Bossas Lindenstraßen-Annotationen #706
Bossas Lindenstraßen-Annotationen
"Geburtstagskinder" (706)
Tag der Ausstrahlung: Sonntag, 13. Juni 1999
Tag der Spielhandlung: Donnerstag, 10. Juni 1999
Kurzinhalt:
- Berta macht Hajo einen Heiratsantrag. Abends feiern sie Verlobung.
(Hinweis: in der Vergangenheit hatte Hajo öfter Berta gefragt,
ob sie ihn heiraten wolle, aber sie ging darauf nicht ein, zuletzt
in Folge 657, wo sie Hajos Frage lediglich mit einem Lachen
beantwortet).
- Der "Mongo" (wie Heinzi sagte: "kein schimpfwort bin nur zu faul
zum austippen, obwohl bei der erklaerung haette ich das auch kuerzer
haben koennen) wird geboren und ist den Umständen entsprechend
gut drauf.
- Lea hat Geburtstag. Erich ärgert sich über Canan, will ihren
Vertrag nicht verlängern, sondern das Reisebüro aufgeben und
zurück nach Irland, um sich dort mehr um das Claron Bridge zu
kümmern.
Cliffhanger:
- Die anscheinend nach Kaiserschnitt gut erholte Anna bekommt
plötzliche Komplikationen. Tiger Tom rennt los, um Hilfe zu holen.
Auflösung des letzten Cliffhangers:
- Tom ist "ausgezogen" und wohnt seit einer Woche bei Backhaus.
Erklärung des Folgentitels "Geburtstagskinder":
- Geburtstag von Lea
- Geburt des "Mongo"
- Geburtstagsnachwehen bei Hajo
Wieder da:
- Harry (war immerhin drei Monate weg)
Darsteller:
- Gefängnispfarrer: Thorsten Münchow
- Erzieherin: Kerstin Fischer
- Hausmeister: Sönke Schütt
- Polnischer Arbeiter: Zbigniew Kus
- Hebamme: Esther Buess
(Ich hätte ja lieber gewußt, wer die süße Wärterin war, sie wirkte
sehr aufschließreich).
Abspann:
- Maja und Harry wurden trotz Auftritt nicht erwaehnt.
(Maja hatte kaum Text, aber Harry war's mal wieder wert).
Buch: Monika Bittl
- Die junge Autorin ist ehemalige Stipendiatin der
Münchner Drehbuchwerkstatt und neu in der Autorenriege.
Sie legt hiermit ihr erstes Lindenstraßendrehbuch vor.
- Weitere Werke: (u.a.)
-- Heimlichkeiten - Komödie, 1997
-- Sau sticht - Drama, 1995
- Monika Bittl gehört meines Wissens nicht zum
im letzten Jahr vorgestellten neuen Autorenteam.
Regie: Patrick Winczewski
Quote: 4,05 Mio, 19,1% Marktanteil
(Wieder dramatisch nach unten gerutscht, diesmal wurde auch
der Marktanteil, der sonst noch immer halbwegs konstant blieb,
nach unten korrigiert. Ich persönlich halt ja nichts
vom Marktanteil, denn entweder ich schaue sonntags 18 Uhr 40
Lindenstraße oder gar nichts. Und inzwischen teilen drei
Millionen weniger Menschen mein zweifelhaftes Vergnügen.
[Anscheinend sind wir bald wirklich eine Minderheit, Kater Max]
Musik:
- Das Dektivmotiv Hajos wurde wieder ausgegraben. Ist doch nett.
Zitate:
- Harry zu Carsten: "Is was, Doc?"
- Carsten: "Jede Geburt hat ihre anderen Umstände"
Maxl der Woche:
- geht an Hans für seinen Spruch: "Verdammt noch mal, ich hab einfach
nicht daran gedacht, dass Babies mitten in der Nacht kommen, Mensch!"
[Nominiert von Jan]
Infos:
- Am 29. Juli soll das Casarotti neu eröffnet werden. (Ein Donnerstag).
Schmankerl:
- Zweisprachiges Geburtstagsständchen, Franz auf
deutsch, Helga und Erich auf englisch. Natürlich gleichzeitig.
Kommentare:
- Stellenweise gefiel mir die Folge. Auch gab es keine krassen Fehler,
wenngleich manche Szenen sehr gekünstelt wirkten (Reisebüro, Aufzug)
und dabei nicht deutlich wurde, wer jetzt warum von wem geritten
wurde. Was mir gefiel, ruhte in der Folge in sich, wie Einbringen
kleiner Alltäglichkeiten am Rande, wie Helgas Stoßen mit dem Fuß im
Dunkeln, das Erwähnen von Marlene (she's still there), Harry
(he's back!) auch die wohl schon seit ewigen Zeiten fällige Reparatur
des Aufzugs, (wenngleich die Inszenierung zu wünschen übrig ließ).
Schön auch, daß es bei den Zeigefingerthemen, die zwar etwas ge-
knüppelt kamen, wie zum Beispiel Onkel Franzens Bemerkung, daß
die Türken alle Geschäfte übernommen hätten, nicht zu den in
letzter Zeit häufigen Monologen kam, sondern es stattdessen
ordentlichen Disput gab, oder daß am Ende auch mal eine Aussage
stehen blieb, die nicht so ganz lindenstraßen-macher-konform war
(wie beispielsweise die Polentirade).
Soweit also Positives in der Folgeneinzelbetrachtung.
Was jedoch die Verknüpfung mit früheren Folgen oder mit der
Zukunft betrifft, oder die Handlung grundsätzlich, so war, wie
eigentlich stets in letzter Zeit, keine klare Linie zu erkennen
und das Dargebotene etwas mau.
Das war mein persönliches Gefühl beim Angucken, ich kann das jetzt
im Nachhinein nicht alles konkret belegen.
- Gelegentlich ist doch die Akustik etwas schlecht in unser geliebten
Straße. Viele haben diese Woche den Auspruch von Faustos Hausmeister
als "und dann dieser Gestank" verstanden, obwohl er nur von "diesen
Gestalten" sprach. Aus Gestank wurde schnell Geruch und schon manch
einer sah den Caesaren Fausto brutal (ja mein Sohn, das Wort kommt
von "brutus") gemeuchelt dahinmodern, daß selbst eine alte Pizza
kaum dagegen hätte anstinken können, aber Pustefix und Ohropax, so
war es nicht.
Aber was hat Onkel Franz dem lieben Lealein geschenkt? Diesen Hörtest
habe ich nicht bestanden und ich kann nur rätseln, was es heißen
sollte. Unverständliches kam schon immer vor, aber machmal fragt man
sich schon, ob dem Tonmeister sowas nicht auffällt. Okay, er hört
eine Szene zum fünften Mal und er weiß einfach, was es zu hören gibt,
auch wenn man es nicht versteht. Für Otto Normalhörer, der eine
Szene zum ersten und letzten Mal hört, ist es da
schon ungleich schwieriger. Der Videotext-Untertitler scheint da mit
uns in einem Auditorium zu sitzen, ich erinnere mich nur an die
letzte Folge, in der Elses Türe, die Chris mit seinen Sachen
angeblich zerkratze, im Untertitel mit "Diele" übersetzt wurde.
Was die Welt bewegte:
- Canan-hat-viel-zu-dünne-Beinchen-Dagdelen hat ein viel zu
großes Maul. [Hamlet]
(Hamlet hatte noch mehr schöne Bemerkungen, aber die kann ich
unmöglich hier wiederholen, wo doch sogar Julies Mamas mitliest).
- es gibt sicherlich interessantere Themen als einen polnischen
Hilfsarbeiter der den Aufzug repariert [nick]
- zu spiegeleier-helga:
sie war gestern [Sonntag] noch im wdr in HOLLYMUEND zu sehen
und die war total begeistert, weil die zuschauer lieben den
"AKTUELLEN BEZUG DER LISTRA"
liebste marie-luise marian:
NEIN ich liebe ihn nicht ... er ist total verkrampft und so
unnoetig wie ein kropf!!!! [heinzi]
- So sind bei einem Neugeborenen mit DS nicht verschiedene "Grade"
des Down-Syndroms festzustellen. Zwar entwickeln Menschen mit DS
sich recht unterschiedlich, dies ist aber nicht bei der Geburt
vorher auszumachen. Es gibt auch weitere genetisch unterschiedliche
Formen, aber auch die wären dann bei der Fruchtwasseruntersuchung
festgestellt worden. Ich fand es auch etwas irreführend, daß die
Lebensfähigkeit des Säuglings öfters in Frage gestellt wurde.
Tatsächlich haben manche Kinder mit DS Herzfehler oder seltener
Mißbildungen des Verdauungstraktes, meistens können die aber vorher
durch Ultraschalluntersuchungen festgestellt werden und sind zum
allergrößten Teile operabel. [Anke]
Fehler im Rückblick des WDR:
- Zitat Rückblick:
"Die Kopfschmerzen [Hajos] lassen allerdings schlagartig nach,
als Berta ihm einen überraschenden Antrag macht."
Bemerkung:
Hajo hat den Antrag gar nicht mitbekommen.
- Zitat Rückblick:
"Martin soll der [Ziegler-]Sproß heißen."
Bemerkung:
Same procedure as every week: Die Rückblicker wissen mehr als
die Hingucker. Uns wurde nicht mal gesagt, daß der Sproß
männlich ist.
Seltsames, Ungereimtheiten, Fehler, Fragen:
- Etwas seltsam unrealistisch anmutende Panik im
Hause Beimer-Ziegler. Schon eine Woche vorher gab es - wenn auch
falschen - Geburtsalarm. Nun so unvorbereitet zu sein,
nicht mal wissend wo der Mutterpaß ist (in der Küche!), ist
schon seltsam, zumal es bei beiden nicht gerade die erste Schwanger-
schaft ist.
- Lea wird ihren 3. Geburtstag gefeiert. (Nein, kein Fehler, Passivform
bewußt gewählt). Laut Äußerungen von Maja am 7. Januar 1999 in
Folge 684 wissen wir folgendes:
-- Das aktuelle Alter von Lea betrug zu diesem Zeitpunkt 2 Jahre
und 7 Monate.
-- Maja war im 4. Monat schwanger als Benny Mitte November 1995 starb.
Daraus ergibt sich (genaue Rechnung auf Anfrage), daß Lea im April
oder spätestens Mai 1996 zur Welt kam. Mir ist unverständlich,
wieso dann Lea Mitte Juni Geburstag feiert. (Zumal dies dramaturgisch
auch nicht in dem Maße notwendig schien, daß man sich bewußt über die
Datierung hätte hinwegsetzen müssen).
- Nur so als Hinweis (die ursprüngliche Planung ist wohl wegen der
Absenz von Fausto geändert worden): Die Wiedereröffnung des
Casarotti war ursprünglich für Juni, nicht für Juli vorgesehen.
- Helga wird mitten in der Nacht angerufen, macht sich sogleich fertig
und trifft erst zum Frühstück bei Sarah und Sophie ein.
- Gerade noch bei eben diesem Frühstück gewesen, sieht man Helga
in der nächsten Einstellung schon in einer fast vollständig
geschmückten Geburtstagsküche. Muß sich ja mächtig ins Zeug gelegt
haben. (Zumal wir eigentlich aus früheren Folgen wissen, daß Erichs
und Ziegler-Beimers Küchenzeiten relativ identisch sind, Helga also
fast an zwei Orten gleichzeitig war.)
- Helga wußte vom Down-Syndrom. Mir ist irgendwie entgangen woher.
Carsten wußte es anscheinend nicht, obwohl er damals, als Tom
gegen den Familienzuwachs aufbegeherte und deswegen sogar
mit Anna zum Carsten und Ahmet ging, mit dabei war und Tom sogar
dabei eine Weile mit Carsten alleine war.
Alles nicht unmöglich, aber umgekehrt schien es mir wahrscheinlicher.
- Helga schien zum einen bei den kleinen Zieglermäusen zu klingeln,
andererseits aber auch einen Schlüssel zu besitzen und anzuwenden,
wie man das so macht, wenn man irgendwo aufschließt, aber nicht ganz
auszuschließen ist, daß jemand zu Hause ist. Ihre Bemerkung: "Wie,
Ihr seid schon auf?", ist dann aber doch unlogisch. Ich frage mich
außerdem, wo sie den Schlüssel herhat.
- Entweder läßt Hans Tom bei Backhaus verweilen oder nicht, aber
daß er Tom eine Woche böse ist, weil Tom "ausgezogen" ist und
nichts weiter unternimmt, wer soll denn das glauben?
Mit solchen unglaubwürdigen "Aktionen" werden meiner Meinung nach
wieder viele Zuschauer vergrault und springen letztlich ab. Man
hätte sicherlich leicht eine nachvollziehbarere Erklärung einfließen
lassen können. Natürlich lebt die Lindenstraße auch von einigen
Ungereimtheiten und wenn sich das nena-konform irgenwann, irgendwie,
irgendwo aufklärt, will ich nichts gesagt haben.
- Carsten bringt den Müll in die Tonne. Spätestens seitdem Olaf von
seinen Müllkollegen eine Abfuhr erteilt wurde, wissen wir, daß in
der LS der Müll donnerstags geleert wird, und die Mülltonne so
früh am Morgen entweder auf der Straße stehen müßte oder so leer sein
müßte, daß man nicht nachstopfen muß.
- Berta spricht davon, früher loszumüssen, um Rezeptblöcke zu besorgen.
Wo? Die wachsen doch nicht am nächsten Kiosk. Die werden bestellt,
nicht besorgt. Das ist jetzt wieder so ein Fall: Früher hätte das
gehießen, Berta lügt, verwendet eine Ausrede, entweder, um sich ihren
vorehelichen Pflichten [for elke: set a smiley!] zu entledigen,
oder um vor Arbeitsantritt noch heimlich etwas zu er-, zum
Beispiel Verlobungsringe zu kaufen oder die Lebensversicherung von
Hajo aufzustocken. Aber heutzutage ist das mit den Rezeptblöcken
wohl ernstgemeint. Einfaches "ich muß noch was besorgen" hätte
es doch auch getan, oder ist Berta vielleicht sogar wieder
tablettensüchtig und medikamentiert sich selbst? Sie wirkte ja
auffallend gut gelaunt.
- Eine um 19:15 durchgeführte Umfrage des Instituts Wahlen ergab, daß
von 4,05 Millionen Listra-Guckern nur 0,000000005 Zuschauer mit
den Worten "Oh, habe ich sie geweckt?" reagiert hätten, wenn ihnen
ein männliche Person, die nur durch den Bademantel von einem
begossenen Pudel zu unterscheiden war, die Türe geöffnet hätte.
Warum Isoldes unpassende Bemerkung nun 4 Millionen Zuschauern auf-
fiel, aber nicht den vier Leuten, die die Szene gedreht haben,
ist ein Fall für Akte X.
- Isolde wirkt sehr förmlich und distanziert.
Warum war sie überhaupt auf Hajos Geburtstag gewesen? Und bringt
dann noch früh morgens ein Geschenk vorbei? Hajo redet meistens
sowieso von Isolde, wenn er Frau Pavarotti meint und schließlich haben
sie eine gemeinsame Bühnenerfahrung. Vielleicht sollten sie einfach
mal zum "Du" übergehen.
- Die ganze Türkei-Auseinandersetzung im Reisebüro war nervig und
an den Haaren herbeigezogen. Canan reagierte in ihrer Wut rein
nach der Vorgabe im Drehbuch, nichts ließ sich durch das tatsächliche
Geschehen nachvollziehen und schon gar nichts ist vorgefallen,
was sie dazu berechtigt hätte, auf ihren Chef plakativ einzudresch-
flegeln.
Erichs Reaktion war aber auch nicht tatsachengerecht. Canan
hat keine erkennbaren Türkei-Specials aufgehangen, sondern reine
Türkei-Poster, auf denen außer einem Landschaftmotiv und dem
Schriftzug "Türkei" nichts zu erkennen war. Weder das Angebot
einer Busreise, noch sonstige Attraktionen, die sich speziell
an mindersolvente Kunden gerichtet hätten. Wäre in einem Kunden
aufgrund der Plakate Interesse geweckt worden, so hätte Erich
ihm alles verkaufen können, von der billigen Busfahrt bis hin
zur Luxuskreuzfahrt mit dem Schiff über Isar, Donau und Schwarzmeer
nach Istanbul.
Auch ist es natürlich Blödsinn anzunehmen, ein Angebot in ein Land
richtet sich hauptsächlich an Angehörige dieses Landes. Erstens
dürften sich selten Türken in das Reisebüro in der Lindenstraße
verirren, zweitens fahren doch die meisten Türken wohl eher aus
eigener Kraft oder mit einem türkischen Reisebüro in die Heimat und
drittens ist die Hauptzielgruppe der deutsche Urlauber, nicht der
türkische. Die Plakate für Irland oder Jamaika hat Erich doch
auch nicht nur für Eddie Irvine oder Bob Marley aufgehangen!
Auf der anderen Seite hat Erich mit keinem Wort behauptet, daß
alle Türken arm sind. Und selbst wenn die Türkei eine schwache
Währung hätte, was erlaubt sich Canan dabei mit ihren Rassismus-
vorwürfen?
Die Türken würden doch genauso mit DM bezahlen wie jeder andere
Kurde äh Kunde auch. Letztlich war sie die Rassistin.
Die ganze Auseinandersetzung diente wohl nur bestimmten dramatur-
gischen Absichten, die sich mir noch nicht ganz erschließen, die
sich aber in der Zukunft bestimmt klären. (*hoff*)
Sinnvoller hätte ich es allerdings gehalten, einen sachgerechten
Bezug zu einem eventuellen Türkei-Boykott wegen
der sogenannten Kurdenfrage herzustellen, wenngleich das auch vielen
aufgestoßen wäre. Aber es kommt auch immer auf das WIE an.
- Nicht verschwiegen werden soll, daß Canans Aussage stimmt, derzufolge
es in der Türkei mehr Hochschulprofessorinnen gibt als in
Deutschland. Zumindest prozentual: Anteil Frauen in Deutschland
5,5% (C4-Stellen), in der Türkei dagegen 20%.
Leider hat Canan vergessen zu erwähnen, daß in der Türkei unter
den Analphabeten viermal mehr Frauen als Männer sind.
- Eine ähnlich blöde Szene wie im Reisebüro gabs im Treppenhaus
mit den Aufzugsmonteuren. Diese waren weit davon entfernt, Hajo
ein Auge auszustechen. Er als ehemaliger Polizist geht bestimmt
nicht so leichtfertig mit dem Vorwurf der versuchten Körperverletzung
um, wie es uns das Drehbuch glauben machen wollte. Auch ist
unverständlich, warum er sich überhaupt so lange mit den Monteuren,
die schließlich nur - für jeden erkennbar - ihre Arbeit taten,
abgab. Nur damit am Ende durch Else einmal das Wort "Polacken"
fiel? Mehr Substanz war dieser, immerhin eine Minute
dauernden, Szene nicht abzugewinnen.
- Erstaunt war ich darüber, daß Berta darüber erstaunt war, daß
es zum Verlobungsessen sogar Champagner gab. Schließlich war
sie doch schon am Morgen neben einer Flasche aufgewacht.
(Damit meinte ich Champagner, nicht Hajo).
- Mir schien Harrys Schnapsflasche schon relativ leer, als er zum
Trinken ansetzte. Als er kurz danach Hajo aus der Flasche anbot,
schien diese relativ voll.
- Apropos Schnaps: Helga gönnt sich zu Leas Geburtstag tatsächlich
ein Flasche Korn auf dem Tisch?? (Von Onkel Franz war sie nicht,
der mußte erst drum betteln)!
- Nach Tom versucht sich nun Isolde als musikalisches Früherkennungs-
genie. Bereits nach einem Takt auf Hajos Kontrabaß läßt sie sich
zu einem "Sehr schön - und das ist von ihnen?" hinreißen.
- Obwohl Sarah gerade bei Backhaus geklingelt haben muß, ist beim
Öffnen der Tür nichts mehr von der lang andauernden beethovschen
Schillerglocke zu hören. Die Götterfunkenfreudentöne wären doch
eine nette Reminiszenz an die Kontinunität gewesen.
- Ich persönlich finde es sehr schade, daß man als alleinstehender,
älterer Mann, der nett zu Kindern ist, immer gleich in den Verdacht
der Kinderschänderei gerät. Das erschwert mir persönlich die Arbeit
als ehrenamtlicher "Kinderschänder" ungemein.
- Okay, werdende Väter rauchen. Mit diesem Klischee müssen wir leben,
da lohnt nicht mal ein Blick ins Klische-und-Stereotypen-Lexikon.
Aber daß der Jungvater mit seiner gerade mal geschlüpften
Erzeugerabfüllung so schnurstracks gen Ausgang entschlüpft, nur
ein Päckchen Zigaretten (als Pfand?) beim versiezten Hans
hinterlassend, DAS ist neu. Aber deswegen auch innovativ?
Zumindest gagig war, was heute in einer anderen Serie zum Thema
Geburt zu sehen war: Die gerade hochträchtig niederkommende
Mutter ist - wie es das Drehbuch so will - im Fahrstuhl gefangen,
Panik hin, Rettungsversuche her, das Baby kommt, die Rettung auch.
Die Tür wird aufgebrochen, das Baby hinausgereicht. Darauf der
Liftboy unbeeindruckt: "Erdgeschoß!"
Ich weiß, der Witta-Pohl-Fanclub hält sich hier in Grenzen, aber
als Krankenschwester ist sie echt nicht schlecht. Jedenfalls besser
als unsere Lindenhebamme. Die sagt nicht mal ob Junge oder Mädchen,
nur ihr Drehbuchsprüchlein von der Lebensfähigkeit und mittelschwerem
Down-Syndrom und grinst dabei über beide Kieferfassaden.
- Auf der anderen Seiten steht es uns aber nicht an, auch nur irgendwas
am gezeigten Ziegler-Baby zu kritisieren. Ob unser Martin nun
glaubhaft eine Hauptrolle in Unser Walter übernehmen könnte
(mir schien ja eher die Mutter down zu sein, nicht das Kind) oder ob
er für ein Neugeborenes nicht etwas zu groß und füllig war, (laut
Julies Mutter "kurz vor der Einschulung" stehend), mag zwar
zutreffend sein, soll aber nicht unser Begier sein, hier hat das Wohl
des Kindes Vorrang vor all unseren Realitätsansprüchen.
Selbst auf der Bühne wird seit Lully nicht mehr in echt gestorben.
- Warum erinnerte mich folgender Dialog nur so an Tim und Struppi
oder Asterix im Avernerland:
Hausmeister: "Herr Scholz?"
Hajo: "Nein, Scholz!"
Hausmeister: "Entscholdigung."
Oder an Ottos "Ein Schnitzel für den Spitzel" - "Ja, hier!"
- Wie der Hausmeister Hajo die ganze Post von Fausto mitgibt, nee,
da sag ich jetzt nichts zu.
- Danke für den aktuellen Bezug: Erich kommt nach Hause, aus der
Kneipe mit Magenschmerzen, Helga ihrerseits hat Probleme und
will, daß Erich ihr hilft und Erich fällt nichts besseres ein,
als zu fragen, ob Helga wußte, daß die Wahllokale am
kommenden Sonntag bis 21 Uhr geöffnet haben. Das hätte man auch
einen Hauch geschickter anstellen können.
Fazit:
Mal abwarten, einige nette (wenn auch nicht neue) Ansätze,
allerdings sind mir keine zukünftige Einsätze dieser Autorin bekannt.
(Nächste Folge wieder von HWG).
Wollen wir also nicht meckern, schließlich ist die Grundgebühr
schon im Preis drin.
Herzlichst
Bossa Nossek, nossek@creatures.org
Nachlese zur letzten Folge:
- Valeries Zimmer, das ehemalige Zimmer von Max, scheint
kein Fenster mehr zu haben.
-%-
[Release 2.2]