Bossas Lindenstraßen-Annotationen
Bossas Lindenstraßen-Annotationen
"Ein bayrischer Tag" (705)
!! Titel war im Vorspann nicht angegeben !!
(Vielleicht konnten sie sich nicht einigen, ob
es nun "bayrischer" oder "bayerischer" heißen sollte,
so daß sie es einfach weggelassen haben?
Die vom Titel abweichende Schreibweise mit "e" kommt
jedenfalls in einigen Vorschauen sowie im Text des
offiziellen Rückblicks vor.)
Tag der Ausstrahlung: Sonntag, 6. Juni 1999,
wegen Wahl diesmal erst um 18:46
Tag der Spielhandlung: Fronleichnamsdonnerstag, 3.6.99
Kurzinhalt:
- Valerie, die sich im Krankenhaus mit Lisa angefreundet
hat, wird aus dem Krankenhaus entlassen und zieht bei
Gabi und Andy ein.
- Hans möchte einen traditionellen "bayrischen Tag"
begehen, aber die Kinder begehren auf und es kommt
zu diversen Streitigkeiten.
- Während sich Tanja von Carsten durchkneten läßt,
schmiedet sie Pläne für ihre berufliche Zukunft.
Für einen ausführlichen Rückblick seht bitte:
http://www.creatures.org/lindenstrasse/rueck705.html
Cliffhanger:
- Tom sagt, daß er lieber bei Backhaus bleiben wolle
anstatt zurück nach Hause zu gehen. Backhaus
fragt daraufhin, ob dies Toms letztes Wort sei.
Auflösung des letzten Cliffhangers:
- Ludwig hat ein Schreiben verfaßt, in dem er Carsten
beschuldigt, die Doktorarbeit erschlichen zu haben.
Dieses Schreiben hat Ludwig aber nicht an Carstens
Doktorvater abgeschickt.
Erklärung des Folgentitels "Ein bayrischer Tag":
- Hans freut sich auf einen richtig bayerischen Tag
mit der traditionellen Fronleichnamsprozession, Besuch
im Biergarten und Bad in der Isar.
Buch: HWG
Regie: Patrick Winczewski
Quote: 5,77 Mio, 25,1 % Marktanteil
(Wieder leicht erholt, aber immer noch nicht in alter Form).
Musik:
- Nick Nikitakis hat so viele, schöne Lieder aufgenommen, nicht
nur die zwei, die immer Akropolis ertönen.
Zitate:
- Backhaus: "Es macht keinen Sinn, sich gegen die, die die Macht
haben, aufzulehen. Man muß sie erst ent-machten."
- Valerie: "Zorro ist wie dieser Stein. Man kann sich auf ihn
verlassen."
[Wie wahr, wie wahr. Fast schon Maxl-der-Woche-würdig.]
Maxl der Woche:
- Der Maxl der Woche geht an Lernschwester Lisa für ihren unsensiblen
Beistand Valerie gegenüber: "Warum wirst Du nicht auch
Kinderschwester, dann kannst Du das [mit den Kindern] jeden Tag tun?"
Infos:
- Sprechstundenhilfe Horowitz ist von ihrem Ehemann getrennt.
Sie hat zwei Kinder (m 18/w 19), die beide aus dem Haus sind.
- Das lange unverändert gelassene Zimmer von Max wurde in ein
Zimmer für Valerie umgewandelt.
- Backhaus besitzt kein Telefon.
(Dafür aber eine Türklingel, die Beethoven spielt).
- Chris ist für seine Tat (Fahrerflucht oder Fahren auf
falscher Seite?) zu einer Geldstrafe von 7600 Mark verurteilt worden.
Schmankerl:
- Hans klopft wutschnaubend an die Kinderzimmertür und brüllt:
"Ihr kommt da jetzt sofort raus und macht ein *freundliches* Gesicht!
Aber sofort!!" *poch* *poch*
- Hans konfrontiert Tom und Sarah mit dem beliebten Ich-zähl-bis-drei-
Ultimatum einfallsloser Eltern zum Öffnen der Kinderzimmertür.
Bei drei öffnet sich jedoch nicht die Kinderzimmertür, sondern nach
schnellem Umschnitt die Wohnungstür von Zenkers.
- Rosi winkt mit dem Arm des Skeletts im Takt der Musik. Kann man nicht
erzählen, muß man gesehen haben. Das knochigere von beiden war der
Arm von Rosi.
- Zweihunderfünfzigtausend Jahre hat in der Lindenstraße niemand mehr
Eier gekocht. Ausgerechnet während des aus Belgien übergreifenden
Hühnerskandal kocht Hans Eier. *grins*
Nicht, daß die alle an Eiversucht sterben.
Kommentare:
- Ich will gar nicht viele Worte verlieren, so traurig und betroffen
bin ich noch. Daß die Schlampigkeit der Listra-Macher nun sogar
soweit geht, daß sie im Vorspann weder den Folgentitel bringen,
noch dies bemerken, ist der traurige Tiefpunkt des Qualtitäts-
abschwungs der letzten Monate.
- Gefallen haben mir einige Zwischenmenscheleien, wie Annas
Stoßseufzer oder Zwischendurchlächler. Die Schauspieler haben
mehr aufeinander reagiert. Gut ausgelegt und gespielt finde
ich persönlich die Rolle von Backhaus, die ein bißchen Abwechselung
in das ansonsten sehr normgeprägte Charakterbild der Lindenstraße
bringt. Auch wenn seine Sprüche nicht immer der Weisheit letzter
Schrei sind, so hat er doch wenigstens immer einen parat und
streut damit Sand in das Getriebe seines Gegenübers.
Wenn er mich nur nicht immer so an Inge Meysel erinnern würde...
Was die Welt bewegte:
- "Und zum Kosovo sollte man lieber gar nichts sagen überhaupt,
bitte, sehr geehrte Drehbuchschreiber, lasst die unerträglich
krampfhaften aktuellbezogenen Kommentare raus. Die wirken so glaubhaft
wie der Vitamin-C-Gehalt der Braunkohle."
[Kater Max]
- "Else ist nur noch ein Schatten ihrer selbst, wenn man an vergangene
Zeiten denkt."
[Halea und mit ähnlichen Worten viele andere]
Videotext-Untertitel:
- Backhaus fragt Tom, ob es wirklich sein letztes Wort wäre,
nicht zurück nach Hause zu wollen, sondern lieber bei
ihm (Backhaus) bleiben zu wollen.
Darauf ertönt die Cliffhanger-Musik.
Im Untertitel können wir dagegen noch Toms Antwort hören
bzw. lesen: "Ja!"
- Else wirft Chris vor: "Sie zerkratzen mei ganze Dier [Türe]".
Im Untertitel wird die Türe zur Diele.
- Else wirft Chris vor: "Sie zerkratzen mei ganze Dier [Türe]".
Im Untertitel wird die Türe zur Diele.
Fehler im Rückblick des WDR:
Quelle:
http://www.lindenstrasse.de/demnaechst/archiv/705/rueck705.html
Der WDR war bis Dienstagmittag, trotz mehrfacher Hinweise nicht in
der Lage, den aktuellen Rückblick richtig zu verlinken. Der Aufruf
der letzten Folge 705 führte stets zur Folge 704.
- Zitat Rückblick:
"Valerie ist fest entschlossen, ihrem Geliebten nachzureisen
und mit ihm eine Familie zu gründen - egal, wo er sich gerade aufhält."
Bemerkung:
Diese feste Entschlossenheit kam so deutlich nicht rüber.
- Zitat Rückblick:
"Hans plant einen typisch bayerischen Familientag:
Erst zur Fronleichnamsprozession, dann zum Baden an die Isar
und anschließend in den Biergarten."
Bemerkung:
Die Reihenfolge erst Isar, dann Biergarten war in der Sendung
nicht gegeben. Es klang eher nach einem Biergarten-Besuch mit
parallel gegebenem Isarbad, vermutlich war also der Biergarten
im Englischen Garten gemeint. (Gruß an Herrn Rumford)
- Zitat Rückblick:
"Tiger Tom hat beschlossen, die elterliche Wohnung zu verlassen
und bei seinem neuen Freund Backhaus zu leben."
In meinen Augen eine arg übertriebene Interpretation der Aussage
Toms. Mir schien es mehr um eine Übernachtung denn um das ganze
weitere Leben zu gehen.
- Zitat Rückblick:
"Wütend stellt Tanja daraufhin Dressler [wegen des Briefs] zur Rede."
Bemerkung:
Richtig zur Rede gestellt hat Tanja Ludwig nicht, jedenfalls nicht
für uns sichtbar. Sie fragte Ludwig lediglich ob der Brief ein
Entwurf oder ein Kopie sei und verließ den Raum noch ehe Ludwig
irgendwas antwortete.
- Bildunterschrift zur Szene, in der Carsten Tanja massiert:
"Seelenmassage: Tanja und Carsten tauschen sich über den
schwierigen Umgang mit Dr. Dressler aus"
Bemerkung:
Die Rückblicke und Bildunterschriften verkommen immer mehr zur
Phrasendrescherei und haben mit dem tatsächlichen Geschehen immer
weniger zu tun. In der gesamten Massageszene ging es kein einziges
Mal um Ludwig Dressler. Vielmehr wurden Tanjas nicht gerade rosigen
Berufsaussichten erörtert.
- Das folgende Bild
http://www.lindenstrasse.de/demnaechst/archiv/705/705b.jpg
zeigt Hans Beimer im Akropolis, versunken in ein Glas Wein.
Dazu die Bildunterschrift:
"Kein Ausweg: Hans Beimer ertränkt seine Familien-Sorgen in Alkohol."
Bemerkung:
So langsam frage ich mich, für wie blöd uns die Verfasser der
Rückblicke halten mögen. Glauben sie wirklich, daß wir es nicht
merken, wenn sie zum wiederholten Male versuchen, uns Bilder von
Szenen unterzujubeln, die nicht gesendet wurden?
- Bildunterschrift zur Szene, in der Valerie ein Baby aus dem Bettchen
hebt:
"Im Zwiespalt: Soll sich Valerie intensiver um das unbekannte
Neugeborene kümmern?"
Bemerkung:
Erstens stellte sich Valerie diese Frage gar nicht und zweitens hatte
das Baby sogar einen Namen: Nancy.
Für wie blöd halten usw...
Seltsames, Ungereimtheiten, Fehler, Fragen, Bemerkungen:
- Im Vorspann fehlt der Folgentitel.
- Es fiel auf, daß sowohl Lisa als auch Valerie selber, Valerie mit
Frau Zenker und nicht mit Frau Ecker anredeten, wie es richtig wäre
und wie es auch im Abspann hieß.
- Seltsam, daß der Krankenhauskiosk geschlossen gewesen sein soll.
Das Hauptmerkmal eines Kiosk ist es ja gerade, daß er nicht den
herkömmlichen Ladenschlußzeiten unterworfen ist. An diesem Kiosk
allerdings eine frische Zeitung zu bekommen, das wäre an diesem
Feiertag allerdings schon schwierig gewesen.
- Durchaus möglich ist dagegen, daß Valerie an einem Feiertag entlassen
wurde. Aufgrund der verschärften Kostensituation im Gesundheitswesen
werden Patienten nur noch in medizinisch begründeten Ausnahmefällen
länger im Hause behalten, als dies der von der Krankenkasse fest-
gelegte Regelfall vorsieht. Beim Stichtag geht es also unweigerlich
nach Hause, egal ob der vorher berechnete Entlassungstag auf einen
Feiertag fällt oder nicht.
- Hans betont mehrfach, wie wichtig es ihm ist, seinen Kindern
traditionelles Gut zu vermitteln, scheint aber selber nicht
sehr viel Ahnung von dem zu haben, was er für so wichtig hält.
Auf einer Fronleichnamsprozession scheint er auch schon länger nicht
mehr gewesen zu sein.
- Was ich zu Söpchens Sonntagsfrisur sage?
Für einen Donnerstag nicht schlecht.
- Der Topf, in dem Hans die Eier kocht, enthält in einer Szene
deutlich mehr Wasser als in den anderen.
(Er kocht übrigens nur 4 Eier).
- Warum sollte die Mannschaft des TSV 1860 München in der Bundesliga-
Sommerpause ausgerechnet an Fronleichnam trainieren?
Ein Blick in den Rahmenterminplan der Saison 1999/2000 hätte den
Autoren schnell Klarheit darüber verschafft, daß der Trainingsauftakt
der Löwen erst einen Monat später, am 4. Juli ist.
- Der Brief Dresslers an Carstens Doktorvater trug - soweit ich
das erkennen konnte - das Datum 1.6.98 und nicht 1.6.99.
- Die ach so abergläubische Rosi läuft unter einer Leiter durch!
Mal sehen, ob es ihr Unglück bringt.
- Valerie ergeht sich in permanent-begeisterndes "Wie süß" über
andere Babys. Die betreffenden Szenen erweckten nicht den Eindruck
als wenn ihr bewußt wäre, daß sie gerade selber ihr Kind verloren hat.
- Nach Aussage von Lisa haben in der Säuglingsstation nur
die Mütter Zutritt. Recht auffallend war dabei die männliche
Mutter, der/die gerade ein Baby auf dem Arm davontrug.
- Wieso erzählt Valerie Lisa alles über sich und Zorro, anscheinend
auch intime Dinge? Die Zurückhaltung die Valerie gegenüber Lisa
noch letzte Woche an den Tag legte, ist aufgrund der Vorfälle, als
Lisa noch als Pflegekind bei Zenkers wohnte, durchaus begründet.
- Obwohl in den vorherigen Szenen nichts davon zu sehen war und
eigentlich ein "bayerischer Tag" geplant war, scheint Hans
seine Wohnung plötzlich anzustreichen zu wollen. Malutensilien
liegen auf dem Flurschränkchen, eine Trittleiter steht
plötzlich herum und die Gaderobe, aus der vorher Hans
noch problemlos sein Jacket entnommen hat, ist nun mit Folie
abgedeckt.
- Diese Woche scheint es Hans zu sein, der das Kärtchen mit
der Aufschrift: "Ändere Dein Charakter, gehe nicht über Los"
gezogen hat.
Ich will mich jetzt nicht im Detail über frühere und
jetzige Erziehungsansätze im allgemeinen und das Verhalten gegenüber
Tom und Backhaus im besonderen auslassen (es langweilt), aber eine
Frage hätte ich schon an Hans: wieso schenkt er den Kindern in Folge
675 einen Pager, zu Weihnachten einen Computer und regt sich jetzt
über einen vergleichsweise harmlosen Gameboy auf, von dem er bisher
erfolgreich zu verhindern wußte, daß die Kinder "sowas ins Haus
schleppen"?
[Danke, Jan]
- Wenn die 1860er schon über eine Stunde trainieren und das Training
um halb elf begann, war es mittlerweile bereits nach halb zwölf.
Damit war es sinnlos noch auf die Prozession zu fahren, da diese
gegen 9 Uhr begann und nur zwei Stunden dauerte, also bereits um
11 Uhr zu Ende war.
- Der Rempler von Söphchen an Annas Rippen war ja nun absolut harmlos
und die danach aufgeführte Frühchenfurcht fürchterlich übertrieben.
- Andy hat bei seinem Unfall vielleicht etwas Hirn eingebüßt,
aber anscheinend dafür ein zweites Gesicht erhalten:
Obwohl er Rosi weder sehen kann, noch daß diese in diesem Moment
etwas sagt, begrüßt Andy beim Betreten der Wohnung mit seiner
Bemerkung Gabi UND Rosi.
Später sieht er dann sogar die Tränen in Valeries Augen,
obwohl er sich ihr von hinten nähert. (Wo kam er eigentlich her?)
- Warum wird bei Außenaufnahmen immer wieder mit dem Zaunpfahl
aufs Auge darauf hingewiesen, daß in Köln und nicht in München
gedreht wurde? Das im Bild zu sehende Krankenhaus mit dem dick ins
Bild ragendem Namen "Eduardus" mit der ebenfalls deutlich im Bild
gezeigten Hausummer 3-17 steht in Köln in der Custodisstraße 3-17.
Da nützt es auch nichts, wenn recht auffällig, aber irgendwie
deplaciert wirkend, ein Straßenschild "Sonnenstraße" aufgestellt
wurde.
- Obwohl Valerie Anfang Juni um die Mittagszeit in der Sonnenstraße
steht, kondensiert ihr Atem beim Schluchzen.
- Selten so was peinliches und an den Jesushaaren herbeigezogenens
erlebt wie das Ständchen für die zurückkehrende Valerie.
- Wofür hatte Chris eigentlich seine Gitarre dabei, wollte er gleich-
zeitig Trommeln und Gitarrieren? Wofür überhaupt das alles?
Was macht der immer noch in der Lindenstraße? Lebt der von solchen
Kleinauftritten? Der Höhe der Geldstrafe nach zu urteilen, verdient
er ja ganz gut. Nur seltsam, daß das Geld von Freunden aufgebracht
werden mußte. Aber ein neues Skelett hat er sich inzwischen trotzdem
kaufen können.
- Chris nimmt beim Verlassen der Zenker-Wohnung folgendes mit:
Eine Jacke, eine Trommel und ein Skelett.
Das Skelett steht dann bereits unten, als er die Treppe runterkommt.
Ebenso ein Transportkoffer. In der Hand hat er einen weiteren Koffer
und ein Drumcase. Wo kommt das alles her? Was war da alles drin?
- Ruckzuck hat Chris sein Urteil bekommen. Sei es mal dahingestellt,
wie realistisch die Strafe ist, denn der zu einer Verurteilung
notwendige Vorsatz dürfte ihm nur schwer nachzuweisen gewesen sein,
so ist es doch erstaunlich, wie schnell hier alles über die Bühne
ging. Bei Andy passierte über ein halbes Jahr lang gar nichts und
warum er trotz 0,5 Promille plötzlich seinen Führerschein wieder hat,
wurde auch nicht dargelegt. (Seltsam auch, daß Andys Führerschein im
Oktober eingezogen wurde, aber zurück bekommt er einen Euro-
Führerschein, die erst seit Anfang des Jahres ausgegeben werden).
Bei Chris stand nach eigenen Angaben eine Haftstrafe im Raum.
Diese ergeht aber nicht einfach durch einen schriftlichen Strafbefehl,
sondern dazu ist eine Hauptverhandlung mit umfangreicher Aufbereitung
des Geschehens notwendig. Andy wäre als Zeuge vernommen worden,
eventuell wäre er selber angeklagt worden. Das ganze Procedere, von
den Ermittlungen der Polizei, der Übergabe an die Staatsanwaltschaft,
dem Verfassen der Klageschrift, der schriftliche Stellungnahme des
Beschuldigten, dem Einberaumen der Hauptverhandlung inklusive Ladung
aller Beteiligten bis hin zur Abhaltung der Verhandlung und
Bekanntgabe des Urteils, dies alles in einem Zeitraum von gerade mal
einem Monat... Nee, so schnell mahlen die Gesetzesmühlen hier auch
nicht.
Das scheint mir alles absolut realitätsfremd. Genau wie die Tatsache,
daß wir von all dem nichts mitbekommen haben, obwohl Andy ja
involviert war. (Evtl. hätte es sogar ein Wiedersehen mit seinem
Anwalt geben müssen).
- Das deutsche Rechtssystem wird sehr schwammig dargestellt:
Ob Geld- oder Freiheitsstrafe liegt im Ermessen des Richters und
nicht in der freien Wahl des Angeklagten. Die Geldstrafe ergeht in
Tagessätzen, die Höhe der Tagessätze richtet sich nach dem
Nettoeinkommen des Beklagten.
Um auf eine Summe von 7600 DM zu kommen, muß die Schuld Chris'
entweder als sehr hoch angesehen worden sein, oder sein Einkommen
muß sehr hoch sein. Beides halte ich für unwahrscheinlich. Legt man
ein geringes Künstlereinkommen von netto etwa 2000 Mark zugrunde,
so wäre Chris zu 115 Tagessätzen verurteilt worden. Dies ist ein
absolut ungewöhnlich hoher Satz, der weder schuld- noch tatangemessen
ist. Zum Vergleich: So erhielt zum Beispiel ein Täter eine
Gesamtstrafe von 120 Tagessätzen für eine Unfallflucht mit einem
unbefugt benutztem Fahrzeug, noch dazu ohne Führerschein.
(Drei Taten, alle mit Vorsatz).
- In meinen Augen ist Mary die letzte, die für die Europa- oder OB-Wahl
Plakate im Akropolis aufhängen würde. Sie hat ja vor ein paar Wochen
nicht mal Plakate für die Auktionsaktion zugunsten ihres Heimatvolkes
im Akropolis aufgehängt. (Darf Mary überhaupt wählen? Kommunales Wahlrecht
gibt's ja nur für EU-Ausländer).
Diese Szene wurde wohl nur hineingenommen um aktuellen Bezug zu
Kosovo und der Präsidentenvereidigung in Nigeria herzustellen.
Leider ist dabei eine Szene mit Hans im Akropolis (siehe offiziellen
Rückblick) auf der Strecke geblieben, die vielleicht seine heftige
Müdigkeit in späteren Sequenzen hätte erklären können. Daß die in
meinen Augen nichtssagende Szene mit Dressler und der Sprechstunden-
hilfe Horowitz, die von ihrem Mann und den Kindern erzählte,
stattdessen dringeblieben ist, legt den Verdacht nahe, daß da
vielleicht noch was nachkommt.
- Was war denn das für ein Dialog:
Es klingelt, Anna steht in Griffweite zur Tür. Statt zu öffnen, geht
sie Hans suchen und als sie ihn findet, wirft sie ihm vor:
"Kannst Du vielleicht mal die Tür aufmachen, es nervt?! Mir geht's
nicht gut."
Hans: "Entschuldige Anna, ich bin in letzter Zeit halt
ein bißchen nervös. Es tut mir leid."
Was tut ihm leid? Daß es klingelt? Was hat das Klingeln mit seiner
Nervosität zu tun? Und warum macht Anna nicht selber
auf, wenn es sie stört? Aber wie hat sie in der Folge so schön
gesagt:
"Ich habe als Kind nie etwas gedurft. So habe ich total lange
gebraucht, bis ich selbstständig wurde."
Anscheinend dauert dieser Prozeß noch an.
- Abends um sieben ist die Welt nicht in Ordnung, viel zu dunkel war
es bei Hans und Anna für diese Uhrzeit.
- Kaum, daß bei Backhaus' Klingel zwei, noch dazu identische Töne
erklungen sind, fragt Tom schon: "Geil, was ist das?"
- Mal wieder prima recherchiert:
In Bayern waren Pfingstferien, Tom muß also nicht am nächsten
Tag (Freitag) in die Schule. Hans mag sich in diesem Punkt als
mit der Erziehung nicht so befaßter und überforderter noch
irren, aber Anna müßte es eigentlich besser wissen. Stattdessen
gibt sie Hans mit seinem "Tom muß morgen in die Schule" auch
noch recht.
[Danke, Uta II und andere!]
- Hier nun ein Zitat aus dem Web-Lexikon
"Klischees und Stereotype in Spielfilmen"
zum Stichwort Schach:
"Die Figuren sind meist falsch aufgestellt."
Dieses Klischee erfüllen die Lindenstraßenrequisiteure gerne,
indem sie in der Grundaufstellung bei Backhaus' Schachbrett
einen schwarzen Läufer neben dem schwarzen Turm plazierten.
Normalerweise gehört dorthin aber ein Springer, so wie es
beim anderen schwarzen Turm auch richtig zu sehen war.
Da bereits der weiße Springer gezogen war, wurde die Partie
also mit dieser falschen Aufstellung begonnen. (Da alle
schwarzen Bauern noch auf ihrem Platz stehen, kann der schwarze
Läufer auch nicht durch einen regulären Spielzug auf seinen
Platz gelangt sein.)
- Ich weiß nicht, was man von den Aussagen Backhaus halten soll.
Wenn es nicht so offensichtlich wäre, daß die Autoren in letzter
Zeit oft arg schlampig waren, dann hätte man ja wirklich
etwas Böses draus schließen können, daß Backhaus vorgibt, mit Tom zum
Fußball gehen zu wollen, obwohl gar kein Fußball war. Aber aufgrund
der vielen, vielen Fehler in der letzten Zeit, weiß man leider nicht,
ob dies nun ein Irrtum von Backhaus war, eine bewußt falsche
Behauptung von ihm oder einfach nur eine schlechte Recherche der
Autoren bzw. Redaktion.
Früher waren die Recherchen sauberer und man hätte seine Schlüsse
aus solchen Aussagen zu ziehen gewußt. Das geht heute leider nicht
mehr.
Dies ist ein bedauerlicher Trend. Besonders im Falle von Backhaus,
dessen -ground ja bewußt im Dunkeln gehalten wird.
Dies nur mal so als Bemerkung für diejenigen, die - durchaus
berechtigt - sagen, meine Fehlerlisten seien doch sowieso nur
Erbsenzählerei. Das stimmt, aber sie dokumentieren auch einen
bedauerlichen Trend.
Aus eben genannten Gründen, weiß ich jetzt auch nicht, wie weitere
Aussagen von Backhaus zu bewerten sind:
-- Beethoven ist entgegen Backhaus' Behauptung noch lange
keine 200 Jahre tot. The great composer, now decomposing,
feiert im nächsten Jahrtausend erstmal seinen 175. Todestag.
-- Die Behauptung Backhaus', Fronleichnam sei aus Protest gegen die
Reliquienverehrung entstanden, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Der Fronleichnamsbrauch läßt sich - mit anderen Beweggründen -
bis ins 13. Jh. zurückverfolgen. (Erste Prozession in München
etwa hundert Jahre später). Ein Gegentrend zur Reliquienverehrung
kam aber erst in der Zeit der Reformation im 16. Jh. auf.
Fazit:
Auch wenn die Fehlerliste diesmal wieder sehr lang war, so waren es
doch deutlich weniger schwere Fehler. Vielleicht darf man hoffen,
daß nach Demokratie in Nigeria, Friedensansätzen im Kosovo, Überstehen
einiger, etwas Verwirrung stiftender, Donnerstags-Feiertage demnächst
wieder etwas mehr Normalität in den Drehbüchern einkehrt.
AMEN
Nachlese:
- Vergeßt alles, was ich vor zwei Wochen lobend zur Aufbereitung
des Themas "Ungewollt unschwanger" in der Fernsehserie "Die Fallers"
sagte. Dort wird nach langer Zeit der Unfruchtbarkeit die
endlich schwanger gewordene Mutter mitsamt ihrem Baby kurzerhand
durch einen tödlichen Autounfall aus der Serie genommen.
- Letzte Woche erzählte Carsten Urszula von seinen Facharztkollegen.
Anscheinend hat er nun eine neue Stelle (den Gesprächen auf der
Fete nach zu urteilen, in der Unfallchirugie eines Krankenhauses).
Eine neue Stelle ist ja okay, aber gleich Facharzt?
- Nicht zu Unrecht wurde ich darauf aufmerksam gemacht, daß sich der
Folgentitel der letzten Folge "Falsches Zeugnis" auch auf Carstens
erschlichenes Doktorzeugnis beziehen könnte.