Zu diesem Zeitpunkt war sie aber bereits im 
  vierten Monat. Genug Zeit also, es ihm vorher gesagt zu haben. 
- Wieso fragt Helga den spät nach Hause kommenden Erich, ob er gleich
  nochmal ins Büro geht? Logischer wäre gewesen, zu fragen, ob er aus
  dem Büro kommt. Helga hatte ja mitbekommen, daß Erichs Termin
  um 14 Uhr war. Helga drängt Erich, sofort ins Büro zu gehen, da
  bald Ladenschluß sei. Da war es auf Erichs Uhr aber bereits zehn
  nach acht. Außerdem: wo steckte Erich eigentlich den ganzen Nach-
  mittag und Abend? Die ganze Szene war unlogisch und hatte
  wohl nur dramaturgische Gründe, insbesondere mußte wohl irgendwie
  Erichs Satz: "Wir werden bald sehr viel Zeit für uns haben - nur
  für uns." untergebracht werden.
- Daß diese Folge manchmal das Gefühl erweckte, man wolle Zeit
  schinden, wird auch durch eine gewisse Häufung von Wortrecycling
  genährt:
  Erich: Was willst Du denn?
  Helga: Was willst Du denn?
  Lea: Ich hab Durst.
  Helga: Die Omi kommt gleich.
  Helga: Ich komm gleich. Ich komm gleich.
  Helga: Sie hat Durst.
  Andy: Iffi, Iffi.
  [Alles hintereinander weg. Später dann:]
  Marcella: Wie heisst sie denn diesesmal?
  Giovanna: Wer war's denn diesesmal? [noch dazu schlecht gespielt.]



Fazit:
- Diese Folge war für mich unabgewinnbar.

Bossa Nossek
nossek@creatures.org


Credits:
- Axel, Una

Personalie:
- Im August voraussichtlich keine weiteren Bossa-Anmerkungen.
  Urlaub in Indien, muß da mal nach dem Rechten schauen.

Nachlese:
- Deflation in der Lindenstraße. In Folge 677 betrug der Brötchenpreis
  noch 55 Pfennig :-)
- Manchmal ist es recht amüsant, alte Folgen auf ihren prophetischen
  Gehalt hin zu untersuchen. Ich erinnere nur an Folge 2, wo Meike
  aufgefordert wurde, Weizenschrot zu essen, weil das gut fürs Blut sei. 
  Meike meinte jedoch nur: "Mein Blut ist auch so gut." 
  Anderhalb Jahre später starb sie dann an Blutkrebs. 
  Nicht ganz so dramatisch, aber dennoch erwähnenswert das Silvesteressen
  im Akropolis, wo Andy einer ungläubigen Gemeinde prophezeit: 
  "Eines Tages wird dieser Jesus hier vor Euch stehen." 
  Darauf Carsten: "Hoffentlich verpassen wir das nicht nicht wegen einer 
  Urlaubsreise." 
  Und - schwupps - 5 Monate später steht Jesus im Akropolis und Carsten 
  befindet sich auf Urlaub im Ötztal.
  Hoffentlich war Elses Bemerkung, mit Franz Schildknecht hätte es damals
  auch so angefangen wie jetzt mit Hans Beimer, nicht ebenso prophetisch.
  (Franz Schildknechts Frau [Henny, oder wie sie sich heute nennt: Julie]
  war übrigens auch depressiv, Hans! Und Franz war ähnlich schlecht rasiert 
  wie Hans.
  Und wehe, wehe, wenn ich an das Ende sehe.)
- Vielen Dank für die vielen, beruhigenden Zuschriften Betreff des 
  Wokis!


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[Release 1.1]