Bossas Lindenstraßen-Annotationen
Bossas Lindenstraßen-Annotationen
"Aus alt mach neu" (712)
Sendetag: Sonntag, 25.7.99
Spieltag: Donnerstag, 22.7.99
Kurzinhalt:
- Isolde will nun doch mit Fausto das Casarotti wiedereröffnen.
- Franz und Altkonsorten wollen eine Partei gründen. Dazu fehlt ihnen
noch Geld.
- Eine Postkarte, in der Zorro mitteilt, daß er seine Traumfee
gefunden hat, wird Valerie - aus Sorge um ihre mögliche Reaktion -
vorenthalten. Valerie will derweil Geld verdienen, um endlich zu
Zorro reisen zu können.
Für einen ausführlichen Rückblick seht bitte:
http://www.creatures.org/lindenstrasse/rueck.html
http://www.lindenstrasse.de/demnaechst/archiv/712/rueck712.html
Cliffhanger:
- Francesco warnt Isolde vor Fausto.
Auflösung des letzten Cliffhangers:
- Heiko ist nach Rostock gefahren und hat bisher nichts von sich
hören lassen.
Erklärung des Folgentitels "Aus alt mach neu":
- Ich heiße nicht Hydra, sonst würde ich im Zirkus auftreten und
könnte mir neun Köpfe über den Folgentitel zerbrechen.
So war's nur ein Kopf und das war wohl diesmal zu wenig. Ich weiß
also nicht, was uns der Titel sagen wollte.
Sollte ALTdeutsches Gedankengut NEU aufbereitet werden, war es das
alte Casarotti, das so gar nicht im neuen Glanz erstrahlte?
Ich weiß es nicht!
Aus der Not heraus habe ich eine eigene Theorie entwickelt und werde
Euch weiter unten damit belästigen.
Wieder da:
- Rosenverkäufer Zeki Kurtalan (zuletzt zu sehen in Folge 691 als er
Flip all seine Rosen verkauft, die dieser dann just in dem Moment
seiner angebetenen Canan überreichen will, als Klausi seine Hände in
deren Unschuld badet).
Darsteller:
- Verleger Barell gespielt von Dirk Vogeley
(vor kurzem noch Anwalt bei RTL:-)
Abspann:
- Bedienungen im Cafe Bayer und Akropolis (darunter auch Elena) nicht
genannt.
- Nico-Darsteller nicht genannt.
Buch: Joachim Friedmann
Regie: Patrick Winczewski
Quote: 4,24 Mio, 27,3% Marktanteil
(Wie gehabt: recht schlecht, dennoch Marktführer).
Musik:
- In tiefstem Schmerz heben die Geigen einen leisen, doch heftig
erzitternden Gesang an. So jedenfalls ein Opernführer über das
Vorspiel zum ersten Akt von Verdis "La Traviata". Es erklingt,
als Isolde ein Bild von Enrico betrachtet.
- Recht schöne und passende Bella-Italia-Klänge zu den Szenen mit Fausto
und Isolde aus den Fellini-Filmen "La Dolce Vita" und "La Strada"
Zitate:
- Iffi zu Valerie: "Oder willst du vom Pollenflug schwanger werden?"
[mehrfach nominiert, obwohl der Spruch doch sooo witzig nicht war]
Maxl der Woche:
- Ohne Frage, Maxls Schwester Valerie.
Infos:
- Zum besseren Verständnis und zur Erinnerung hier die jüngere
Historie des Casarotti. [Auszug aus dem inoffiziellen Lindenstraßen-
Universum, das dort weitermacht, wo das offizielle aufhört.]
-- Verwüstung des C. durch Fausto (648)
-- Frederico wurde von Isole angeheuert, um das C. wieder
zu übernehmen. (653)
-- Just in dem Moment als Isolde bedauert, daß das
Casarotti zur Pizzabude verkommen ist, steht Fausto
vor der Tür und versucht Isolde zu überreden, zusammen
mit ihm das Casarotti wieder zu übernehmen. Isolde
lehnt ab. (688)
-- Fausto besucht das ehemalige Casarotti, von dessen
jetzigen Zustand er wenig angetan ist. Erneut wird
er bei Isolde vorstellig. Diesmal lenkt sie ein. (694)
-- Fausto ist vom Erdboben verschwunden (701)
-- Wiedereröffnung des C. für den 29.7.99 geplant. Da Fausto
verschwunden ist, beauftragt Isolde Hajo nach
ihm zu suchen. (706).
-- Isolde besucht Fausto im Gefängnis und teilt ihm mit,
daß sie nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten möchte.
(707). Fausto soll in fünf Wochen entlassen werden.
-- Isolde holt Fausto aus dem Gefängnis ab und führt
ihn ins Casarotti. Sie will nun doch mit ihm das
Casarotti neu eröffnen. (712)
- Hilmar scheint einiges jünger zu sein als Onkel Franz. Während
Onkel Franz im Krieg bis Rußland gelaufen ist (und wir wollen nicht
vergessen: auch zurück!), hat Hilmar zuhause fürs Winterhilfswerk
gesammelt.
Schmankerl:
- Direkt gegenüber der Justizvollzugsanstalt die Beratungsstelle
für Langzeitarbeitslose. Welch herrlicher Zynismus :-)
- Das Schmankerl der Woche war für mich aber zweifelsohne die
komödiantische Einlage von Vasily mit seinen süffisanten Rückfragen
gegenüber dem Volkssturmtrio, die in dem Schlußsatz gipfelten:
"Sehen Sie, und weil wir uns so gut verstehen, sage ich Ihnen: nein!"
Hervorragend gespielt!
Kommentare:
- Ist gerade Fön (Wz) in München oder warum haben die in der Linden-
straße alle einen an der Klatsche? Valerie und Lisa mit pubertären
Spinnnereien, Anna zieht wie ein Gespenst durch die Straße und
keiner merkt, daß sie Hilfe braucht, Isolde weiß eigenen Angaben
zufolge zwar was sie will, aber sie weiß es jede Woche anders,
dafür zeigt sich Wittichs Tumbheit in gnadenloser Konstanz.
- Überhaupt Isolde. Betrachtet man obige Casarotti-Zusammenfassung,
so fällt besonders stark Isoldes Wechselhaftigkeit bezüglich
der Zusammenarbeit mit Fausto auf. Mal will sie, mal nicht. Das
geht jetzt schon seit Monaten so. Am meisten nervt dabei, das
alles so ummotiviert ist. Man kann sogar sagen, daß es immer gute
Gründe GEGEN ihr jeweiliges Verhalten gibt, aber keine DAFÜR.
- Auch umfassende Salongespräche brachten keine überzeugende
Erklärung für den diesmaligen Folgentitel. Deswegen möchte ich
Euch folgende Erklärung vorschlagen: der diesmalige Titel war
quasi ein Meta-Titel. Er betraf gar nicht den Inhalt, sondern die
Folge selber. Man hat aus alten Folgen eine neue gestrickt. Ein
vielleicht etwas griffigerer Titel wäre wohl "Deja vu" gewesen.
Das fing schon damit an, daß die Anfangsszenarien identisch
zu denen der Vorwoche waren. Dann der Einmarsch der Winterhilfs-
werk-Veteranen in eine ordentliche deutsche Wohnstube. Man trifft
sich bei Franz. Macht sich dann zu einem Treffen auf. Zwischendrin
überlegt man sich, worum's dabei geht und wie das ganze heißen soll.
Das war doch ein identisches Abbild zur Vorwoche. Ebenso wie die
Schuhgeschichte und Ausschnittguckerei mit Pia und der Ausspruch,
er wolle vor seinen Kameraden Eindruck machen. Normalerweise werden
Sequenzen, die sich so ähnlich sind, doch etwas versetzter gesendet.
Die Idee mit einer Feier im Akropolis, um die Kasse aufzufüllen,
war auch nicht sonderlich innovativ. Wenn mich nicht alles täuscht,
dann hatten wir sowas gerade schon. Sogar die Idee einer Lesung
gab's schon, einziger Unterschied: Nibelungen anstatt
Ken Saro-Wiwa. Auch die köstliche Komödie Vasilys mit seinen
zuckersüßen Rückfragen bediente sich antiker, literarischer Vorlagen,
wie zum Beispiel "Asterix als Legionär".
Der Hichhack um die Neueröffnung des Casarottis, das (beachte:
der oder das Hickhack!) repititert sich schon seit Monaten.
Und was war neu an der Valerie-Zorro-Geschichte? Daß Valerie jetzt
im Cafe Bayer jobben will? Das haben schon Legionen geldverkappter
Lindenstraßen-Existenzen getan. ("Ich geh mal eben im Cafe Bayer
jobben" wird vermutlich sowas wie die Hymne der Nach-Haste-Mal-Ne-
Mark-Generation).
Halt, da fällt mir noch ein besserer Titel für diese Folge ein.
Frei nach Erich Bossa Remark:
"Im Ersten nichts Neues"
Was die Welt bewegte (Fan-Kommentare):
- Eine Mitmailerin meinte:
"Hamlet, gib er es zu: Er hat einen geheimen Draht zu den
Scriptschreibern der Lindenstraße! Oder wie sonst ist es zu erklären,
daß Helgalein etwas von "verschwurbelten Theorien" murmelt... ?"
Anscheinend kennt nur Hamlet dieses Wort.
Nun, halten wir fest: Der Scriptautor Joachim Friedmann war einmal
Rockreferent der Stadt Marburg. Und Hamlet ließ einmal auf der Fanmail
verlauten, daß er Marburg noch gut von früher her kenne.
Also: wem Gott zwei Daumen gegeben hat, der zähle nun eins und eins
zusammen!
Tja, und leider Pech gehabt! Hamlet unser geliebter Mitstreiter und
Dänenprinz ist viel älter und schon lange, lange tot.
- "Die Casrotti-Story kommt mir vor, als wuerden einfach alte
Drehbuecher aufgewaermt." [Andreas]
Videotext-Untertitel:
- War diesmal soweit in Ordnung, außer daß unseren hörbehinderten Mit-
bürgern und LISA-Besitzern Begriffe wie "Pasta", "impertinent"
oder "Dolce Vita" nicht zugemutet werden wollten, und stattdessen
durch die deutschen Pendants [Entsprechungen] substituiert [ersetzt]
wurden.
- Die Hörbehinderten wissen immer noch nicht, daß Iffi schwanger ist.
Rückblick des WDR:
Quelle:
http://www.lindenstrasse.de/demnaechst/archiv/712/rueck712.html
- Im Rückblick heißt es:
"Anschließend zeigt Isolde Fausto das frisch renovierte Lokal."
Wenn es so gewesen wäre, dann würde der Folgentitel "Aus alt mach neu"
wenigstens etwas Sinn machen. Aber das Casarotti war nicht frisch
renoviert.
Es präsentierte sich genau so, wie wir es noch in Folge
694 als Pizzeria erlebten. Diesselben Tische & Stühle, diesselben
langweiligen Vorhänge & Ti-Schlampen, sogar der Gaderobenständer
unverändert am alten Platz. Auch die Wände haben keinen frischen
Anstrich erhalten. Und die Küche, diejenige Einrichtung, die
normalerweise eine Renovierung am nötigsten hat, war ebenfalls
unberührt geblieben. Sogar das Glöckcken auf der Durchreiche stand
noch unverändert da. Nicht gerade ein Zeichen dafür, daß überhaupt
ein Handschlag gekrümmt wurde.
HWG meinte in seiner Jahresvorschau, daß das vollkommen herunter-
gekommene Casarotti in neuem Glanz erstrahlen würde. Bisher war davon
aber nichts zu merken. Vielleicht hätte der Titel der heutigen
Folge besser auf die Eröffnung in der nächsten Woche gepaßt? Oder
waren für die heutige Folge, für die der Titel schon lange feststand,
ursprünglich andere Szenen geplant? Wir wissen ja, daß es im Umfeld
um Faustos Verschwinden, insbesondere, was die Haftdauer betraf,
erhebliche Abweichungen von der ursprünglichen Planung gab.
Damals hatte ich angemahnt, daß dieses Durcheinander nur durch
starke dramturgische Zwänge zu rechtfertigen sei. Davon war
aber bisher noch nichts zu merken.
- Der Rückblick enthielt zunächst nur Cliff und Cliffauflösung der
Vorwoche. Dafür aber die Erklärung, was überhaupt ein Cliffhanger ist.
Seltsames, Ungereimtheiten, Fehler, Fragen, Bemerkungen:
- Am Vorabend des 55. Geburtstages ihres Erichs hat Helga nichts
anderes zu tun, als mit Lea in den Zoo zu gehen? Viel Besuch
scheinen sie nicht zu erwarten (allein wie unaufgeräumt die Küche
aussah). Aber in der Lindenstraße feiern ja eh alle im Akropolis.
Sogar Onkel Franz will beim Griechen eine Spendenfeier für seine
ausländerfeindliche Partei abhalten. Aua, aua, aua, das tut weh.
Wie war das noch, HWG? Martin Rickelt spielt die Rolle des Onkel
Franz mit erschreckender Glaubwürdigkeit?
- Die Sache mit dem Babyphone kam mir blöd vor. Dennoch haben solche
Teile mitunter einer Reichweite von 50m innerhalb von Gebäuden, die
Verwendung von Anna ist also nicht ganz unrealistisch, wenngleich
auch unlogisch ist, wieso Gaby besser weiß, wo sich der Ausschalter
befindet als Anna, wenngleich auch unlogisch ist, daß Anna das Gerät
überhaupt ausschalten will.
- Was waren denn das für Lichtreflexe draußen, vor der offenen Türe des
Cafe Bayers? Sogar Elviras weiße Bluse hat sich - in der Luft ?
in einer Glasscheibe ? - gespiegelt.
Fata Morgana?
- Liebe Requisite, mußtet Ihr Heikos Auto, welches sich eigentlich in
Rostock befinden sollte, unbedingt vor der Lindenstraße Nr. 3 parken?
- Helga und Erich glauben immer noch, daß die Hauptzielgruppe für
Türkeireisen Türken auf Heimaturlaub sind.
- Wieder kam zur Sprache, daß Iffi ihren Heiko allein in Rostock
sitzen gelassen haben soll. Ich möchte aber daran erinnern, daß
Iffi schon vor Wochen, bei ihrer Ankunft in der Lindenstraße, sagte,
daß sie nicht nach Rostock zurück will und gerne den Fahrradladen
wieder übernehmen will. Damals hat kein Mensch was gesagt, jetzt,
Wochen nachdem sie schon von Rostock fort ist, sprechen alle davon,
daß sie Heiko in Rostock sitzen gelassen hat. Und wenn das alles
schon vor Wochen bekannt war, wieso erfährt Heiko erst am letzten
Tag im Urlaub von Iffis Plänen? Ich werde das Gefühl nicht los,
daß einiges der ursprünglichen Storyplanung verworfen wurde,
nur damit - vollkommen unmotiviert - es zu einem Wiedersehen zwischen
Iffi und Kurt in der Lindenstraße kommt, welches dann heftig
im Wüstensande verlief.
- Helga meint, die Türken, die sie kenne, würden alle fleissig und hart
für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Davon war bei Canan in letzter
Zeit jedoch nicht viel zu merken.
- Helga verbittet sich Onkel Franz' Reden in ihrem Haus. Ihr Haus?
- Isolde verspricht ihrem Topolino, dafür zu kämpfen, daß ihr gemein-
samer Traum, das Casarotti, in Erfüllung geht.
Nur seltsam, daß sich Isolde dabei ausgerechnet auf den Mann verlassen
will, dem sie den Untergang des Casarottis zu verdanken hat.
-- Woher wußte Isolde eigentlich, daß Fausto ausgerechnet an diesem Tag,
um diese Uhrzeit entlassen würde? Gesprochen hat sie mit ihm seit
der Knastvisite nicht mehr und die Angaben, die Fausto damals machte,
waren recht vagenal.
-- Während in der Lindenstraße der sonnste Sommer gleißt, spielen
sämtliche Isolde-Fausto-Szenen bei Regenwetter.
-- Als Fausto ins Taxi steigt, regnet es kaum oder gar nicht,
(Man sieht keine Tropfen auf der Scheibe, der Scheibenwischer
ist nicht an und die 2 Typen lungern relativ trocken außerhalb
des Autos). Beim wegfahrenden Taxi herrscht dann nach Umschnitt
Platzregen.
-- Woher hat Fausto plötzlich einen Regenschirm?
-- Wieso steigt Isolde rechts aus dem Taxi aus, wo sie links saß?
-- Wieso tauschen Isolde und Fausto während der Fahrt im Aufzug
die Plätze? Um meine Aufmerksamkeit zu testen?
-- Wo ist Faustos Tasche mit den Habwenigkeiten nach dem Aussteigen
geblieben? Im davonfahrenden Taxi?
-- Fausto will wirklich nicht das Verlagsgeäude erkannt haben? Das
Schild war ja nun groß genug.
-- Der Verleger tat so, als wenn er Faustos Sachen zum ersten Mal
sähe.
-- Mal ganz davon abgesehen, daß sie bis zum Verleger Barell selber
vorgelassen wurden. Das ist ja fast so als wenn beispielsweise
Rowohlt selber Lesungen abhalten würde.
-- Wieso brennt im Casarotti bereits voll das Licht, als Isolde und
Fausto es durch den Vordereingang betreten?
-- Wieso glaubt Isolde den Anschuldigungen Francescos nicht? Sie
würden zu Isoldes Erfahrung mit Fausto passen. Es ist gar nicht
lange her, da hat Isolde noch selber Fausto beschuldigt,
am Überfall auf Egon beteiligt gewesen zu sein.
-- An den unterschiedlichen Farbtönen des Lichts (einmal rot, einmal
weiß) im Eingangsbereich von Hausnr. 3 konnte man während des
Betretens bzw. Verlassens dieses Bereichs durch Isolde bemerken,
daß es sich um zwei unterschiedliche Kulissen handelt, je nachdem,
von welcher Seite aus gefilmt wird. [Danke, Andreas]
- Wenn Iffi schon Latzhosen tragen muß, um die Schwangerschaft vor
ihrer Familie zu verbergen, dann muß Heiko in letzter Zeit ja
reichlich blind gewesen sein.
- Schon vor ein paar Wochen wollte ich ansetzen und Valeries frühere
Glanztaten aufzählen, verknüpft mit der Frage, ob denn niemand merkt,
daß sie ein Fall für den Psychiater ist. (Wenn nicht noch mehr.)
Ich gab ihr eine weitere Chance, dabei hätte man wohl doch früher
handeln müssen. Ist denn niemand im Hause Zenker, der bemerkt, daß
Valerie inzwischen auf einem geistigen Niveau angelangt ist, daß
sich in Sätzen wie "Wenn von den 30.000 Mark was übrig bleibt, dann
kaufen wir ein Haus, ein große Villa" oder "Eine Junge wird's oder
ein Mädchen" erschöpft? Dabei hat Valeries Wahnverhalten doch eine
umfangreiche Anamese, ich erinnere nur an den eingebildeten Freund
"Holger Graf", ihre Naziopfer-Identifikation, ihre Kaufsucht, die in
einer Veruntreuung endet, der zwanghafte Wunsch, Kinder kriegen
zu wollen, der damit endet, daß Zorro in ihr endet und die ohne Geld
angetretene Reise nach Neuseeland. Stattdessen freuen sich alle,
daß Valerie nun im Cafe Bayer jobben will, obwohl man ihr kurz vorher
noch nahegelegt hatte, doch eine Ausbildung zu machen.
-- Was sollte Valeries Bemerkung: "Wenn ich wüsste, wo Zorro ist, ich
würd' sofort meine Koffer packen und zu ihm fahren"??
Das Geld war das Problem, nicht das Wo.
-- Valerie meinte zu Lisa, sie würde hoffen, daß Zorro sie liebt.
Seltsam, denn bisher war sie sich da doch immer sicher. Darauf baut
ihr Wahn doch auf.
- Nachdem Ottokar mit dem Bus in die Lindenstraße gefahren ist (wir
erinnern uns an seine Schilderung des Negers, der die Sitzpank
im Bus zu seinem Homeland ausrief), wird wohl auch Ottokar direkt in
München wohnen und ebenfalls keiner der Bewohner des Altenheims
ob der Tauber sein. Bleibt also offen, was für Kontakte Wittich zu
alten Kameraden in seinem Seniorenheim geknüpft hat. Offen auch,
ob er nun wieder fest in der Lindenstraße wohnt. Um Lea scheint
er sich aber nicht viel zu kümmern. Auf jeden Fall hat Franz
schon wieder einen anderen Anzug angehabt. Der Rucksack, mit
dem er damals angereist kam, war in Wirklichkeit wohl ein
Klapp-Kleiderschrank.
- Ich gebe ja zu, daß einem bei 700 Folgen ab und zu einmal die Ideen
ausgehen und letztlich soll die Lindenstraße ja auch nur Alltag sein,
aber mich ermüdet, daß in letzter Zeit die Folgen ständig mit "Let's
Zwist again" in Zenkers Küche beginnen und dann zur Zeitungslektüre
bei Schiller-Beimer übergehen. Insbesondere, wenn es in zwei unmittelbar
hintereinander gesendeten Folgen den identischen Szenenablauf gibt.
- Hartung sollte sich in "Haltung" umbenennen.
(Gefällt mir aber immer noch sehr gut die Rolle).
- Der Darsteller des Olafs war jemand anders! Während der Fahrradladen-
szenen konnte man Olaf im Hintergrund im Schuhstüberl die Maschinen
säubern sehen. Der Darsteller war aber nicht Franz Rampelmann,
sondern Phil Schmächtiger (:-).
Wir wollen hoffen, daß Franz Rampelmann zur Zeit im wirklichen
Leben - wie momentan bei Lindenstraßendarstellern üblich - nur
schwanger oder auf Tournee ist und alsbald in die Lindenstraße
zurückkehrt.
- Hilmar schaut sich in Helgas Wohnung um, als wenn er länger nicht
oder überhaupt noch nie dagewesen wäre. Auch weiß er nicht wohin
mit dem Hut. Dabei war er doch erst letzte Woche da und hat
dabei sogar in Sekundenschnelle die Schnapsflasche gefunden.
- Die Sponsormarmelade scheint nun doch den Weg in Zentis äh Zenkers
Küche gefunden zu haben.
- Kaum bekommt Valerie ein Buch geschenkt, hat sie auch schon ein bis
oben hin gefülltes Bücherregal im Zimmer stehen. Hat sie die Bücher
auf ihrer Flucht vor Boris noch alle mit eingepackt? Oder bringt Boris
in regelmäßigen Abständen Sachen vorbei? Kriegt man leider nie mit.
- Was für ein Buch hat Lisa wohl Valerie geschenkt? War leider nicht
zu erkennen. Hätte aber was in der Richtung "Märchen der Südsee"
oder "Poesialbum nach Zahlen" sein können.
- Und hier mein heutiges Lobkärtchen. Das Gefängnis in Stadelheim
hat tatsächlich - wie gezeigt - die Hausnummer 12.
- Die Lindenstraße scheint zur Zeit einen Pyrotechniker zu beschäftigen,
erst das Feuerwerk im Aufzug, nun der Kracher hinter Hartungs Auto.
Anspielung auf Ernst Zündel oder macht da jemand zündelernst?
Müssen wir nun zündlich mit dem Schlimmsten rechnen?
(Gab's da nicht mal den Traum vom Ende der Serie, die ganze Straße
in die Luft zu sprengen?)
- An den Vorwürfen Francescos gegen Fausto scheint was dran zu sein.
Denn als Isolde Fausto fragt, was er gegen Francesco habe, versichert
Fausto unglaubwürdig und Verdacht ablenkend "Ich? Gar nichts habe
ich gegen Francesco."
- Betreibt Valerie jetzt einen eigenen Kernschmelzofen? Bereits 42 (sic!
Die magische Zahl!) Sekunden nach Anschalten des Herds pfeifft bei
ihr der Wasserkessel. In der Zeit ist bei mir nichtmal die Herdplatte
warm.
- Franz legt großen Wert darauf, vor seinen Kameraden gut dazustehen.
Kauft dafür extra 20er Jahre Schuhe, in denen er seinen Unsinn
nicht einmal blasenfrei Verzapfen kann. Daß allerdings sein in der
letzten Folge im heißen Fahrstuhl geöffnettes Kragenkettchen nach
dem Treffen mit den Parteifreunden immer noch auf Halbmast hing,
machte keinen sonderlichen guten Eindruck. Würde mich interessieren,
ob es nur die Kameraden oder der Kameramann nicht bemerkten.
- Wen's interessiert, im Astor läuft nicht mehr die Truman-Show, sondern
Antz und es schienen sogar ein paar Leute anzustehen oder herauszu-
kommen (Obwohl es gar keinen Eingang gibt:-)
Fazit:
- Wer diese Folge verpaßt hat, hat nicht viel verpaßt, irgendwie war
alles schon mal da.
Bossa Nossek
nossek@creatures.org
Nachlese zur letzten Folge 711:
- Den Brüller hat wohl niemand bemerkt und selbst ich habe über eine
Woche dafür gebraucht:
Als Heiko unmütig die Zenkersche Küche verläßt, ruft ihm Gaby
hinterher: "Boris [!!!!], bleib doch, wo willst Du hin?"
Oder sollte ich an Ohruzinationen leiden?
- Helga konnte morgens nicht mit dem Fuß auftreten und sich nur
humpelnd fortbewegen. Später rennt sie jedoch ohne Anstrengung
im Laufschritt durch die Wohnung, um Onkel Franz Handtücher zu
bringen.
- Im Verkehrsfunk kam eine Durchsage wegen eines Staus
auf der A3 zwischen Salzburg und München. Die betreffende
Autobahn ist aber die A8.
- Manch einer fragte sich, wieso Iffi ausgerechnet bei Käthe
nach ihrem Schatz Heiko suchte. Nun: es gab vorher ja die Vermutung
Valeries, daß Heiko vielleicht im Cafe Bayer oder bei Käthe sei.
Im Untertitel war jedoch nur vom Cafe Bayer die Rede, so daß in
der UT-Fassung das Erscheinen von Iffi bei Käthe rätselhaft blieb.
Bei den Untertiteln fällt auf, daß bei Aufzählungen fast immer der
Teil weggelassen wird, der am meisten dem Verständnis dient.
- So, nun liegt mir auch das Bayerische Sammlungsgesetz (BaySammlG) vor.
An sich genial gemacht von den Machern: Sie kramen ein Gesetz heraus,
welches kaum ein Zuschauer kennt (und welches in Nordrhein-
westfalen bereits vor einiger Zeit abgeschafft wurde) und bauen
darauf eine Geschichte auf, die so unglauwürdig klingt, daß sie
kein Mensch glaubt, obwohl sie wahr sein könnte. Nur die Um-
setzung der Story enthält dann soviele Fehler, vor allem in Bereichen,
wo sich die Zuschauer durchaus auskennen, daß die Geschichte am
Ende - zurecht - niemand glauben kann.
Unter Berücksichtigung des BaySammlG, des Ordnungswidrigkeitengesetz
(OWiG) und des Verwaltungszustellungsgesetz (VwZG) ergibt sich
nämliches folgendes:
-- Der Beamte hat es versäumt zu überprüfen, ob die Sammlung
überhaupt erlaubnisbedürftig war. Die entsprechende Voraussetzung
ist recht verklausuliert im Gesetz enthalten, hätte jedoch von einem
mit der Materie befaßten Beamten gewürdigt werden müssen.
-- Erlaubnisbehörde war im vorliegenden Fall die Gemeinde (BaySammlG
Art. 9), der Beamte konnte also nicht - wie von ihm behauptet -
von einer staatlichen Stelle kommen.
-- Die Einziehung des Erlös einer unerlaubten Sammlung KANN erfolgen,
MUSS aber nicht, wie vom Beamten immer wieder fälschlich behauptet
wurde. (Art. 11).
-- Bei einer Einziehung des Sammelergebnis ist der mutmaßliche Wille
der Spender zu berücksichtigen. Mary bzw. die Ogoni hätten letztlich
also überhaupt keinen Schaden gehabt (Art. 11). Kein Wunder, daß
dieser Punkt vollkommen außer 8 gelassen wurde, er passte ja so gar
nicht in's dramaturgische Konzept.
-- Nach OWiG 27 (3) ist zwar auch eine selbständige Anordnung der
Einziehung möglich (normalerweise nur als Nebenfolge), jedoch
hätte hierzu ein schriftlicher Einziehungsbescheid mit Rechts-
behelfsbelehrung zugestellt werden müssen. (OWiG 87 (3), 62, 50, 66,
VwZG 2, 5)
Wir haben also wieder das Problem, daß wir nicht wissen, ob etwas
ernstgemeint, aber schlecht recherchiert war oder ob die Fehler
beabsichtigt und damit der Beamte falsch sein sollten.
- Meine Ausführungen zu dem seltsamen Fassadenmuster unterhalb der
Lindenstraßen-Fensterbänke sind nun auch in einem einseitigen
Bildband erschienen. Das Foto mit umfangreichem, erläuternden
Kommentar findet man in der Archiv-Version dieses Rückblicks in der
allseits beliebten Lindenpresse oder direkt unter:
http://www-pinot.informatik.uni-kl.de/~tabor/Lindenpresse/fassade.jpg"
-%-
[Release 1.5]