Bossas Lindenstraßen-Annotationen
Bossas Lindenstraßen-Annotationen
"Gott behüte Dich!" (719)
Sendetag: Sonntag, 12.9.99, wegen Landtagswahlen erst um 18:50
Spieltag: Donnerstag, 9.9.99
Kurzinhalt:
- Helga eröffnet zusammen mit Canan das Reisebüro neu.
- Vasily gibt John 100.000 DM, damit dieser verschwindet.
- Hajo und Berta sprechen über ihre Hochzeit.
- Hajo erwischt Fausto beim Liebesnackt in Isoldes Wohnung.
Für einen ausführlichen Rückblick seht bitte:
http://www.lindenstrasse.de/demnaechst/archiv/719/rueck719.html
Cliffhanger:
- Eine mexikanische Musiker-Truppe erbittet von Hajo und Berta
Unterschlupf.
Auflösung des letzten Cliffhangers:
- Erich hat tatsächlich seine Sachen gepackt und ist alleine nach
Irland gegangen.
Erklärung des Folgentitels "Gott behüte Dich!":
- Dies sprach Mary zu John, als er sie mit einem Messer bedrohte.
Mary sagte dies auf deutsch, aber Gott versteht wohl alle Sprachen.
Abspann:
- Ziemlich schlampig diesmal.
Folgende Personen wurden genannt, obwohl sie gar nicht zu sehen waren:
-- Tanja
-- Urszula
-- Ute Weigl (Friseurgehilfin)
- Dagegen wurden nicht genannt, obwohl ich sie trotz der
Wahlrunterrechnung (aus SPD-Sicht) gesichtet habe:
-- Fausto (Antonio Paradiso)
-- Pedro (Daniel Rodriguez)
-- Schöne Unbekannte, ganz schön unbekannt-verzogen, wie sie Isoldes
Wohnung zum Treib-Haus macht.
Buch: Hans W. Geißendörfer
Regie: Claus Peter Witt
Quote: 4,53 Mio 23,7% Marktanteil (Momentane Einpendelquote)
Schuld für die schlechten Quoten sollen laut HWG der
Sommer, der Fußball sowie das starke Konkurrenzprogramm sein.
Mein Statment dazu: Sommer hats schon immer gegeben, das erklärt
nicht, warum die Quote dieses Jahr so schlecht ist. Die Fußball-
sendung auf SAT1, die seit ein paar Wochen etwa zeitgleich
zur Lindenstraße ausgestrahlt wird, hat sich bisher in der Quote
nicht niedergeschlagen. Das Konkurrenzprogramm kann auch nicht
schuld für die schlechte Quote sein, da der Marktanteil über-
wiegend konstant geblieben ist. Das heißt, die ehemaligen Linden-
straßengucker schauen nicht was anderes, sondern sie schauen
um diese Zeit gar nichts. Genau wie ich es auch machen würde.
Ich denke, es gehört nicht viel dazu, zu erkennen, dass die
Ursachen für die schlechten Quoten woanders zu suchen sind.
Damit die Suche nicht zu aufwendig wird, liefere ich Woche
für Woche wunderbare Fundstellen.
Musik:
- Schön diesmal:
-- Ein nettes mexikanisches Ständchen
(und das Gitarrenspiel wirkte ausnahmsweise echt)
-- Nettes Inflagranti-Thema für Fausto.
(Was wären wir ohne Jürgen Knieper).
Zitate/Humor:
- Onkel Franz über Isolde: "Dass diese Frau in meinem Alter noch
so gut aussieht!"
- Vasily, als er das Rauschgift in den Ausguss kippt:
"Falls da irgendwo in den Röhren ein paar Kakerlaken hocken,
werden sie den Trip des Jahrtausends erleben."
(Fehlte als Hintergrundmusik nur noch "Leise rieselt der Schnee" :-)
- Hajo zu Isolde, die er vor ihrer Wohnungstür trifft:
"Ah, Frau Pavarotti, das trifft sich gut, ich wollte gerade zu ihnen."
Isolde: "Guten Tag, ich wolle auch grad zu mir."
Maxl der Woche:
- Erneut gab es breitflächige Wahleinblendungen. Entgegen der
Ankündigung, nur bei wichtigen Neuigkeiten zu informieren, wurde
diesselbe Prognose zweimal unverändert eingeblendet.
Infos:
- Manoel hat seine Farm verkauft und arbeitet nun in einer Molkerei.
Er hat eine Freundin.
- Erich ist nicht länger Helgas Partner.
- Isolde scheint mit Fausto liiert zu sein.
Schmankerl:
- Nette Anspielung, dass Onkel Franz ausgerechnet in dem Moment
mit Hamburgern ankommt, wo von Erich die Rede ist. Es ist kein
Geheimnis, dass Hamburger zu den Lieblingsgerichten des Erich-
Darstellers Bill Mockridge zählen. Allerdings macht eine
Küchenschürze noch keinen Burger-King, lieber Onkel Franz!
Ein Hamburger besteht eben nicht nur aus einer Frikadelle
und auch ist der Brätling nicht schwarz, mag er noch so
weich und würzig sein. Onkel Franz hätte gut daran getan, sich
vorher das Original-Bill-Mockridge-Hamburger-Rezept zu besorgen.
Es steht zum Beispiel unter:
http://www.wdr.de/tv/kindkegel/inhalte/981216_4.html
Kommentare:
- Man brauchte gar nicht bis zum Abspann zu warten, um zu erkennen,
dass dies ein Folge von HWG selber war. Zwei Leuten den Satz
"Ich wäre ihnen auch für den Rest meines Lebens gram gewesen"
in den Mund zu legen, das macht wohl sonst niemand.
Es sollte vielleicht humorig wirken, war letztlich aber doch sehr
gekünstelt, wie überhaupt sehr viele Dialoge sehr konstruiert,
gestelzt und abgehoben wirkten.
Siehe Sätze und Wörter wie:
-- "Mein momentaner Liebhaber... der meinige ist doch ein paar Jährchen
zu jung... Also, ich glaube, er ist schon ein paar Jährchen zu jung."
-- "Trauzeugenschaft"
-- "Ich will ihre Ehe bezeugen."
-- "Ja, ich sage ja. Und ich sage gerne ja."
-- Dressler zu Berta:
"Ich bin ja äußerst gespannt, was sie mir *vorzutragen* haben."
-- "Mehrjähriger Probelauf" - "Die Aufführung wird ein Erfolg"
[gemeint war die Ehe]
In meinen Ohren spricht so niemand und die Darsteller hatten stellen-
weise wohl auch Probleme mit dem Text.
Vieles war aber auch nicht stimmig. So hätte ich an Isoldes Stelle
erstmal gefragt, wann die Hochzeit denn überhaupt sein soll, bevor
ich mit Freuden ja sage und im Geiste bereits mit dem Koch das Menu
durchgehe. Auch Isoldes Frage: "Und warum sollten wir nicht ein
Lied für Frau Griese einstudieren?" war für mich nicht
stimmig. Das klang so, als wenn Hajo dies bereits vorher einmal
abgelehnt hätte, was aber nicht der Fall war.
- Und bei HWG kann ich die Rubrik "Zitate" immer noch gleich um den
Zusatz "/Humor" erweitern. Die Folge war insgesamt sehr humorig.
Im Kleinen, ohne großen Klamauk. Hajo war süß, hängt vor der Ehe
schon mehr ab als manch anderer im 10. Ehejahr. Zu nichts
mehr zu getaugen, nur noch ein paar köstliche Kommentare
aus dem Sessel heraus abgebend, wie etwa:
"Aber erstmal was anziehen." oder
"Ich denk, der is müde?".
Fein, fein!
- Auch die Spannungsbögen im Kleinen waren nett. Man vermutet natürlich
die ganze Zeit, dass Hajo einpennt und Pedro dann Berta im Cliff zeigt,
dass er keinen Hanger hat. Stattdessen Pueblo-People im Treppenhaus.
Damit hat niemand gerechnet. Das hatte was.
Oder Vasily, wie er mit seinem Honigkuchenmaul bis über beide
Ohren grinst und Mary noch was wichtiges zeigen will. Jeder glaubt,
dass man nun gleich (und endlich!) erfahren wird, woher Vasily das
Geld für John wirklich herhat, stattdessen will er Mary nur einen
Tanz zeigen.
- Gut auch, dass aufgeworfene Fragen auch beantwortet wurden.
Wovon lebt Hajo eigentlich? Ah, er muss also vor der Hochzeit noch
einiges an den Modellen arbeiten. Es gab einige solche Einbauten,
die mir recht gut gefallen haben, die ich jetzt aber nicht en Detail
aufzählen kann. Bei der Sache mit Pedro ist es aber wohl ein bißchen
in die Hose gegangen. Zunächst fragte man sich, wieso Manoel, der
selber kein Geld hat, um zu kommen, Geld dafür hat, jemanden an seiner
Statt zu schicken. Dann gab es die Erklärung, dass Pedro bereits
öfter während des Sommers in Deutschland Musik gemacht hätte. Es
klang bisweilen so, als wenn sich Pedro sowieso bereits in Deutschland
aufgehalten hätte und von Manoel nur aus der Ferne engagiert worden
wäre. Im Prinzip eine nette Methode, die HWG in dieser Folge öfter
angewendet hat: Den Zuschauer erst was Falsches glauben lassen, dann
aufklären. Aber wenn man sich die Pedro-Szenen genauer betrachtet,
dann muss man wohl doch glauben, dass Pedro extra von Manoel nach
Deutschland geschickt worden ist. Und damit wird das ganze doch
extrem hahnebüchend, genau wie die später Einlaß begehrenden
Montezuma-Buams.
- Was in einem Artikel im "tagesspiegel" stand, nämlich, dass die
Episoden der Lindenstraße gewissermaßen Einzelstücke bleiben,
da die Autoren - im Gegensatz zu einigen Daily-Soaps - nicht im Team
zusammenarbeiten, zeigt sich gerade in letzter Zeit recht deutlich.
HWG scheint in letzter Zeit immer zwischen den Autorenwechseln
ein, zwei Folgen beizusteuern. Das letzte Mal ging's bei ihm
auch um die Hochzeit von Berta und Hajo. Stellenweise sah es
aus wie Drehbuchrecycling. Champagner-Frühstück und die Kleiderfrage.
Das hatten wir doch schonmal. In der ganzen Zeit dazwischen
(anderer Autor) hatten Hajo und Berta keine Handlung.
Wer die Lindenstrasse nicht so oft schaut, der wird
total verdutzt sein, zumal es überhaupt keine Entwicklung in Richtung
Hochzeit von Berta und Hajo gab. (Berta hatte sie zuvor sogar immer
abgelehnt.) HWG läßt dann eines Morgens Berta aufwachen, *ZACK*,
die beiden sind verlobt. Viertel Jahr nichts. *ZACK* Die beiden
heiraten. Da fehlt mir was. Mir ist auch schleierhaft, wie HWG
die Quote wieder auf 8 Millionen bringen will. Das hieße doch,
dass etwa 3 bis 4 Millionen Zuschauer neu hereinfinden müssten.
Aber es blicken doch nicht mal die durch, die jede Woche schauen.
Ähnliches in puncto vermeintliche Liebschaft zwischen Fausto
und Isolde. Da gabs irgendwann mal vor einem viertel Jahr eine
Schwärmerei von Isolde für Fausto und nun will Fausto sich umbringen,
wenn Hajo was von seinem Tete-a-Techtel verrät? Da denke ja sogar
ich, ich hätte einen an der Klatsche und ich schau jede Folge
mehrfach. Wäre es nicht irgendwie sinnvoller gewesen, zunächst
einmal Fausto mit Isolde auf den Teppich zu bringen?
- Gerade in Hinblick auf HWGs Interview mit der BZ, wo er meinte:
"Egal was kommt, nur der Quote wegen werden wir nie eine nackte
Hintern-Serie." wirkte diese Folge natürlich reichlich krass.
Schließlich gab es reichlich nackte Hintern zu sehen. Einer schöner
als der andere, vor allem der weibliche. Um mich nicht falsch
zu verstehen, in der Lindenstraße gab es immer schon Nackedeis,
(der erste Nackte war übrigens uns lieber Wolf Drewitz!) und sie
gehören in meinen Augen - in der bisherigen Form der Darbietung -
auch dazu. Deswegen verstehe ich HWGs Seitenhieb auf die Soap-
Konkurrenz nicht. Zumal sich diese bei weitem züchtiger präsentieren
als die Lindenstraße. Da wird zum Beispiel äh Beischlaf schön brav
die Unterwäsche anbehalten.
- Und wo wir gerade die Presselandschaft bereisen:
HWG spricht immer nur zu den Medien, nie zu den Fans.
Wenn die Artikel sowieso schon bei den Anbietern (BZ, TVmovie)
im Netz stehen, warum werden die Fans nicht darauf hingewiesen
oder die Artikel gleich verlinkt?
Was die Welt bewegte (Fan-Kommentare):
Allgemein verhalten-zustimmender Tenor:
- Halbwegs erträglich. [Standesbeamte]
- Die Folge war aber nicht schlecht. [Wolf]
- Ich fands garnicht so schlecht gestern. [Baba]
- Ich fand die Folge gestern ziemlich klasse! [Tango]
Nur Jenny und Marcus tanzen wieder aus dem Rahmen (brav so):
- Bin ich die einzige, die die gestrige Folge mal wieder ziemlich
bloed fand?
- Ich habe den Eindruck, die Autoren haben da einen neuen Sport:
"Wie veräppel ich meine Zuschauer am besten?"
"Das wird immer unrealistischer!!!!"
Sonstige Meinungen:
- Lestat: "Wenn das Schicksal der Ogonis von diesem Knalldeppen John
abhängt, dann sollen sie doch glücklich sein, dass er gerade nicht in
Neidschiria ist."
- spike: "Und hat Fausto keine eigene Wohnung mehr oder warum vögelt
er die "alte Bekanntschaft" aus Italien auf Isoldes Wohnzimmerteppich???"
- Rascha: "Wieso kommen die Musiker schon zwei Wochen vor der Hochzeit?"
Videotext-Untertitel:
- Erneut war eine Akropolis-Szene komplett ohne Untertitel.
- Dass man in Hajos Erklärung an Fausto, dass Frau Pavarotti ihren
elektronischen Schlüssel nicht finden könne, ausgerechnet das
Wort "elektronisch" im Untertitel wegließ, war umso blöder,
als man wenige Augenblicke später Isoldes Schlüssel in der
Tür stecken sah.
- Die aktuelle Szene mit dem Rückblick auf die Wahlergebnisse
in Brandenburg war natürlich auch nicht untertitelt.
Rückblick des WDR:
Quelle:
http://www.lindenstrasse.de/demnaechst/archiv/719/rueck719.html
- Stellenweise wurde versucht, Erläuterungen die eigentlich
in die Dialoge gehört hätten, im Rückblick nachzureichen.
So heißt es zum Beispiel: "Gut auch, daß Helga die notariell
eingetragene Besitzerin von "Ehrlich-Reisen" ist." Das
stimmt zwar, aber aus Folge 719 wissen wir das nicht.
- Im Rückblick heißt es: "Besonders Tochter Marion meldet sich in
letzter Zeit wieder häufiger aus Paris." Das hat Helga lediglich
gesagt. Ob es stimmt, weiß man doch überhaupt nicht. Gesehen haben
wir davon jedenfalls nichts. Vielleicht hat Helga dies nur erzählt,
um vorzutäuschen, sie würde gebraucht.
Können wir daraus, dass die Rückblicker die Sache sofort als Tatsache
hinstellen, vielleicht ableiten, dass mit Marion noch was nach-
kommt? Neue Entwicklungen haben sich in letzter Zeit ja immer
in diesem Stil angekündigt.
- In Hinblick auf die Schlussszene mit den vielen Musikern im Treppen-
haus heißt es im Rückblick:
"Einer von ihnen erklärt, daß auch sie von Manoel engagiert worden
seien. Und fügt hinzu, daß Manoel darüber hinaus gesagt habe, sie
alle könnten bei Berta und Hajo übernachten... "
In Wirklichkeit war überhaupt nicht die Rede davon, dass auch sie
von Manoel engagiert worden seien. (Da haben die Rückblicker
vielleicht Wissen über zukünftige Folgen vorweggenommen?!)
Hier das, was Pedros Vater sagte:
"Pedro haben Manoel gesagt, dass wir hier alle schlafen können."
Was irgendwie keinen Sinn macht. Es hätte wohl heißen müssen:
"Manoel haben Pedro gesagt...".
Hat man diesen Patzer durch den Rückblick zu kompensieren versucht?
Seltsames, Ungereimtheiten, Fehler, Fragen, Bemerkungen:
- Berta sagt, ihr Traumkleid koste "zwischen 3000 und 3500 Mark".
Wovon hängt der genau Preis letztlich ab?
Im übrigen, Hajo, Du wärst mit einem normalen Brautkleid wesentlich
günstiger weggekommen.
Aber Geld scheint in der Lindenstrasse ja keine Rolle mehr zu
spielen.
- Der Gründer der Partei der "Patrioten für Deutschland" biedert sich
einem mexikanischem Straßenmusiker an und fordert Da Capo?
- Wenn Mary und Vasily das Akropolis heute gar nicht eröffnen wollen,
wieso sieht man sie dann ständig mit Gemüse hantieren und Salat putzen?
Die Tomaten, die Mary schneidet, haben wir Zuschauer jedenfalls
nicht auf den Augen.
- Auch auf die Gefahr hin, dass ich alle nerve, aber wieso sagt
Mary: "John wird ohne Geld nie zurück nach Nigeria gehen"?
Er kam aus dem Benin und wollte auch dort hin zurück.
Vielleicht sollten sich mal alle Autoren an einen Tisch setzen und
gewisse Lokalitäten für alle verbindlich festlegen.
- Wieso rennt Vasily zunächst weg, als Mary ihn bittet, ihr gegen
John beizustehen? Wieso wählt er dann später den langen Weg aussen
ums Akropolis, wo er doch schon innen an der Türe zum Gastraum stand?
Wieso will John das Akropolis umständlich durch den vermutlich
geschlossenen Haupteingang verlassen, wo er doch einfach mit Harry
durch den Seiteneingang hätte hinausgehen können? Wieso bleibt Vasily
regungslos zwischen den beiden Eingangstüren stehen, obwohl er
mitbekommen zu haben scheint, dass Mary mit einem Messer bedroht wird?
Davon, dass er rettend eingreift, wie es im Rückblick heißt, war
jedenfalls nichts zu sehen.
- Wieso ist John so erpicht auf Deutschmark? In Nigeria besteht Bindung
an den US-Dollar, und im Benin käme er mit Dollar oder Französischen
Franc auch weiter als mit DM.
Wird John das Geld in der nächsten Bank umtauschen und dem Geld-
wäschegesetz zum Opfer fallen? Ach nee, ich vergaß, laut Mary sitzt
John bereits im Flugzeug. Wer's glaubt... *heftigkopfschüttel*
(Da haben sich zwei Folgen verschiedener Autoren auch mal wieder
nicht zu einem geschlossenen Ganzem gefügt).
- Warum geht Vasily, der das Geld für John ja bereits eine Weile
am Körper tragen muss, noch ewig im Akropolis auf und ab?
Wieso gibt er John ausgerechnet dann noch das Geld, als John sowieso
gerade freiwillig gehen wollte?
- Sollen wir das mit der Hypothek glauben? Die Hypothek muss ins Grund-
buch eingetragen werden, zudem muss ein Bankkredit beantragt
und genehmigt werden. (Was mag Vasily wohl als Grund für den Kredit
genannt haben?). Und das alles mal so eben in der Mittagspause?
("Zum Hieressen oder Mitnehmen?" - "Ich nehms gleich mit, am besten
alles in Hundertern"). Warum war Vasily so auffallend gut
gelaunt?
Alles äußerst suspekt und unglaubwürdig, aber die Wahrheit werden
wir wohl nie erfahren. Aber diesen Preis zahlen wir gerne, um John
wieder loszuwerden. (Unheimlich der Kerl, wie er am Ende durch
die eigentlich geschlossene Restaurant-Tür verschwindet. Hoffentlich
ver*pulvert* er das Geld nicht gleich wieder.).
- Vasily zu Mary: "Ich bin sicher, dass Du mir helfen wirst, die
Zinsen zu bezahlen."
Äh, und was ist mit der Tilgung?
Zusätzliche monatliche Belastung von ca. 2.500 Mark.
Geld scheint in der Lindenstraße keine Rolle mehr zu spielen.
Vasily ist wahrlich ein Gutmensch.
Da muß eine alte Frau lange für stricken.
Und Mary lange...
- Mary zu Vasily: "Jeden Pfennig, den ich verdiene, werde ich Dir geben."
Wenn Naivität weh tun würde. Die Pfennige, die sie Vasily geben will,
hat sie doch vorher von Vasily erhalten, sofern er ihr überhaupt was
fürs Gemüseschnippeln und Bedienen im Akropolis bezahlt.
- Warum schickt Vasily seine Mutter nach oben und nicht nach Hause, als
klar ist, dass das Akropolis geschlossen bleibt und es nichts
mehr zu tun gibt? (Elena hat doch jetzt eine eigene Wohnung und
lebt nicht mehr über dem Akropolis).
- Das Reisebüro hat sich erstaunlich gut von der Brandkatastrophe erholt,
dagegen ist Phoenix ein Aschenputtel. Nur seltsam, dass sich trotz
der wohl nicht unerheblichen Schäden, die Brand, Explosion und
Löschwasser verursacht haben dürften, einige Gegenstände unversehrt
wieder finden, wie beispielsweise die Kaffemaschine, die Telefon-
apparate, die Regalwand für die Prospekte sowie Wandleuchten.
Erneuert wurde dagegen die Bestuhlung, die Schreibtischlampen sowie
die Schreibtische. Die Tapeten wurden auch gewechselt.
Rätselhaft ist mir allerdings, wieso Erich die Stühle noch selber aus-
gesucht haben soll, wo er doch gar nicht mehr vorhatte, das Reise-
büro neu zu eröffnen. Am Tage, als das Okay von der Versicherung
kam, den Schaden zu ersetzen, war sogar Helga soweit, mit Erich
nach Irland zu gehen. Wieso sollten die beiden dann noch losziehen,
und eine neue Bestuhlung für das Reisebüro kaufen? Kann mir das
mal jemand erklären? So also ob ich fünf, ach was, drei Jahre wär?
(Und jetzt das ganze nochmal, nur diesmal nicht mit den Stühlen,
sondern mit dem Umstand, dass das Büro nach der Eröffnung
"Erich"-Reisen heißen sollte. Wieso sollte das Büro "Erich-Reisen"
heißen, wo doch gar keine Neueröffnung mit Erich geplant war??)
- Das mit der Prokura habe ich nicht verstanden. Helga will Canan
1000 Mark Prokura pro Woche geben. Prokura ist eine Vollmacht, kein
Geldbetrag. Sollte es sich um ein Prokuristen-Gehalt handeln? Nee,
das wäre wahrlich zu viel, auch wenn Geld in der Lindenstraße keine
besondere Rolle mehr zu spielen scheint. Oder sollte es sich um die
Beschränkung der Vollmacht auf eine gewisse Summe handeln? (Warum
dann aber "pro Woche"?). Da sich die Prokura in Geschäften mit
anderen gar nicht beschränken läßt, steht hier vielleicht demnächst
Ärger ins Haus. Schon vor einiger Zeit war Canan ja auffällig um
die Prokura bemüht, was hier so niemand recht verstanden hat.
Nun hat sie erstmal eine und kann prinzipiell aus den Vollen schöpfen.
Mal abwarten. (Ich frage mich allerdings, wie Canan damals ohne
Prokura ihre Busreisen ins Programm nehmen konnte. Ach, was soll's,
man soll das alles nicht so ernst nehmen, schließlich hatte das
ja dramaturgische Gründe und die sind viel höher anzusiedeln als
Nachvollziehbarkeit für den Zuschauer).
- Dem Rückblick entnehmen wir, dass Canan glücklich ist, ihren schon
verloren geglaubten Arbeitsplatz zurückbekommen zu haben. Daß sie
vielleicht von einem Nachbesitzer des Reisebüros hätte übernommen
werden können, wurde leider nie erwähnt, zu sehr gingen die Autoren
davon aus, dass Helga sowieso nicht nach Irland geht.
- Kater Max, zu Deiner Frage, ob 5% Gewinnbeteiligung viel sind:
Antwort: Kommt drauf an.
5% von 1 Millionen sind jedenfalls weniger als 1% von 50 Millionen.
Ob 5% üblich sind? Ich weiß es nicht.
Auf jeden Fall kriegt Canan deutlich mehr als ein Gesellschafter mit
Mindesteinlage bekäme. Aber Geld spielt ja in der Lindenstrasse
zur Zeit keine Rolle.
- Gaby (nicht Zenker, sondern die listige von der FanMail, die promo-
4te Apothekerin, die nicht weiß, wie man Alzdingsbums schreibt) meint,
HWG hätte schlampig recherchiert, denn für das Betreiben
eines Reisebüros bräuchte es zwei Vollkaufleute.
Gaby, mal abgesehen, dass HWG fürs Recherchieren seine
Leute hat, der muss sich nicht selber die Finger schlampig machen,
halte ich entgegen:
-- Zugangsvoraussetzungen für das Reisebürogewerbe:
"Der Betrieb eines Reisebüros bedarf keiner staatlichen Zulassung.
Angebot, Verkauf und Vermittlung von Reiseleistungen sind
grundsätzlich jedermann gestattet."
-- Der Deutsche Industrie- und Handelstag will aber folgendes gewähr-
leistet wissen:
"Es muß mindestens eine Fachkraft beschäftigt werden, die eine
Lehre als Reisebürokaufmann/-frau abgeleistet oder sich die
erforderlichen Kenntnisse anderweitig angeeignet hat."
Das dürfte sowohl auf Canan als auch auf Helga zutreffen.
-- Seit 1981 ist zudem die Führung einer Einmann-GmbH möglich.
Dabei muss der Geschäftsführer nicht unbedingt der Gesellschafter
sein.
- Woher stammen diverse Blumen-Glückwunsch-Gebinde zur Neueröffnung, wo
das Reisebüro noch geschlossen hat? Tolle Neueröffnung, wo die
erste Kundin sogar noch an der verschlossenen Türe klopfen muss.
- Kinder melden sich aus dem Urlaub auch nur, wenn sie kein Geld mehr
haben. So auch Klausi. Ich weiss nicht, worüber ich mich mehr wundern
soll. Darüber, dass Klausi so fehlkalkuliert hat, dass ihm nach
zwei Wochen schon 1000 Mark fehlen, oder dass ihm Helga diese - ohne
mit der Wimper zu runzeln - anweisen will. Aber Geld scheint in der
Lindenstraße ja keine Rolle mehr zu spielen.
- Dass nicht nur Klausi Hilfe braucht, sondern auch in letzter Zeit
verstärkt Marion, ist dem aufmerksamen Zuschauer bisher vollkommen
verborgen geblieben. Gibt es hierzu irgendeine Erklärung oder war
das nur eine Ausrede von Helga, die nach außen hin Stärke
demonstrieren will, während sie in Wirklichkeit einsamer ist als ein
Sektverkäufer bei der FDP-Wahlparty in Kater-Max-Stadt?
- Das ist ja ganz nett, wenn Informationen in Dialoge eingebaut
werden, aber doch bitte nicht so penetrant, noch dazu, wenn
sie den tatsächlichen Gegebenheiten widersprechen. Das Reisebüro
erstrahlte genausowenig in einem besonderem Glanz wie unlängst
das Casaraotti bei der Neueröffnung. Warum ergiessen sich dann
die Reisebürokunden in lobhudelndes Erstaunen?
Isolde kann sogar feststellen, "das alles toll geworden ist",
ohne sich richtig umgeschaut zu haben, aber sie erkennt ja auch
die Qualität eines Musikstücks bereits nach 3 Noten.
Isolde erkennt auch sofort, dass es keine Irland-Angebote mehr
gibt. Hochachtung, als wenn es sie überhaupt interessieren würde.
Sollte wohl nur als Aufhänger für eine Erklärung Helgas dienen,
nur was für eine Erklärung war das? Irland würde jetzt von Erich
vor Ort gemacht. Klingt so wie damals die Türkeireisen für Türken.
Nun Irlandreisen für Iren. Das ist nicht das, wovon die Tourismus-
branche lebt. Aber das alles läuft ganz wunderbar und Isolde
freut sich mit.
- Onkel Franz zeigt aus Anlaß des heutigen besonderen Datums (9.9.99)
eine Karte mit angeblichem Sonderstempel. Der Stempel war aber
kein Sonderstempel, sondern ein ganz normaler Dienststempel.
(Das Format "09.09.99" ist bei Handstempeln eher selten,
typischer wäre "-9.-9.99" gewesen.)
- Isoldes Wohnung weist vom Schnitt her einige Seltsamigkeiten auf.
Betrachtet bittet den Grundriss ihrer Wohnung unter
http://www-pinot.informatik.uni-kl.de/~tabor/Lindenpresse/pics/isoldeWg.gif
(Da kommt man auch ohne Code-Karte rein:-)
Es fällt folgendes auf:
(0) Zwischen Isoldes Wohnung und der Hausfront existiert ein
großer Hohlraum. Die Hausfront weist zudem mehr Fenster auf
als die dahinter liegende Wohnung.
(1) Das Wohnzimmerfenster müßte zur Hofdurchfahrt zeigen,
die Hofdurchfahrt hat aber kein Fenster.
(2) Die Hausrückseite weist zwei Fenster auf, obwohl Isoldes Wohnung
- laut alten Grundrissen - nach hinten raus überhaupt keine
Fenster hat.
(3) Die Badezimmertür befindet sich gegenüber des Fensters (2 und 3).
Hajo wendet sich aber zum Verlassen des Bades nach (4).
(4) Das Badezimmerfenster befindet sich gegenüber der Tür (2 und 3).
Fausto und Gespielin wenden sich aber, als sie das Bad durch
das Fenster verlassen wollen, nach (4).
(5) An dieser Stelle im Flur war eine geschlossene Türe zu sehen.
Gut, dass sie geschlossen war, wie leicht fällt sonst noch
jemand durch die Tür die Kellertreppe runter. Die Tür ist
nicht in den alten Grundrissen verzeichnet, war aber schon mal
in Folge 688 zu sehen. Grundrissexperte Wolf, was meinen Sie dazu?
(6) Nochmal Wolf: Laut Grundrissplan handelt es sich bei dem kleinem
Zimmer, welches sich an das Wohnzimmer anschließt, um die Küche
In Wahrheit ist es aber bloß ein Eßzimmer. Es befinden
sich keine Küchenmöbel wie Herd, Spüle oder Kühlschrank herinnen.
Isoldes Vormieter, Joschi und Philomenia Bennarsch, hatten
derartiges Zubehör im Wohnzimmer untergebracht. Eben weil die
Wohnung gar keine Küche hat, oder? Isolde hat also keine Küche.
Geht sie zum Kochen halt ins Casarotti.
HWG wurde früher schonmal auf derartige Absurditäten angesprochen.
Er meinte, wir sollten uns an den Architekten wenden.:-)
- Was findet Isolde eigentlich an diesem Schmalhemd Fausto? Ein
schmieriger Typ, von dem sie weiß, dass er hinter dem Anschlag
auf Egon steckt, bei dem sie es zunächst nicht überwinden konnte,
dass er im Gefängnis sass, der bereits einmal das Casarotti
heruntergewirtschaftet und verwüstet hat, der bei ihr Schulden
hat und vor dem sie durch Francesco gewarnt wurde.
Okay, eine jede nach ihrem Flacon, aber hätte man dem Zuschauer
den Gesinnungswandel nicht irgendwie ansatzweise erläutern können?
Faustos hymenhaftes Carpaccio allein wird es ja wohl nicht gewesen
sein.
- Die Sache mit der Codekarte für Isoldes Wohnungstür war in meinen
Augen wieder unsäglich schlampig umgesetzt. Da roch die
dramaturgische Absicht wieder meilenweit durch den Wind.
Die Wohnung ist gesichert wie Fort Knock, Knock on Isoldes Door,
aber das Badezimmerfenster steht offen. Gut, das kann mal passieren,
(musset aber nich). Aber wieso ging dann die Alarmsirene, die
draußen an der Häuserfront von Nr. 3 installiert ist, nicht an?
Genau: weil ohne Cordekarte Isolde den Alarm beim Weggehen gar nicht
aktivieren konnte. Wir erinnern uns an unzählige solcher Szenen:
Isolde schließt zuerst die Türe ab, zieht dann die Codekarte durch
den Schlitz, womit sie die Alarmanlage scharf macht und verläßt
anschließend das Haus. Hundertmal gesehen, nur HWG erinnert sich
nicht dran? Isolde hätte ohne Probleme die Wohnung aufschließen
können, es wäre nichts passiert, das einzige was scharf war,
war Fausto beim Hodenturnen. Mal angenommen, die Wohnung wäre
doch alarmgesichert gewesen, dann hätte Isolde die Türe problemlos
aufschließen können. Der Alarm wäre dann zwar losgegangen, aber
Isolde hätte nur in die Wohnung zu gehen brauchen, dort die Codekarte
nehmen und den Alarm ausschalten. Immer noch angenommen, die Wohnung
wäre alarmgesichert gewesen. Wieso ging dann der Alarm nicht los,
als Hajo von innen die Türe öffnete? Schließlich war die Anlage
nicht deaktiviert worden.
Dann noch die Frage, wieso Isoldes Schlüssel in der Türe steckte,
als Hajo öffnete. Ihren Schlüssel hatte sie doch auf der Badezimmer-
fensterbank abgelegt und dort liegengelassen. (Die Szene mit der
Räuberleiter muss wohl ein paar mal gedreht worden sein, denn der
abgelegte Schlüsselbund veränderte zwischen den Einstellungen
selbstständig seine Schlüsselstellung.)
Und zum Schluss noch die Frage, warum Isolde nicht einfach klopfte
oder klingelte, denn Fausto wird sich ja nicht vollkommen ohne
ihr Wissen in ihrer Wohnung aufgehalten haben. Er hatte lediglich
nicht mit einer so frühen Rückkehr Isoldes gerechnet.
Der ein oder andere mag das alles als Peanuts abtun. Meinetwegen,
aber ich ersticke an Peanuts. In einer selbsterklärten Kultserie
müssen sich die Macher schon gefallen lassen, dass die Fans genauer
hinschauen und sich nicht einfach mit Qualitätsverbesserungsbeteuerungs-
versuchen abspeisen lassen, denen keine Taten folgen.
- Obwohl Isolde gerade erst gefragt wurde, ob sie Bertas und Hajos
Trauzeuge sein will, spricht sie sofort davon, am Abend
mit Fausto das Hochzeitsmenu zu besprechen. Dabei war überhaupt nicht
die Rede davon, dass die Hochzeit im Casarotti stattfinden sollte.
Zumindest hätte sie deswegen ja mal nachfragen können.
- Was ist Isolde in letzter Zeit so schlüpfrig? ("Ich habe schon ganz
andere Dinge in Händen gehabt." Isolde hält doch sonst mehr auf
sich). Irgendwie ist Isolde in letzter Zeit total
abgedreht. Früher wäre sie wirklich mal als eine Nachbarin von
mir durchgegangen. Heute hat sie jeglichen Realitätsbezug verloren.
Wie meinte HWG in der TVmovie: "Unsere Zuschauer wollen Qualität
und Alltags-Realität". Ja, wollen wir. Aber warum kriegen wir's
nicht?
- Gutes Einbinden der Wahlergebnissen am vorausgeganenen Wahlsonntag.
Gaukelte Aktualität vor, ohne aufgesetzt zu wirken.
- Netter Szenenwechsel von einem Tanz zum nächsten (griechisch im
Akropolis, mexikanisch bei Berta).
Fazit:
- Irgendwo zwischen "Gott sei Dank" (es geht aufwärts) und
"Gott behüte uns".
Bossa Nossek
nossek@creatures.org
-%-
[Release 1.1]