Bossas Lindenstraßen-Annotationen
"Die Wandlung" (763)
"Ceci n'est pas un commentaire"
R. Magritte
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Sendetag: Sonntag, 16.7.00
Spieltag: Donnerstag, 13.7.00
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Kurzinhalt
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- Wieder die gepflegte Mischung aus Dummheit und Langeweile.
Für einen ausführlichen Rückblick seht bitte:
http://www-pinot.informatik.uni-kl.de/~tabor/Lindenpresse/rueck763.txt
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Cliffhanger
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- Da gabs ja diesmal fast zwei. Einmal der aufbegehrende Erich,
der mit Helga wieder ins Geschlecht kommen möchte, aber von
Helga aufs Geschäftliche reduziert wird.
Und Tanja die von Ludwig hinter der Türe seltsam draufgeschickt
wird. Bestenfalls ins Jenseits.
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Auflösung des letzten Cliffhangers
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- Helga blieb standhaft und hat Erich nach Hause geschickt,
wo immer das auch sein mag.
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Erklärung des Folgentitels "Die Wandlung"
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Ich gestehe: ist mir nicht klar geworden.
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Alternative Folgentitel (Vorschläge)
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Nr. | Alternative | Original
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763 | "Duscholux" | "Die Wandlung"
762 | "Sexperten" | "Sex"
761 | "Pannen et circenses" | "Live und in Farbe"
Zu 763: Flip begeht den Luxus, zweimal kurz hintereinander zu duschen.
Zu 764: Alle geben Tips, wie man am besten zu Sex kommt oder
sich dabei gescheit anstellt oder warum mans besser läßt.
(Suzanne empfiehlt Nina etwas Farbe und Schminke, Flip erklärt Klaus,
daß Nina keine Jungstudimaus sei, die man mit ein paar flotten
Sprüchen rumbekäme, Helga kommt von Marlene Ratschläge wegen
Beziehung mit Erich, ...)
Zu 765: Pannen mit dem Fussballspielübertragungsprojektor
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Abspann
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Der Abspann wußte wenigstens, daß Suzannes Besucher ein Professor
war und wußte damit mehr als manch Zuschauer.
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Buch: Irene Fischer (Die Anna aus der Lindenstraße)
Regie: Dr. Susanne Zanke
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Mal wieder erwähnt
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- Cinderella
- Beate
- Claron Bridge
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Quote
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Weit entfernt von den in Köln propagierten Zahlen.
Und daß mit Hinzunahme des Dresden-Plots die Zuschauerzahlen
bei den jungen Ost-Glotzern steil nach oben steigen,
wie HWG behauptet das glaub ich nicht. Oder die Ossis
sind noch blöder als sie in der Lindenstraße eh schon
hingestellt werden. Etwas Vorurteilbehafteres und Spaltenderes
hat man seit Alfred Tetzlaff nicht mehr gesehen.
Nur: damals passte es in die Zeit. Und damals war es
echte Satire. Lindenstraße-Ost ist es definitv nicht, und
wenn HWG von einem großen Erfolg spricht, dann zeigt es
wieder einmal mehr, wie sehr er den Sinn für die Realität
verloren hat oder krampfhaft an seiner eigenen Propaganda
festhält, wie einst manch einer noch kurz vor dem Fall
der Mauer.
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Umfrage
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Ja, die Votings, spiegeln sie das wieder, was man erwartet?
Um Trends und unterschiedliche Autorenqualitäten abzulesen,
muß man schon genau hinschauen.
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Musik
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Was von Silly, was von Lennon, doppelwas von Brian (1x Ferry, 1x Leben des).
Zanke spielt den Flipjockey, zum Teil so laut,
daß man die Dialoge nicht versteht.
Sind eh unwichtig. Streit zwischen Suzanne und
Prof ist ja allemal wichtiger, als das, worüber
sie streiten.
Es fällt auf, daß mehr und mehr die musikalischen Leid-Motive
der einzelnen Personen aufgegeben werden und stattdessen
kommerzielle Musikhintergrundberieselung zum Einsatz
kommt. Wieder ein Schritt in Richtung Soap.
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Zitate
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- Majas Stinkefinger. (Als Antwort darauf, daß Helga Erich ein
Zeichen geben solle.)
- Suzanne: "Dann würdsch vorschlagen, Du duschst schonmal"
- Ludwig: "Krüppeliger als krüppelig geht nicht. Eigentlich
könnten Sie so liebenswürdig sein und mich notschlachten."
- Harry: "Ich wollte fragen, ob ich vielleicht erste Hilfe
leisten kann?"
Berta: "Sie? Wie denn?"
Harry: (zückt ein Schnapsfläschen)
- Klaus zu Suzanne UND Flip: "Hätten die *Damen* die Güte, ihren
Frühstückstisch selbst wegzuräumen?"
- Klaus zu Suzanne und Flip: "Ihr habt wohl viel zu viel verbotene
Arzneimittel genommen, oder was?"
- (Versteckter Humor von Irene Fischer:
-- Erich fragt Helga, wie es beim Zahnarzt war.)
Helga: "Es ging, aber ich darf zwei Stunden nichts essen und trinken,
vor allem kein Alkohol, Du weißt ja wie das ist."
Erich: "In der Tat, sehr unangenehm."
-- Horowitz, die bei Ludwig putzt, zu ebendiesem:
"Soll ich sie nicht doch besser zum Arzt bringen?"
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Maxl der Woche
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- Fürn Maxl bedien ich mich bei Schrammel:
Der "Johannes Dyba Ehrenpreis" für den dümmsten Satz der Folge geht
an Suzanne für: "Du duscht schon mal, Phillip"! (Hat er so gemüffelt?)
Auf Rang zwei: Erich Schiller für: "Gib mir ein Zeichen, Helga!"
- Ein Maxl der Hors Catégorie geht an Helga für ihre
erneute, unaufgefordert abgegebene Meinung über Olli:
"Was für ein netter, junger Mann."
Kann es sein, daß Helga in Bezug auf Olli vollkommen verblendet ist,
dagegen bei Erich über alle Massen nachtragend? (auch: über alle Maßen).
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Infos
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- Krolock wollte wissen, seit wann Ludwig mit Eisenbahnen spielt.
Ein kurzer Blick ins Listra-Universum Teil 3 genügt:
|| Elektrische Eisenbahn
|| ======================
|| Ludwig besitzt eine. Bekommt in Folge 317 von Frank zu
|| Weihnachten einen selbstgezimmerten, rollstuhlgerechten Tisch,
|| auf dem die Eisenbahnanlage aufgebaut wird.
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Schmankerl
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- Folgendes Schmankerl gab es leider NICHT, obwohl die Ansätze
im Drehbuch vorhanden waren:
Maja: "In der Küche liegt übrigens ein anonymer Brief für Dich!"
Helga: "Von wem?"
- Ludwig rezitiert das Lied von der Kaperfahrt.
Der Mann solle Hörspiele besprechen.
Kommt stimmgenüßlich gleich hinter HWG. Nicht so farblos, wie
Marcus Off ("Phil"), der sich auf SAT.1 als Monty Python Eric Idle
versucht.
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Bossas Kommentare
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- Die Lindenstraße liegt danieder. Zu allen Szenen muß
man sagen: Setzen, Sechs.
Quälques exemples pour vous:
Wieso lauscht Flip? Wieso an Klausis Tür? Wieso hört
er nichts aus Ninas Zimmer? Fickt Klaus erst, wenn er Kaffee hat?
Was treibt Klaus hinaus aus Ninas Bett? Wirklich Kaffeegelüste?
Wer hat Klausis Bett gemacht? Helga via Telefon?
Wo war Flip als Suzanne loszog Brötchenholen? Wieso
Brötchen, wenn Zupfkuchen? Wieso muß Flip Duschen?
Wieso duscht er dann später gleich nochmal?
Flip schaut wirklich Volksmusik im Fernsehen um
des Hasens Rammelgeräusche nicht hören zu müssen?
Wieso macht er nicht mit? Wieso geht er nicht auf sein Zimmer?
Wieso läßt sich eine angehende Doktorin *wöchentlich*
etwas von ihrer Mutter schicken?
Flip und Suzanne waren schonmal in der Kiste, warum
diese Neuauflage? Warum diese Rückschritte, ohne
daß Flip irgendwas dazu sagt? Was für ein Spiel spielt
Suzanne mit Flip? Sie versucht ja nicht einmal,
irgendetwas zu verheimlichen. Alle fragen und
wundern sich, nur Flip flipt nicht aus?
Das ganze Dresdner Allerlei, da ging nichts zusammen.
Nur Intensionen der Autoren, aber nichts gescheit umgesetzt, nicht mal
soweit nachgedacht, daß es für Schlüssigkeit innerhalb
einer einzigen Szene gereicht hätte. Da passte allein
schon eine Einstellung nicht zur nächsten. (Obwohl
manch eine Einstellung - nur für sich genommen - großes
Fernsehen war!).
Diese Anschlußfehler kennt man höchstens noch aus dem
"König von St. Pauli", ansonsten steht die Lindenstraße mit
sowas allein da.
Man muß sich zwangsläufig fragen, wie Produzent, Produktions-
und Aufnahmeleiter sowie WDR-Redakteurin ihre Aufgaben definieren.
HWG muß doch von einer Krise in die nächste stürzen,
wenn er sieht, was man aus seiner Serie macht.
Oder er hat innerlich mit dem Kapitel "Lindenstraße" schon abgeschlossen.
- Dito: Szene Berta und Horowitz: Alles billig, krampfhaft umgesetzt,
und am Ende funktioniert es nicht. Die Personen legen nur
Zeugnisse ihrer Motivation ab, aber reden und handeln nicht
so, wie Leute reden und handeln.
- Alles so furchtbar:
Am Anfang steht die dramaturgische Vorgabe und man strickt einen
Dialog draus, der diese Vorgabe zehn Meilen gegen den Wind amtet,
ja förmlich stinkt. Dialoge, die im normalen Leben schon längst
euthnazifiziert worden wären.
Nur so als Bspl:
Ludwig wirft der Horowitz vor:
"Sie wollen an mein Geld, stimmts? Wie alle hier."
Horowitz: "Sie wissen selbst, daß es nicht so ist!"
Ludwig "Ach, ja? Wer denn nicht?" [Die Horowitz meinte sich
selbst, aber Ludwig nimmt natürlich den Drehbuchfaden "alle" auf
und gibt sich selber Antwort:]
"Aja, stimmt. Kollege Dagdelen. Der wartet brav, bis
ich ihm die Praxis richtig übergebe."
[Was hat das noch mit dem Thema "Alle wollen nur mein
Geld" zu tun?]
"Ende des Jahres ist doch ein guter Termin, oder?"
[Mit anderen Worten: schalten sie bitte wieder Ende
des Jahres ein. Ich, Ludwig, weiß zwar jetzt schon, was dann
sein wird, aber Sie, liebe Zuschauer, erfahren es
erst dann. Und was die Horowitz bewegt, sich so um Ludwig
zu kümmern, was ja immerhin aktuell Thema ist, das werden
wir nie erfahren.]
- Ich verlange ja nicht großes Fernsehen, aber kann man nicht
einmal eine Folge bringen, die nicht vor krassen Fehlern oder
Unverständlichkeiten strotzt, die das Publikum nicht in eine
Masse horizontal polarisierter Headbanger verwandelt?
Soaps haben zwar nicht so einen hohen Anspruch, kommen aber
zum Teil deutlich professioneller daher. Was die Lindenstraße
an plumpen - allein schon handwerklichem - Unvermögen offenbart,
ist - Unter uns - im deutschen Fersehen - fast - einmalig und der
heutigen Medienlandschaft in keinster Weise angemessen. Ich könnte
jetzt weiter ins Detail gehen, aber es ist alles bereits mehrfach gesagt.
Die Beharrlichkeit mit der man sich in Köln taub stellt und
immer noch glaubt, an einem erfolgreichem Kurs festzuhalten,
das ist das, was mich die Hoffnung hat fahren lassen. Die
Hoffnung stirbt zuletzt, aber nu isse tot. Und dabei schöpft
manch einer noch Hoffnung aus der Tatsache eines Kulissenneubaus.
Interpretiert dies als ein Zeichen dafür, es würde weitergehen,
über den Ablauf der jetzigen Verträge hinaus. Ich sage, das
Geld hätte stattdessen in bessere Drehbücher und einen höheren
Produktionsstandard investiert werden sollen. Neue Landschaften
braucht die Lindenstraße nicht, wie Dresden eindrucks*los* bewiesen
hat. Vor allem braucht man sie nicht, wenn man niemanden hat, der
diese Landschaften zum Blühen bringt.
- Diese Folge war seit langem mal wieder fesselnd. So fesselnd,
daß das Internet-Team auf Anfrage zugeben musste, ihm
seien die Hände gebunden.
Wie lautet nochmal die Internet-Seite für Leute, denen
die Hände gefesselt sind?
www.houdini.com
- Irene Fischers Humor kam diesmal für mich nicht zur Geltung,
aber erfreulicher Weise bleibt in ihren Büchern Zeit für
ein wenig Beschaulichkeit, ein wenig Alltag. Zeit für Szenen,
die die Handlung nicht weiterbringen, aber das ganze abrunden,
wie Zetbee das Singen von Flip und Suzanne unter der Dusche
(wobei man von Flip viel mehr gesehen hat als von Suzanne) oder Lea,
die sich im Klo einsperrt und Majas Verstand damit an den
Rande des Urins bringt.
(Okay, beim zweiten Durchschauen, ich gebs zu, a bisserl Humor
hatte es dann doch).
- Alles zieht sich so ewig hin.
Früher hat man den Zuschauer mit spannenden Geschichten unterhalten.
Heute glauben sie, Spannung dadurch zu erzielen, daß sie Geschichten
NICHT erzählen.
- Ein bedauerlicher Trend:
Durch Pseudo-Anpassungen an den angeblich geänderten Zeitgeschmack,
durch krampfhafte Orientierungsversuche in Richtung Soap, schafft
man es, den Stammzuschauer, der sowas nicht sehen will und der
dies von der Lindenstraße auch nicht erwartet, zu vergraulen.
Anderseits gewinnt man aber auch keine neuen Zuschauer, weil
man das, was man zu erreichen versucht, noch viel weniger
beherrscht. Ähnlich dem Fahrradmanufakteur, der die Entwicklung
zum Motorrad nicht hingekriegt hat und nun gleich Autos bauen
will.
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Was die Welt bewegte (Fan-Kommentare)
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- "Die Lindenstrasse wird von Woche zu Woche peinlicher und
langweiliger!!!!" [Krümel]
- "Was um Gottes Willen war denn das heute wieder für
eine grauenvolle Sendung?" [Krolock]
Noch brennend interessanter jedoch Krolocks folgende Frage:
"Wo ist Frank Dressler, wenn sein Vater einen Rückfall hat?"
- Jedoch allenthalben Lob für Ludwig Haas in seiner Rolle als Trinker.
- Zum Dresden-Ableger:
-- "Die Handlung in Dresden finde ich voll für die Füße. Wer will
denn das sehen?" [Krolock]
-- "Der ganze Dresden-Dreh ist absurd und überflüssig." [Jogiboy]
-- "Die teilweise Verlegung des Spielortes in die Zone ist überflüssig"
[mike]
-- "Bitte lasst die Zonendrehs wech." [Kater Max]
- Zu Suzannes Phoneti(c)k:
-- "Susannes Sprache ist grauenhaft."
-- "Wie man mit so einer Sprache Schauspielerin werden kann, ist mir
auch unbegreiflich. Oder muss sie absichtlich so sprechen?"
[Norbert, Du warst auf dem Fantreffen. Kannst Du was dazu sagen,
wie die sonst spricht?]
-- "Dem Flip-Schwarm sollte man das Sprechen lehren."
-- "Das Sächsisch der Tusse ist niemals sächsisch, sondern eine Mischung
aus Sächsich, erzgebirgisch, holländisch und Timbuktu! "
-- "Liebestöter: Das Idiom der Oststudentin."
- Nicht ganz zu unrecht wurde bemerkt, daß Helga - im Vergleich
zu den Vorwochen - mit dem Drehbuch Irene Fischers einem
seltsamem Wandel unterworfen war. (Ach DAHER der Titel dieser Folge!)
Uns beschleicht der Verdacht, daß Irene Fischer gutzumachen
versucht, was ihr Alter-Ego Anna an Helga angerichtet hat.
Sigmund hätte seine Freud dran.
- SchneiderNörig, wurde diesmal nicht von Teresa
wachgebusselt, sondern von ein paar Takten John-Lennon-Musik,
was unseren 68er-Fan bewog, die Fangemeinde mit ausführlichen Chroniken
des Lebens John Lennons so wie die des Jahres 1968 zu quälen. Da lob ich
mir Hamlet, der, obwohl 69er-Fan, seine Nase nicht in jeden Scheiß steckt.
- Dschanni redefiniert dem Lesevölkchen was ein "Euphemismus" sei:
Wenn Lindeninfo Informationen zu Duschvorhängen gibt und Lindeninfo
diese Informationen als Informationen zu Duschvorhängen bezeichnet.
Wir halten uns da lieber an die bewährte Definition im Duden,
Bd. 5, Aufl. 23:
Euphemismus [gr.-nlat.], der
Wenn das Internet-Team zwei Wochen auf dringende Fragen wie
etwa nach dem Po-Double Marcellas keine Antwort gibt und dann
scheinheiligt, es dünkte, wir blieben lieber unter uns.
- Und da war da noch, daß die letzten Folge Wellen über die
bewährten Fanmailhäfen hinaus schlug:
-- in einer Newsgruppe beschwerte sich jemand, angeblich im
Auftrag des Verbandes der Treppenlifthersteller:
"Wir moechten hiermit entschieden
gegen die Darstellung von
Treppenliften in Ihrer Fernsehsendung
"Lindenstrasse" protestieren!
Der dargestellte Vorfall ist aufgrund
der von uns eingebauten Sicherheitsmassnahmen
so nicht moeglich.
Verband der Treppenlifthersteller
i.A. Kolskowski"
Als wenn jemand von der Lindenstraße diese Newsgruppe lesen
würde. Aber auch in der von der Lindenstraße gelegentlich
besuchten Fanmail (sehr gelegentlich, so dauerte es am Donnerstag nur
wenige Stunden um eine feindliche Mail auszumachen und zu einer
Null-Nummer zu degradieren) gab es ähnliche Stimmen.
NannyOgg schwang sich gleich als Wortführer auf:
"Bravo, Listra-Macher, das habt ihr mit dem Treppenliftsturz fein
hinbekommen. Jetzt werden noch mehr Behinderte und Alte als bisher
sich (nun verständlicherweise) weigern, diese sehr sinnvolle Erfindung
installieren zu lassen und zu benutzen, da man ja in der Serie mit dem
Anspruch der Realitätsnähe, "Lindenstraße", sehr schön gesehen hat,
wie gefährlich diese Konstruktionen sind. Statt dessen dürfen die armen
Verwandten wieder ran und Rollstühle sowie Menschen mühselig die
Treppen hinauf- und hinunterschleppen. Treppenlifte werden nicht so
gebaut, daß solche Unfälle möglich wären! Das war total daneben! In die
Ecke setzen und schämen!"
Da muß ich dann das Listra-Team aber doch verteidigen und mit einem
Lob aus seiner Ecke locken: Bitte mehr davon!
Und jede Wette, daß die nächsten Anfragen nach frei gewordenen
Wohnungen in der Lindenstraße von I.A. Kolskowski oder Nanny Ogg
stammen werden.
Nach der boden-losen Unverschämtheit mit dem Aufzug, war es nur
noch eine Frage der Zeit, bis etwas Ähnliches mit dem Treppenlift
passieren würde. Daß es just an dem Tag geschah, an dem ich
noch des Morgens in meiner Fernsehbeilage blätterte und mich
über eine selten doofe Werbung für Treppenlifte ärgern mußte und
noch so vor mich hindachte, da müßte mal der Ludwig ran, ist
natürlich eine besonders glückliche Fügung des Schicksals.
Geschickt aber auch, wie Irene Fischer eben dieses Gerät auswählte,
um den hoffnunslosen Fall Ludwigs zu versinnbildlichen.
Und ganz ohne Pyroterror.
-- Und dann waren da noch die Anhänger eines Barfuß-Forums, die sich
darüber freuten, daß bei "Ehrlich Reisen" Barfuß-Trecking-Touren
angeboten werden.
Man hätte Lust an einer solchen Tour teilzunehmen, ob man
mal an die ARD schreiben sollte, frug man sich.
Sehr angetan war man auch von Szenen, in denen sich Flip an den
Füßen popelte oder Klaus barfuß die Wohnung putzte und Flip mit
nackten Sohlen ein Fußbad in der Putzbrühe nahm.
Lindenstraße - Die neue Kultserie der Fuß-Fetischisten.
Praktisch, da braucht man die alteingesessenen Fans nicht mehr.
Sag zum Abschied leise Serfuß.
- Sehr viel Freude hat mir die "Vereinigung der alternativen
Lindenstraßen-Autoren" in Freaks Spoiler-Forum bereitet.
Siehe: http://www.creatures.org/spoiler/archiv/20000717.html.
(Von unten nach oben zu lesen.)
Diese Ergüsse gehören auf jeden Fall in Franks Regallager.
- Das Völkchen träumte die Tage ganz unverblümt und öffentlich
von den alten Figuren, die es heutzutage mit ihren charakterlichen
Ausprägungen in der Lindenstraße so alle nicht mehr gäbe.
Wahrlich, aber ich sage Euch: Ihr träumt von den alten Autoren,
denn die waren es, die den alten Figuren Wort und Tat verliehen.
Straubts mir!
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Presse
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- Diesmal von hochoffizieller Seite. Das Pressebüro lancierte
Meldungen über neue Kuhlissen, sogar der News-Ticker
der focussierenden Laberbacke Mark Wart verdingte sich als
Überbringer der Nachrichten. Ob guter oder schlechter, man wird's
erleiden.
Ohne die Kulissen gesehen zu haben: aber Marienhof, ick
hör Dir trapsen! Bespielbare Innen- und Außenkulissen,
mit ner Passage die das "KinoCenter" beherbergert. (Nach
Kapostrophen wie "Olaf's Schuhstüberl" hält nun auch noch
bahndeutsch in der LindenStrasse einZug. Elisabeth, gell,
Du würdst jetzt mit mir was kotzen?)
Produktionsleiter Andreas Habermaier sieht im Neubau
jedenfalls eine Investition in die Zukunft der vom WDR
in Auftrag gegebenen Serie:
"Wir werden das Vertrauen des Senders mit spannenden und
unterhaltsamen Folgen rechtfertigen."
Man, der zaubert aber ein As aus dem Huth!
Wir ertragen schon kaum all die spannenden und unterhaltsamen Folgen,
die man uns letztes Jahr versprochen hat.
- Florian Illies, Feuilletonredakteur der FAZ plaudert in
seinem Buch: "Generation Golf. Eine Inspektion" über unsere
Jugend, eine Zeit in der die Diskussion um Geha- oder
Pelikan-Füller den Schulalltag bestimmte.
Ein Register im Anhang listet die wichtigsten Begriffe der
Achtzigerjahre auf: von "Lindenstrasse" bis Waldsterben.
Die Frage, was schlimmer ist, läßt Illies unbeantwortet.
- In Marketingfragen hat HWG durchaus noch ein feines
Näschen. Anstatt Bericht, Bilder und Interviews des
Sommerbetriebsausflug des Listra-Teams als Gimmick für die
Internetbesucher von www.lindenstrasse.de ins Netz zu stellen,
und die Fans so für ihre - trotz unerträglicher Ladezeiten - Treue
zu belohnen, wird das Fest durch einen Exclusiv-Vertrag
mit einer TV-und-Spielfilm-Zeitung refinanziert.
Nachdem es andere vormachten, kam das Internetteam nicht umhin,
wenigstens mal einen Link auf die Seiten von TV-Spielfilm zu setzen.
Zu loben ist auf jeden Fall, daß sich das Listra-Ensemble bei einer
internen Veranstaltung überhaupt durch Kamera und Mikrofon -
teilweise bei schon weit fortgeschrittenem Alkoholisierungsgrad -
stören ließ und uns interessante Einblicke gewährte.
Wenn auch über Umwege.
Kann man andererseits aber auch verstehen, daß Lindenstraßen-Fotograf
Thomas Kost kein Selbstverächter ist und anstatt den Knipsemax zu spielen,
sich lieber dem Buffet widmete, noch bevor es kalt wurde und seinen
Job den Kollegen von der Print-engarde überließ. (Garde? Naja...)
Vorschlag zur Güte: das nächste mal ein kurzer Anruf
und Hamlet wäre gerne bereit, den bildtechnischen Teil
einer solchen Veranstaltung zu übernehmen. Mamillientechnisch
müßte zwar die eine oder andere Lindanerin vorher noch dem
Miederschutzbund beitreten, aber was tut man nicht alles für
die lieben Fans.
[Gar sinnig, daß Hamlet nach Verfassen dieser Zeilen
seine kost-baren Meisterstücke bei Cantra exhibitionierte:
http://www.creatures.org/hamlet ]
Wie gesagt, Dank ans Ensemble, das sich sogar noch beim Betriebsausflug
mit Mikrofonen in der Nase bohren zu ließ.
Dem Ton einiger Antworten nach zu urteilen, wäre man - verständlicher
Weise - doch lieber unter sich geblieben.
*dankdankdank*
[Wer den Bericht noch nicht kennt: http://www.tvspielfilm.de/specials/lindenstrasse]
- Auf ebiger Veranstalung beschwerte sich Serienmogul HWG
über les miserables Wiederholungsplätze der Lindenstraße in den
dritten Programmen. Recht hat er. Aber weiß er auch, daß es
gerade sein Haussender WDR ist, der den Zuschauervogel damit
abschießt, die Lindenstraße nachts um halb zwei zu wiederholen?
Soviel zum Thema Vertrauen, daß der WDR noch in die Lindenstraße
setzt.
Aber ich muß aufpassen, daß ich nicht dem Gast im Restaurant
gleichkomme, dem das Essen nicht schmeckt und der sich dann noch
über zu kleine Portionen beschwert.
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Videotext-Untertitel
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- Dass eine meiner Hauptforderungen bisher unerfüllt blieb, gemahnt
mich, meine Abo-Abbestellung zu erneuern. Warum, Verheerschaftszeiten,
gibt man der Untertitel-Werkstatt kein Personenverzeichnis mit
auf den Gehörweg? Die sind ja tauber als deren Zielgruppe.
Wieso muß ich immer wieder so Peinlichkeiten lesen wie zum Beispiel
"Chanan" oder "Paola"? Da gebe ich jedesmal was von mir, das den um
mich weilenden bulemieschen Damen ein "Respekt" abnötigt.
Und das, wo die Untertitel wegen der schlechten Tonqualität immer
wichtiger werden. Auch die Barfüßer beklagten, man hätte das
Angebot der Trecking-Touren kaum verstehen können.
Da ich mir nicht vorstellen kann, daß ein so gestandenes Team
wie das der Lindenstraße auf Dauer unfähig ist, einen gescheiten
Ton abzumischen, steckt wohl Methode dahinter. Und tatsächlich
gehen Gerüchte, das Lindenstraßen-Merchandising plane, den Ton
jeder Folge sauber auf CD zu pressen und neben Fahrrad und
Sammelkarten im Listra-Shop anzubieten.
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Rückblick des WDR
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- Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Rückblicke auf der Off
werden immer besser. So gut, daß man es nicht nötig hat,
auf Fehlerhinweise zu reagieren. Ich habs schon vor
längerem aufgegeben. Andere ereifern sich mehr. Viel
Erfolg dabei.
- Positiv anzumerken ist, daß der offizielle Rückblick einige
Unzulänglichkeiten der Inszenierung auszubügeln versucht.
So lesen wir zum Beispiel:
"Helga schwant, dass es die pure Existenzangst Erichs ist,
wenn er ausgerechnet in dieser Situation zu ihr zurück will."
Das mag von den Autoren vielleicht bedacht worden sein, in
der entsprechenden Szene kam aber überhaupt nicht rüber.
Dank Rückblick wissen wir es nun.
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Seltsames, Ungereimtheiten, Fehler, Fragen, Bemerkungen
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- Erich muß Helga erst einen Brief schreiben, um zu fragen, warum sie
eine Woche nicht ins Büro gekommen ist? Telefon kaputt? Auf
einmal der Weg so weit?
Helga kommt eine Woche nicht ins Büro? Wo sie letzte Woche
noch erzählte, wie sehr sie es vermissen würde?
Nochmal!
- Übrigens: Helga und Erich sind verheiratet. Droht uns nun
ein ähnliches Ignorieren dieses Umstands wie es bei der
verheirateten Valerie der Fall ist? Warum tut man sich in
der Lindenstraße mit einer zünftigen und konsequenten Scheidung
so schwer? Ludwig/Tanja reden seit 200 Folgen von Scheidung,
ohne, daß sich etwas in dieser Richtung tut. Was droht uns
nun mit Helga und Erich? Anstatt, daß man da mal voran macht,
wird Erich noch in einem Jahr um Helga betteln.
Was für ein Gewürg (tm).
- Decken wir den Mantel des Schweigens über die unsägliche
Ist-alles-in-Ordnung-Erich-Ach-Canan-was-haben-Sie-für-ein-
entzückendes-Kleid-an-Mit-ihrer-süßen-Figur-können-Sie-alles-tragen-
Ah-hallo-Olli-Tschüß-Olli-Was-für-ein-netter-junger-Mann-Szene.
Und möge der Mantel auch Canans von 190 auf 70 reduziertes Kleid
bedecken. (Waren das jetzt die Maße oder der Preis?)
- Liebe Türken, der Sommerschlußverkauf starts right now.
- Klar, wenn es bei mir morgens um sieben klingelt, und niemand
vor der Wohnungstüre steht, laufe ich im Bademantel ins Treppenhaus
und luge den Schacht herrunter ob ich vielleicht noch jemanden sehe.
Und wenn ich niemanden sehe, dann gehe ich zurück in die Wohnung und setze
den Maja-wundert-sich-Gesichtsaufdruck auf. Auf die Idee, daß
da vielleicht jemand unten auf der Straße vor der Haustüre steht
und nicht reinkommt und ich ihm vielleicht mal aufs Köpfchen drücke oder
ich wenigstens mal übers Haustelefon nachfrage, ob da wer ist, komme
ich als Trine Maja ja nich.
- Es ist natürlich lächerlich, oder traurig, daß man Ludwig
Wochen nach seinem Rügfall immer noch Alkohol in der Wohnung
suchen läßt.
- Frühstück in Dresden:
Man geht doch nicht Berge von Brötchen holen und fragt erst
wenn man zurückkommt, ob die anderen schon gefrühstückt haben.
Das spricht man doch vorher ab, zumal Suzanne nach eigener Aussage
mit dem Gedanken aufgewacht war, mit Flip frühstücken zu
wollen. Flip saß ja nun schon eine Langeweile in der Küche herum,
machte sich erst nützlich, gähnte sich dann einen ab. Wieso hat
Suzanne ihn da nicht fragen können?
Ist sie so früh losgezogen, weil sie die Brötchen wieder im 500 km
entfernten Cafe Bayer holen war, wie uns neulich die Brötchentüte glauben
machen wollte?
(Ist schon witzig, wie sich auch einige andere, bekannte
Küchenrequisiten urplötzlich in Dresden wiederfinden.
Besonders die Corn-Flakes-Packungen von Brüggen sind immer
wieder ein Ansponsorn, genauer hinzuschauen.)
- Wieso holt Suzanne Brötchen, wenn es einen Moment später doch
nur um den Zupfkuchen geht?
- Wieso muß Flip zum Frühstücken duschen?
- Flip sagte zu Klaus: "Pardon, ich wollte nicht stören", als Klaus
sich freudig den Kaffee schnappt. Die Bemerkung passte in diesem
Moment so überhaupt nicht. Wenns der Darsteller schon nicht merkt, warum
die Regisseurin nicht?
- Dito die nächste Szenen mit Horowitz und Berta, wo Bertas Erwiderungen
überhaupt nicht zu den Beschwerden der Horowitz passten und die
Beschwerden der Horowitz nicht zur Szene.
Auch wurde richtig bemerkt, daß Berta sich nie so leicht von der
Horowitz hätte abhalten lassen, nach Ludwig zu schauen.
Stimmt, aber es war auch nicht die Horowitz, die Berta abhielt.
Laut Drehbuch sollte Dagdelen Berta schleunigst auf andere Gedanken
bringen, indem er sie zum Einholen der Laborwerte antrieb. Einzig
diesen dramaturgischen Zweck hatte der seltsame Auftritt des Doktors.
Allein, es kam mal wieder nicht rüber.
- Wie nachher trotzdem Bertas Blumen den Weg zum Doktor schafften,
nun, im Zweifel wurden sie von der Horowitz gefleurobbt. Wo aber die
Szene aus dem offiziellen Rückblick geblieben ist,
in der Berta dem Doktor dann doch einen Besuch abstattet, wissen vermutlich
nicht mal die Götter. Umso erstaunlicher das ganze, da es diesmal
keine Aktualisierung gab. Der morgendliche Radiokommentar zum gerade
stattfindenden Prozeß wegen des Synagogenanschlags war nur akustisch
drübergelegt.
Gerne greife ich hier aber nochmal den Vorschlag eines getreuen
Fanmailers auf:
"Kann man nicht alle einer Aktualisierung zum Opfer gefallenen
Szenen im Rahmen einer ernstzunehmenden Fanbetreuung auf der Off
anbieten? Wo Trailer gehen, geht so was auch."
*Unterschreib*
- Natürlich kann man aus einem Treppenlift fallen, wenn man sich
unter den Haltebügel vorbeugt und dabei den Halt verliert, noch
dazu, wenn man beim Versuch, sich festzuhalten, die Sitzverriegelung
des Rollstuhls (nicht des Lifts) löst, wie bei Ludwig geschehen.
Wie der Rollstuhl dann zu seinem Achter im Rad kam, obwohl er
sichtbar vom Haltebügel zurückgehalten wurde, ist allerdings
mal wieder einen Frage, die nur das Special-Effect-Team beantworten
kann. Aber das hat man ja in den wohlverdienten Sommer-Urlaub geschickt.
Der erste Schritt in die richtige Richtung. Beurlauben ist dann der
nächste. Aber zu befürchten steht, daß die Pyrotechniker schon jetzt
planen, wie man das Astor fernsehgerecht zerlegt.
- Sehr originell: Erich versuchts mal wieder mit einem riesigem
Blumenstrauß.
Das Dumme an Klischees und Marotten (hier nicht Erichs, sondern
die der Autoren) ist, daß man sie mit den anderen Autoren nicht
absprechen kann, weil man sich ihrer selbst gar nicht bewußt ist.
- Was haben sie mit Onkel Franz vor? Mit Haferschleim abfüllen,
wo wir doch seit letzter Woche wissen, daß er am liebsten Brennnesseln
und alte Schuhsohlen ißt. (Um mal wieder eine von Lotzes/Feuersteins
Onomatopöien zu verwenden: Würg
[siehe auch "Die Geschichte des Deutschen MAD"].
- Was reitet Helga, folgenden, völlig unmotivierten Schwachsinn
über Olli von sich geben: er sei zwar ein netter junger Mann,
aber wohl keiner fürs Leben.
Das stand ja nun auch in keinerleier Weise zur Debatte. Was sollte das
also?
Fiel in die Kategorie "Wir üben Überleitungen", denn als
nächstes läßt man dann Erich zu Helga sagen: "Apropos,
Mann fürs Leben, Helga, ich muß unbedingt mit Dir reden"
Das ist Drehbuchvorschule.
- Es ist ein Schwachsinn ohne Gleichen, daß eine Bürokraft
wie Berta bei der medizinischen Versorgung eines Patienten,
(hier: das Einwickeln eines Handgelenks) assistiert. War nur
nötig, um den Zuschauer dramaturgisch einzuwickeln und ihm
einen der unsäglichsten Dialoge seit langem zuzumuten.
Da streiten sich die Horowitz und Berta um... ja, um was eigentlich?
Wer Ludwig pflegt? Wer sich mehr um ihn kümmert? Daß
es nicht so leicht sei, jemanden vom Alkohol wegzubekommen?
Was auch immer, der Regie ist es wieder einmal - wie so oft in
den letzten Wochen - nicht gelungen, die Absichten des Drehbuchs
zu vermitteln.
Und wenn ich daran denke, wie man früher das Thema "Ethanolabusus"
behandelt hat, dann ist die Qualität der derzeitigen Drehbücher mit
ihren immer wiederkehrenden Will-Whiskey-Aufgüssen auch nicht viel besser.
- Hamse wenichstens Dresslers Armbanduhr miteinjejipst?
- Die Banalität, die Seichtheit, Hilflosigkeit und Ideenlosigkeit
der Autoren wird deutlich daran aufgezeigt, daß sich aktuelle
Probleme stets in dem Frage-und-Antwort-Spiel
"Ist alles in Ordnung?" - "Ja!"
erschöpfen.
(Wie neulich schon jemand bemerkte: als wenn HWG für diese Floskeln
eine Prämie ausgesetzt hätte).
Gerade hier zeigt sich deutlich, wie sich schlechter Stil, der
den Autoren selber nicht bewußt ist, negativ bemerkbar macht,
indem diese Marotten in munterer Folge aneinander
gehäuft werden. Hier wäre dringend eine Person angeraten, die
über all die Bücher nochmal drüberliest und die Marotten an
den Wurzeln packt. Aber wenn schon niemand die Innenrevision
beherrscht, also niemand die Mängel in einem in sich abgeschlossenen
Drehbuch peilt, wie hoffnungslos sieht es da erst bei der
drehbuchübergreifenden Gesamtrevision aus?
Natürlich katastrophal, wie uns das Beispiel eines Flips zeigt,
der noch in Folge 755, nachdem er von Klaus erfahren hatte, daß
Suzanne blutend wie ein kleines Steak nach Hause gekommen war,
Suzanne in der Bibliothek heimlich zwei (!) Stunden lang wie ein
verliebter Pennäler beobachtete, bis diese am Ende von ihrem Prof
abgeholt wurde.
Und nun will man uns glauben machen, Flip kenne diesen Mann
nicht, hätte ihn nie gesehen, ja käme nichtmal auf den Gedanken,
daß es vielleicht ihr Prof sein könnte.
Da weiß doch wieder die eine Autorenhand nichts von der anderen.
Das ist so unprofessionell und ärgerlich, daß einem die Worte fehlen.
- Was für ein Studentenbild wollen HWG und seine Riege uns vermitteln?
Eine WG ist eine Wohngemeinschaft und kein Synonym für HWG.
Was soll der Krampf?
Und wer soll die Geschichte mit dem wöchentlichen Fresspaket
glauben, das Suzanne von ihrer Mutter geschickt bekommt?
Fehlt nur noch, daß die Mutter im Westen wohnt und ihrer Tochter
auch noch Kaffee, Schokolade und Bananen schickt. Das würde
hervorragend zu dem bisher vermittelten Ost-West-Bild passen.
Das ist doch alles lächerlich. Und unlogisch dazu, wo doch Suzanne einige
Male hat durchsickern lassen, daß es mit ihrer Familie gar
nicht so zum besten bestellt ist. ("...von so einer Familie wie
Deiner habe ich immer geträumt...", "WG ist wie Familie, nur ohne
den ganzen Scheiß, der dranhängt...")
Da kommt sowieso noch was nach, Suzannes Mutter wird viel zu
oft erwähnt und Sätze wie Klausis "schau Dir immer die Mutter Deiner
Angebeteten an. Irgendwann wird Deine Alte genauso sein." sind viel
zu un-pc, als daß man sie ohne Zwang ins Drehbuch nähme.
- Apropos Familie und Mutter: Flip soll es allen Ernstes geschafft haben,
seine Lügenstory von ner zickigen Schwester, ner adligen Mutter und
nem Schloß im Familienbesitz ein Vierteljahr durchzustehen, wo
er in Wirklichkeit keine Schwester hat, sein Vater von seinem
Bruder ermordet wurde und die Mutter gerade noch vor Gericht stand
und nun arbeitslos ist und ständig anruft? (Und anscheinend immer
nur Klausi am Telefon hat, aber nie Suzanne?)
Diese Suppe ess ich nicht!
- Klar, wenn bei Rosi & Co. das Telefon klingelt, geht wie selbstverständlich
Tanja dran. Schließlich wohnt die ja am längsten in der WG.
Und wieso dutzt Tanja Rosi? Um es mit d.r.t.l. zu sprechen: waren
die schon zusammen im Bett? Da gehts ja wohl noch enger zu als man glaubt.
- Wenn Suzanne ihren professablen Liebhaber, der ihrer Forderung
nach was auch immer anscheinend nicht nachkommt, im Streit abkanzelt,
wieso muß sie ihm dann noch hinterherrennen, wenn er sich wie ein
kleiner Schuljunge davonschleicht? Es war doch anscheinend alles gesagt.
Und wieso muß sie sich dann noch ihr Täschen Marke Olympia '72
(nur, daß damals die Farbe pink noch nicht erfunden war) schnappen?
Was war da drin?
Argumente? Verbandszeug?
- Dieser Professor, der vor Suzanne - wenn auch nur mit Anstrengung durch
die Tür zu hören - stammelt, er wisse nicht, was er tun solle, er hätte
alles versucht, und der dann vor lauter Verzweiflung und Hilfosigkeit wie
ein kleiner Flipjunge sich auf und davon macht, das soll gleichzeitig
derjenige sein, der Suzanne in einen bluttriefenden, blauäugigen Zustand
versetzt?
- Wer nicht fragt bleibt dumm.
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Fazit
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Kein Kommentar
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Autoren
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Bossa Nossek, with a little help from his friends.
"Ich kenne die Namen, aber ich nenne sie nicht."
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Apologies
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- Sorry, wenn dieser Nicht-Kommentar mit zweiwöchiger Verspätung
erscheint. Es lag an der Qualität der Folge und dem
damit verbundenen Arbeitsaufwand.
- Die ein oder andere Anspielung wird nicht jedem erhellend
am geistigen Horizont aufgehen. Mein Lesetorium ist der
Gelbe Salon [www.creatures.org/listra], auch wenns noch
anderweitig verbreitert wird.
Feel free to frag me.
Bossa Nossek
nossek@creatures.org
-%-
[Release 1.0]