Bossas Lindenstraßen-Annotationen

Bossas Lindenstraßen-Annotationen

"Deus ex Machina" (718)


Sendetag: Sonntag, 5.9.99 wegen Landtagswahlen erst um 18:50
Spieltag: Donnerstag, 2.9.99

Kurzinhalt:
- John stellt sich beim Drogenverkauf recht teletubbig an. Mary
  verspricht ihm, Geld zu besorgen, dafür müsse er dann aber
  verschwinden.
- Maja zeigt Helga den Brief, Helga daraufhin Erich die Tür.
- Kaum ist Valerie aus der Klinik entlassen, gibt es im 
  Hause Zenker wieder -eien.

Für einen ausführlichen Rückblick seht bitte:

http://www.lindenstrasse.de/demnaechst/archiv/718/rueck718.html



Cliffhanger:
- Erichs letztes Stündlein hat geschlagen. Dieses hat ihm
  Helga eingeräumt, um seine Sachen auszuräumen.

Auflösung des letzten Cliffhangers: 
- John bittet Mary, seine Drogenbeauftragte zu werden, sie bietet
  ihm jedoch nur Unterschlupf an.

Erklärung des Folgentitels "Deus ex Machina": 
- 'Gott aus der Maschine', im altgriechischen Schauspiel der durch
  eine Maschine herabgelassene Gott, der wundersam bestehende 
  Verwicklungen löste. Steht heutzutage für unverhoffte Helfer oder 
  Lösungen.
- Hier in Form von Helferlein Käthe, der Heiko einen Theaterjob
  verschafft. Ob Heiko dafür noch irgendwann auf die Besetzungs-Couch
  muss?

Wieder da:
- Valerie nach Selbstmordversuch zurück aus Klinik

Darsteller/Figuren:
- 3 Dealer, 2 Polizisten und 1 Kinderbetreuerin 
  (alle im Abspann ungenannt, Betreuerin war jedoch Kerstin Fischer)

Buch:  Joachim Friedmann
Regie: Claus Peter Witt

Quote: 4,51 Mio., 23,3 % Marktanteil
       (Die Einbettung in die Wahlsendung hat keine zusätzlichen 
       Zuschauer gebracht).

Musik:
- Erichs beschwingtes Irland-Thema "Greensleeves" aus der letzten Folge
  erfährt einen plötzlichen Stimmungsumschwung nach Unheilvoll-Moll,
  nachdem Helga von dem Brief an Maja erfahren hat.

Maxl der Woche:
- geht natürlich wieder an Valerie. Wie sagte Heiko so schön passend: 
  "Seit Valle wieder da ist: nur Streß!"
- Einen Maxl auch für die Verantwortlichen, die so unsensibel waren, 
  Wahlhochrechnungen zweimal über die Untertitel zu knallen. 
- Dank sogenannter "Leitungsprobleme" war bei mir das Bild zweimal 
  komplett ausgefallen, ansonsten dauerhaft gestört, begleitet von 
  unzähligen Tonausfällen. Als wenn dies das erste Mal gewesen wäre, 
  dass die Lindenstraße im Rahmen einer Wahlsendung ausgestrahlt wurde.
  Da die Ausstrahlung der Lindenstraße die Basis meiner Arbeit darstellt,
  bitte ich eventuelle Lücken zu entschuldigen. 

Infos:
- In den nächsten Monaten läuft Helgas Wohnung noch auf ihren Namen.

Kommentare:
- Diese Folge war nicht so ärgerlich wie die vorherige. Aber gut war
  sie deswegen auch nicht. Ein trotteliger John-Boy Dalton, Gutmenschen 
  Mary und Vasily die der Situation nicht gewachsen sind, Majas Briefing
  mit Helga, Helgas erwartungsgemäßer Entschluß in München zu bleiben,
  wieder Zoff im Hause Zenker, diesmal geschürt durch platte Ossitüden. 
  War's das? Ja.
- Zoff, Zoff, Zoff. Helga mit Franz, Valerie mit Heiko, Mary mit John,
  Vasily mit Elena, Helga mit "senilen Stammtisch-Brüdern", John mit 
  Dealern, Iffi mit Heiko, John mit Vasily, Helga mit Erich.
  Wer will das sehen, wer hält das aus? Hardcore-Masos?
  HWG hat selber Familie und schaut nach eigenen Angaben - wenn 
  möglich - Sonntag abends die Lindenstraße. Macht ihm das nach einer 
  anstrengenden Woche überhaupt noch Spaß? Ist doch in letzter Zeit 
  kaum noch zu ertragen. Jede Menge Nerverei, der Unterhaltungsanspruch
  wurde auf dudsi-dudsi-wackel-wackel runtergefahren, Anspruch konnte 
  ich dieses Jahr noch nicht entdecken und ab und zu macht es 
  ordentlich Piff-Paff. Wir schauen doch alle nur noch in der Erwartung
  einer Besserung. Im Glauben, daß es nicht schlimmer werden kann, um
  dann jede Woche erneut vom Glauben abzufallen.
  Weils Spass macht, unterhaltend oder gar gut ist - gibt es noch jemand,
  der deswegen sonntags ernsthaft um 18:40 ins Erste zappt?
- Wie gesagt, es wurde viel gestritten. Im Vergleich zu alten Folgen 
  fällt auf, dass dabei viel geschimpft wird, es aber keine richtigen 
  Streitgespräche oder Diskussionen mehr gibt. Früher vermochten es die 
  Autoren brilliant, die Standpunkte einer Person für den Zuschauer 
  glaubhaft zu vermitteln, auch wenn der Zuschauer selber einen ganz 
  anderen Standpunkt vertrat. Das wird heute nicht einmal mehr versucht.
  Tribut an den Zeitgeist?
- Heiko muss sich in den letzten Wochen von uns unbemerkt zu einem 
  richtigen Ekel entwickelt haben. Iffi fühlt sich von ihm angekotzt 
  und Valerie verwünscht ihn dahin, wo die Club-Kola wächst. Dabei
  wirkt Heiko lieb und nett wie immer. Auch keine Spur von typischem
  Ostlerverhalten. Diese spezielle Thematik wirkt weiterhin aufgesetzt, 
  konnte keineswegs glaubhaft vermittelt werden und Vorwürfe wie Valeries
  "Das klappt nicht mit Deinem Ostler" waren weder zeit- noch sach-
  gemäß. Will die Lindenstraße so eine Brücke in den Osten schlagen?
  So wird doch eher das Gegenteil erreicht und was es an der Rolle
  des Heikos so lange zu entwickeln gab, dass man diese Figur erst
  jetzt in die Serie einführen konnte, ist mir weiterhin rätselhaft.

     
Was die Welt bewegte (Fan-Kommentare):
- Diese Folge kam allgemein besser weg als die vorherige, aber das war
  nicht schwer. In das verhaltene Lob kann ich leider nicht ein-
  stimmen, volle Zustimmung jedoch meinerseits für Lindenmaus:
-- John ist ja sowas von naiv! Denkt der im Ernst, daß man in 
   Deutschland einem Dealer einfach so Heroin andrehen kann?
-- Heiko hat in Rostock also fast 5000 DM verdient, an einem 
   staatlichen Theater als Beleuchter?! Wer soll das dennn 
   glauben? Soviel verdient man ja nicht mal im öffentlichen Dienst!
-- Bahnt sich da etwas zwischen Käthe und Heiko an? Also als 
   Mann würd ich den doch nie auf den Mund knutschen! 
   Wir werden sehen....
-- Was denkt sich dieser Schiller eigentlich?! 
   "Helga, verzeih mir noch dieses eine Mal..." 
   Und damit solls getan sein? Also bitte!


Videotext-Untertitel:
- Valeries "Dann geh doch zurück nach Rostock" wurde im Untertitel
  zu "Dann geh doch zurück in den Osten". Ist nicht dasselbe, wie
  ich finde.

Seltsames, Ungereimtheiten, Fehler, Fragen, Bemerkungen:
- Das Spiegeleierbraten hat Helga nicht erfunden. Sie schlägt die Eier
  zusammen mit der Butter in die noch kalte Pfanne. Oder hat sie auch 
  einen Atomofen wie Valerie?
- Paolo hat sich frei genommen, obwohl er im Akropolis gebraucht wird.
  Letzte Woche noch inbrunstete er, dass man sich nicht frei nehmen
  könne, wenn einen die Kollegen brauchen.
- Gabs eigentlich mal einen richtigen Umzug von Heiko mit allem Kram
  nach München? Ein Diaprojektor, ein Paar Gummistiefel und ein paar
  Kisten mit dem Auto können es doch nicht gewesen sein.
- Maja zieht Erichs Brief gefaltet aus der Hosentasche, um ihn Helga
  zu zeigen. Der Umschlag ist deutlich einmal geknickt, passend
  zu Erichs späterem Gesichtsausdruck. Als Helga den Brief Erich 
  zum Vorlesen gibt, ist der Umschlag vollkommen glatt. Geplättet, 
  passend zu Helgas vorherigem Gesichtsausdruck.
- Jo, so habe ich mir Drogenhandel immer vorgestellt. Kein Kommentar.
- Und die Polizei, wie die Deppen. Jetzt bleibens bitteschön mal 
  liegen, wir holen solange einen Hund.
- Und was sollte bitteschön der Satz: "Jetzt verpfeiffen sich die
  Schwarzen schon gegenseitig"? Der Anschwärzer war ein Weisser!!
  Das hat ja nun jeder gesehen. Nur keiner vom Aufnahmeteam?
  Entweder wird in letzter Zeit total sorgsam- und lustlos produziert
  oder man versucht herauszufinden, wielange man das Publikum noch
  für blöd verkaufen kann. Ein normaler Zuschauer macht sowas doch
  nicht mit. Aber es passiert andauernd und immer wieder. Und
  HWG will keine Ahnung haben, woran die schlechte Quote liegen könnte,
  und qualitativ sei alles in Ordnung. 
  So viele, viele Fehler in den letzten Monaten. Wir sind in Deutschland
  einen anderen Standard gewohnt. Ich habe die letzten Wochen genutzt,
  um mir querbeet alte Folgen anzusehen und ich muss feststellen, dass
  es sowas früher einfach nicht gegeben hat. Es gab Folgen, bei denen 
  ich in dieser Rubrik hier (Seltsames, Ungereimtheiten, Fehler, etc...)
  nicht einen einzigen Eintrag zu verzeichnen hätte! 
- Soll Valerie doch in ihre Klinik zurückgehen, da war es ja so viel
  lustiger. (Mehr ist den Autoren zur Abhandlung dieses Themas wohl
  auch nicht eingefallen. Reiht sich nahtlos an Andys schwere 
  Hirnverletzung).
- Hubert hat Lisa nicht 20.000 DM vermacht, sondern 25.104 DM plus
  Zinsen. Insgesamt dürfte sich ein Betrag von annähernd 30.000 DM
  angesammelt haben. Wie wir wissen, kriegt man dafür locker ein Renault.
  Auf der anderen Seite haben die Mädels eine seltsame Vorstellung von
  Geld. Valerie erst neulich in Folge 712:
  "Wenn von den 30.000 Mark was übrig bleibt, dann kaufen wir ein Haus, 
  ein große Villa". Und nun Lisa: mit 20.000 Mark will sie
  ein Auto, den Führerschein, weit wegfahren und dann noch Valerie
  ordentlich was abgeben. John, lass Dir 2000 Mark von Mary geben
  und schick damit Lisa zum Waffenkaufen. Sollste mal sehen, wie
  schnell Du dann eine Volksarmee zusammen hast.
- Ja, und dann die Sache mit Lisas Alter. Sie selber sagt, dass sie 
  demnächst 18 wird. Tsts, dass Frauen immer so mit dem Alter schwindeln
  müssen. Wir wissen natürlich alle - außer den üblichen Verdächtigen
  in Köln -, dass Lisa schon längst volljährig ist.
  Entgegen der Angabe im orange-farbenen Lindenstraßen-Lexikon ist
  Lisa nämlich nicht am 19. Oktober 1981 geboren, sondern am 19. Januar.
  Als Lisa damals im August 1991 in der Lindenstraße auftauchte,
  war sie bereits zehn Jahre. Wer sich daran nicht mehr erinnert, kann
  dies im blauen Lindenstraßen-Lexikon (Folge 297, S. 211) nachlesen.
  Weitere Indizien für Lisas wahres Alter: 
-- auf der Lindenstraßen-CD-ROM ist ihr Sternzeichen mit Steinbock 
   angeben, das passt zum Geburtstag im Januar, nicht zum Oktober. 
-- Im Januar/Februar 1992 fragt Amelie Lisa, was sie denn zum 
   Geburtstag bekommen hat.

  Als damals die Wiederholungen im dritten Programm des WDRs liefen,
  konnte jeder den Bruch in Lisas Alters feststellen, da die alten
  und neuen Folgen parallel liefen, und die Altersangaben plötzlich
  voneinander abwichen.
  Die Offiziellen schwören dagegen, dass es der 19.10. ist und die 
  Autoren halten sich seit einiger Zeit auch dran.

  Wie ist das ganze also zu erklären? Nun, es gibt zwei Möglichkeiten.
  Lisa wurde definitv am 19.01. im Sternzeichen Steinbock geboren. 
  Beim Erstellen der CD-ROM ist jedoch ein Zahlenverdreher passiert,
  aus 01. wurde 10. Das Sternzeichen wurde natürlich richtig erfasst. 
  Irgendwann wurde dieses falsche Datum auch in die interne Datenbank 
  übernommen, die zum Beispiel die Autoren für ihre Drehbücher
  verwenden.
  Das ganze ist also ein Versehen, welches niemand bemerkt hat.
  Die andere Möglichkeit ist, dass man sich aus Gründen der Dramaturgie,
  weil man es eben so brauchte, bewusst über Lisas wahres Alter hinweg-
  gesetzt hat.
  Ich hoffe, daß ersteres der Fall ist. Dann sollte das Listra-Team
  aber die Größe besitzen, dies zuzugeben. An den zweiten Fall mag ich 
  persönlich nicht glauben, man hatte drei Jahre Zeit, sich auf
  Lisas Volljährigkeit vorzubereiten, da bedarf es nicht solcher
  Manipulationen. Auch wenn angeblich eine offizielle Aussage dahin-
  gehend besteht, dass man manchmal Fakten durch "Editieren" an die
  Story anpassen müsse.
  Rascha, es ehrt mich, daß Du mich für den Posten des Continuity- 
  Directors vorschlägst. Nur: es bringt alles nichts, wenn niemand
  drauf hört. Ich hatte die Offiziellen bereits vor langer Zeit 
  auf die Diskrepanz hingewiesen und dabei auch das richtige Datum
  sowie obige Indizien angegeben. Die Antwort, die ich daraufhin
  erhielt, war ungefähr von der Art: "Vielen Dank für Ihre Anfrage,
  das Geburtsdatum der Figur "Lisa Hoffmeister" ist der 19.10.1981"
  Soviel dazu. Nun aber noch mal kurz zu Dir, Rascha. Du schriebst,
  Lisa wäre Trauzeugin von Amelie und Prisnitz gewesen. Als
  Trauzeuge müsse man mindestens 16 Jahre alt sein. Da die Hochzeit im
  März 1997 stattfand, müsste Lisa also bereits im März sechzehn Jahre
  alt gewesen sein. Sie könne also nicht erst im Oktober Geburtstag
  gehabt haben. Soweit ist das schlüssig. Eines stimmt meiner Meinung
  nach aber nicht: Lisa war gar nicht die Trauzeugin von Amelie und
  Prisnitz. Trauzeugen waren Berta und Hajo. Da sich Berta verspätete
  war Lisa für einen kurzen Moment als Vertretung vorgesehen. Berta
  kam dann aber doch noch und Lisas Papiere wird wohl niemand überprüft
  haben, so dass letztlich nicht aufgefallen wäre, wenn Lisa noch nicht
  sechzehn gewesen wäre. (Oder hat sie ihren Ausweis doch vorgezeigt?
  Ich kann mich nicht mehr erinnern.)
- Die Sache mit dem Brief gefällt mir überhaupt nicht. Erich hätte
  die Konsequenzen voraussehen müssen, kann nicht ernsthaft auf ein
  Verzeihen hoffen. Vielleicht hat er seinen Rausschmiß bewußt eingeplant?
  Lea hätte er auch einfacher und ohne Gefahr für seine Beziehung
  nach dem Fenstersturz loswerden können.
- Schon seltsam, Helga plant dauerhaft nach Irland zu gehen, besucht
  Lea aber zwei Wochen lang nicht und informiert Maja erst am Vorabend
  der Abreise? 
- Hoffentlich hat Helga eine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen!
- Nett: Helga mit der Leiter an die Vorhänge gelehnt setzt den
  Begriff Gardinenpredigt szenisch um, während sich Erich mit seinem
  Brief an Lea selber die Leviten vorlesen muss.
- Nett: Kinderstimmen im Hintergrund als Valerie von Dingen spricht, 
  die man sich nicht kaufen kann.
- Nett: Die Beharrlichkeit mit der Helga ihren Seelenkummer durch die
  Zufuhr von cholesterinhaltigen Pfannengerichten beizukommen versucht.
- Apropos Pfannengericht, wie Helga so die Pfanne in der Hand hielt,
  vielleicht noch Hansens neuliche Worte "Ganz schön schwer so eine 
  Pfanne" im Ohr, hätte man kurz glauben können, die Pfanne verkörpere 
  Erichs Jüngstes Gericht.
- John ist ein Flegel.
  
Fazit:
- Wann kriegen wir Zuschauer unseren deus ex maschina?

Bossa Nossek
nossek@creatures.org


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[Release 1.4]