Bossas Lindenstraßen-Annotationen

Bossas Lindenstraßen-Annotationen

"Der Fremde" (709)



Sendetag: Sonntag, 4.7.99

Spieltag: Donnerstag, 1.7.99

Kurzinhalt:
- Erich meint immer noch, daß sich Helga zu viel um Lea kümmert.
- Iffis Freund Heiko trudelt mit Nico in der Lindenstraße ein und wird
  von Rosi für einen Elektriker gehalten. Andy hat Geburtstag und 
  feiert mit dem Stammtisch im Akropolis.
- Mary ärgert sich über John, weil dieser das Geld aus der Versteigerung
  nicht so einsetzen will wie vorher abgemacht. Dennoch ist eine
  weitere Benefiz-Aktion geplant. Außerdem scheint Mary schwanger zu
  sein.

Für einen ausführlichen Rückblick seht bitte:

http://www.creatures.org/lindenstrasse/rueck709.html


Cliffhanger:
- Helga stürzt im Dunklen in den Fahrstuhlschacht.

Auflösung des letzten Cliffhangers: 
- Helga ist es egal, ob Benni der Vater von Lea ist oder nicht.
  Sie macht den Vorschlag, in der nächsten Zeit für Lea dasein zu
  dürfen und später im Gegenzug mit Erich nach Irland zu gehen.

Erklärung des Folgentitels "Der Fremde": 
- Mary wird von einem Fremden über die Benefizveranstaltung aus-
  gefragt.
- Momo, Rosi und andere kennen den neuen Freund von Iffi noch nicht.

Wieder da:
- Nico (Zuletzt an Silvester gesehen). 

Darsteller:
- neu Rolle: Iffis Freund Heiko Quandt, gespielt von Tilmar Kuhn, 
  der zur Zeit in München und Dresden mit dem Goldoni-Stück 
  "der diener 2er herren" auf der Theaterbühne steht.
- Reporter: Lars Schmidtke
- Unbekannter Farbiger: Jubril Sulaimon


Buch: Irene Fischer, bekannt als Darstellerin der Anna aus der
      Fernsehserie "Lindenstraße". Nicht ihr erstes Drehbuch,
      allerdings ihr erstes für die Lindenstraße.
      Zuletzt zu sehen war eines ihrer Bücher im Dezember:
      zusammen mit ihrem Mann, dem Lindenstraßen-Regisseur
      Dominikus Probst steuerte sie eine Folge zur ARD-Vorabendserie
      "Aus heiterem Himmel" bei. 

Regie: Patrick Winczeswki

Quote: 4,57 Mio, 29,2% Martkanteil
       (Zuschauerzahl absolut genommen recht schlecht. Ist wohl 
       saisonalbedingt. Jedoch höchster Marktanteil seit langem).

Zitate:
- Harry zu Else: "Sieh bloß zu, daß du Land gewinnst, Du lecke Fregatte!"
- Hans: "Wenn ich nochmal jung wäre, würde ich mir überhaupt nichts 
  wünschen, denn dann hätte ich ja alles, was mir fehlt."
- Rosi: "Die Handwerker im Osten sind ja bekanntlich so fix wie 
  'ne Kontinentalverschiebung." [Vorschlag von Jan. Ich
  persönlich fand es weder witzig noch zu Rosi passend].

Maxl der Woche:
- Rosi für ihr verlogenes: "Ihr könnt doch nicht annehmen, daß ich 
  Vorurteile habe gegen Ostdeutsche."

Infos:
- Onkel Franz scheint nicht mehr bei Helga zu wohnen. (Zum
  zweiten Mal nicht beim Frühstück anwesend, Klaus paßt wieder
  auf Lea auf).
- Lea ist wieder gesund.
- Nach Hans (in Folge 685) gelangt nun auch Erich zur der Erkenntnis, 
  daß Helga eine Glucke ist. 

Schmankerl:
- Rosi klatscht Heiko auf den Hintern. (naja)
- Zwei Szenen mit Helga, die mir gut gefallen haben: einmal der
  kritische Selbstblick vor dem Spiegel und dann Helga vor dem 
  Fernseher, wo sie aus lauter Wärmebegierde ein Stofftier zu
  Tode streichelt.

Kommentare:
- Unverkennbar stand diesmal wohl die Tatsache im Vordergrund, daß
  das Drehbuch von Irene Fischer ("Anna Ziegler") stammte. Ich weiß
  gar nicht mehr, ob mir diese Tatsache schon von Anfang an bewußt
  war, aber spätestens als immer mehr Figuren so zu sprechen schienen
  wie Anna, gab es darüber wohl keinen Zweifel mehr. Und am Ende war
  ich wohl auch etwas enttäuscht, denn von einem "Erstlingswerk" 
  erwarte ich eine besondere Mühe, mehr Highlights. Aber davon hat's
  bei HWG mit seinen Hunderten von Lindenfolgen mitunter mehr als
  letzten Sonntag bei Irene Fischer.
  Um es aber gleich zu sagen, daß Drehbuch war sicherlich nicht
  schlecht. Vor allem handwerklich gut gemacht und Irenes kreative
  Ader und Ideen kamen an einigen Stellen zur Geltung, wenngleich auch
  ihr Humor bzw. Geschmack wohl nicht der meine sind.
  Das zeigt sich schon darin, daß für mich die Ausbeute an 
  nennenswerten Humorzitaten sehr gering war. Aber zugegeben, einiges 
  war nicht schlecht, wie die Travellerschecks, die überall immer wieder
  gern genommen werden oder Iffis und Valeries von den Worten "Ich 
  denke so oft an Mutter" begleitete Stirngeklatsche, von dem ich immer
  noch nicht weiß, ob es eine Anspielung auf irgendeinen Film sein 
  sollte. Da gönnte ich mir ein leichtes Schmunzeln, war aber weit 
  davon entfernt - wie einige andere - vor Lachen unterm Tisch zu 
  liegen. Auch die boulevardtheateresque Verwechslungskomödie 
  zwischen Rosi und Heiko war - trotz unrealistischer Umsetzung -
  sicherlich sehenswert, sofern es bei einmal bleibt. Aber letztlich
  lernt man sowas in der ersten Woche Boulevardkomödienschreibens.
  Nicht schlecht, aber klischeehaft und sicherlich keine Glanztat. 
  Fortgesetztes Beharren auf einem Irrtum, weil man sich in seinem 
  Redefluß nicht unterbrechen läßt, war zum Beispiel wenige Stunden 
  später nochmal im TATORT zu besichtigen.
  Der Brüller war das in meinen Augen alles nicht und denjenigen, die
  diese Folge sogar kulteten, sei in Anlehnung an einen wirklichen
  Kultfilm beschieden: "Wir wollen doch nicht gleich in Europhie ver-
  fallen." Zumal doch einiges nicht so neu war, wie von anderen
  behauptet wurde. So gab's die Stuhl-Adoption-Aktion von Käthe
  doch bereits auf Carstens Doktorfete. Da wurde doch auch nicht
  so ein Geschrei drum gemacht. Und daß der Cliffhanger, der diesmal
  seinem Namen alle Ehre machte und der mein persönliches Highlight
  war (obwohl Downdark die Sache ja wohl viel besser treffen würde),
  sooo überraschend war, weil es im Vorfeld nirgends den kleinsten 
  Hinweis gegeben hätte, stimmt auch nicht, wie ein kurzer Blick in
  die Vorschau zeigt:
  "Helga hingegen möchte weiterhin Enkeltochter Lea hegen und pflegen.
  Dann ereignet sich ein Zwischenfall, der auf dramatische Art und 
  Weise jegliche Zukunftspläne in Frage stellt."
  Und schlußendlich wies dieses Drehbuch auch seine Fehler auf, womit
  es sich aber in guter (oder schlechter?) Gesellschaft befindet.
- Das zweite Hauptthema dieser Woche  war der Neue: Iffis Freund Heiko.
  Wie die beiden zueinander gefunden haben, wird sich vielleicht irgend-
  wann nochmal klären, sympathisch ist Heiko allemal. Nachdem vor
  einiger Zeit auf der offiziellen Web-Seite Heiko bzw. dessen
  Darsteller Tilmar Kuhn bereits vorgestellt wurden, dachte ich aufgrund 
  des dargebotenen Fotos, daß man für die Lindenstraße nun nur noch
  die Leute castet, die bei HERZBLATT zu den Kandidaten gehören, wo
  es doch früher eher die Leute aus dem Publikum gewesen wären.
  Dem war dann aber zum Glück doch nicht so. Nun bin ich gespannt, wie 
  sich der Aspekt der ostdeutschen Herkunft in den weiteren Folgen 
  entwickeln wird. Prinzipiell widerspricht jede Differenzierung dem 
  Wiedervereinigungsgedanken, aber auf diesen Aspekt wird das 
  Autorenteam wohl nicht verzichten, will die Lindenstraße doch bewußt 
  im Osten Fuß fassen.

Was die Welt bewegte (Fankommentare):
- "Irgendwie ist es ja schon witzig, dass Irene Fischer als 
  Drehbuchschreiberin ausgerechnet Helgalein in den
  Fahrstuhlschacht befoerdert."  [Mara]
- "Naja, also soooo toll wars nun auch nicht mit Oma Rosi! 
  Ich fands an den Haaren herbeigezogen. Ständig dieses
  unterbrechen, wenn Heiko ansetzte, die Sache klarzustellen. 
  Nee, voll das Klischee! Und dann Oma Rosis Hetze über
  den Osten. Ach wie originell! Ich hab ja gehofft, endlich mal 
  was neues zu hören. Aber nein: immernoch die alte Leier."
  [Camilla]
  Um es klar zu sagen, die überwiegende Meinung war eine andere.
  Nämlich voll des Lobes. Jedoch gibt obige Meinung ziemlich genau 
  meine wieder.
- Hamlet meinte zum Thema schlampige Untertitel:
  "Je nun, Bossa, gut beobachtet:
  Es ist ganz allgemein so eine Tendenz, Schwerhörige für ein bisschen
  vertrottelt zu halten; man ging wohl einfach davon aus, die alten 
  Harthörigen wissen nicht, was ein "Ritz" ist. Noch auffälliger ist 
  es, wenn Fremdwörter gebraucht werden und im Untertitel dann die 
  "deutsche" Variante eingeblendet wird. Auch eine Form von
  Behindertenfeindlichkeit!"
  Hamlet hat recht, so wurden beispielsweise diese Woche die 
  "Travellercheques" zu "Reiseschecks" und aus "Subvention" wurde eine
  schlichte "Hilfe", was aber noch vergleichbar harmlos ist.
  Schlimmer ist, daß die Untertitel-Abhängigen nicht nur für
  dumm gehalten, sondern auch für dumm verkauft werden, wie man diese
  Woche leider eindrucksvoll demonstriert bekam (siehe entsprechende
  Rubrik weiter unten). Ich weiß von einigen Hörbehinderten in den
  Fanforen. Diese können leider nicht im gleichem Maße an den 
  Diskussionen teilnehmen wie meinereiner, weil die Folgeninhalte zu 
  verkürzt oder entstellt wiedergegeben werden. Und dies, obwohl es
  in vielen Fällen vermeidbar gewesen wäre.

Videotext-Untertitel:
- Die Untertitel schienen diesmal nach Tonbandprotokollen angefertigt
  worden zu sein. Anders läßt sich manche krasse Namensumbennung wohl
  kaum erklären. So wurde beispielsweise "Paolo" zu "Paul". 
  Aber der Hammer war wohl folgender Dialog zwischen Erich 
  und Helga im Reisebüro, den man ja wohl nur als Verarsche bezeichnen
  kann:
  - "Weißt Du wann Meier entlassen wird?"
  - [Sie machen mit der Kaffeemaschine rum]
  - "Ich weiß es nicht."
  - "Was weißt Du nicht?"
  - "Wann Meier entlassen wird. Und ehrlich gesagt, ist es mir auch 
    egal."  
  - "Ich finde, es sollte Dich interessieren. Wenn Meier entlassen 
    wird, wird sie das Kind sofort zu sich nehmen und wer weiß wohin 
    fahren."
- Unklar blieb den Untertitel-Angewiesenen auch, warum Olaf wußte, 
  daß Heiko aus dem Osten kam. Daß Olaf sich auf Heikos Rostocker
  Nummernschild (HRO) bezog, wurde unterschlagen. 
- John wollte Geld für eine Radiostation und eine Druckerei. Aber
  gerade die Druckerei wurde im Untertitel weggelassen, obwohl diese
  bereits früher einmal erwähnt wurde (bei der Auktion) und so der 
  Kontinuität diente.

Rückblick des WDR:
Quelle: 

http://www.lindenstrasse.de/demnaechst/archiv/709/rueck709.html

(Geht dieser Link bei Euch eigentlich auch nur mit dem Netscape Navigator?)

Zunächst einmal ein dickes Lob an die Rückblick-Ersteller. Der 
Rückblick ist diesmal so umfangreich wie noch nie, wenn man einmal von 
der Jubiläumsfolge zur 700. Sendung absieht. Gerade im Sommer, wo viele 
Zuschauer um 18:40 vielleicht noch im Biergarten sitzen (verwerflich, 
aber verständlich), sind viele auf einen Rücklick angewiesen, der über
die kargen Sätze hinausgeht, die man in der Vergangenheit angeboten 
bekam, um den Handlungsfaden nicht zu verlieren. 
Ich sagte bewußt "Zuschauer", nicht "Fans", denn letztere zeichnen auf
Video auf oder informieren sich mittels des eingangs genannten 
alternativen Rückblick. Und die Fans wandern bei Unverständnis auch 
nicht so schnell ab. Aber der "normale Zuschauer" tut es und es gilt,
eben diese Normal-Gucker zu halten. Ich weiß aus vielen, vielen Anfragen,
daß ein großes Interesse an ausführlichen Rückblicken besteht. Da seit
einiger Zeit die Zweitaustrahlungen in den Dritten Programmen erst am 
nächsten Wochenende erfolgen, wird der Zuschauer unnötig lange hinge-
halten, was der Lindenstraße nicht gut tut, denn die Serie beinhaltet 
unzweifelhaft ein großes kommunikatives Moment. Nur: wer nichts über
die letzte Folge weiß, der kann auch nicht mitreden. Insofern sind
ausführliche Rückblicke (vor allem, wenn sie sich wie diesmal mehr an 
der Sache als am Pathos orientieren) sehr zu begrüßen und in der 
jetzigen Form ein geeigneter Kompromiß zwischen Nutzen und Aufwand.
Es scheint als wenn meine Unkenrufe der letzten Zeit langsam Gehör
finden und daß - auch angesichts immer weniger schwerer Fehler - die 
Absicht von WDR/GFF, mich arbeitslos machen zu wollen, so langsam 
aufgeht. Wenn nun endlich noch die vielen technischen Probleme
auf der Webseite beseitigt würden, immerhin ist die Relaunch-Version
schon über ein Vierteljahr am Netz, würde ich mich glücklich schätzen.

Die einzige, wenn auch kleine Unstimmigkeit, die ich im Rückblick
für erwähnenswert halte:

"Mary deutet Vasily an, daß sie in anderen Umständen sein könnte. "
(In einer Vorschau hieß es sogar noch weiter: 
"Um Gewißheit zu haben, macht sie einen Termin beim Arzt.")

Die Andeutung von Mary ist uns entgangen, vielmehr war es Vasily, der
Mary auf die Schwangerschaft ansprach. 
(Interessant übrigens, daß Elena dabei im Hintergrund auftauchte. Hat
sie etwas mitbekommen? Reagierte sie deswegen so streng gegen Mary?)



Seltsames, Ungereimtheiten, Fehler, Fragen, Bemerkungen:
- Bingo! Ist eigentlich ein Preis auf die Entdeckung eines Senderlogos
  in einem Lindenstraßen-Fernseher ausgesetzt? In der Sendung, die 
  Valerie morgens im Fernsehen schaute, gab es eins!
  (Der Schimanski abends bei Helga war dann wieder ohne).
- Die Lindenstraße spielt normalerweise an einem Donnerstag, demnach
  hätte Andy heuer am 1. Juli Geburtstag. Normal hat er aber am 3. Juli!
  (Quellen: "Das Lindenstraßen-Universum" sowie Folge 604, in der Andy 
  zum 50. Geburtstag den Auftritt einer Stripperin geschenkt bekommt).
  Oder war diesmal ausnahmsweise kein Donnerstag, sondern doch der 3. 
  Juli, demnach ein Samstag? Glaube ich nicht, denn Erich sprach abends
  in der Kneipe davon, daß er morgen einen anstrengenden (Arbeits-)tag 
  hätte.
- Seltsam, daß Andy seinen Geburtstag unbedingt mit Hans, Erich und 
  Hajo feiern will, mit denen er in letzter Zeit nicht mehr viel zu tun 
  hatte und Andy seine Familie, die eine kleine Festlichkeit vorbereitet 
  hatte, alleine zu Hause lassen will.
- Helga reicht Erich das Handtuch unter die Dusche *BEVOR* sie von
  Erich darum gebeten wird. (Und da das Wasser noch läuft, kann sie
  auch nicht annehmen, daß er schon fertig ist).
- Wieso geht Iffi noch mit Valerie spazieren, wo sie doch Heiko
  erwartet?
- Seltsam: Als Helga ihrem Erich vorschlägt, abends ins Kino zu gehen, 
  sagt dieser, daß er abends auf Andys Geburtstag ins Akropolis 
  eingeladen ist.
  Anscheinend nur Erich, aber nicht Helga. Warum nicht? Und warum
  will sie sogar früher von der Arbeit losgehen, um noch ein 
  Geschenk für Andy zu kaufen, wenn sie nichtmal eingeladen ist?
  Und wann hat sie Andy dann das Geschenk gegeben? Abends, als sie 
  Erich im Akropolis abholt, jedenfalls nicht. Weder gratuliert sie 
  Andy dort, noch grüßt sie ihn.
- Grüße aber von der Requisite: Der Sekt, mit dem auf Andys Ge-
  burtstag angestoßen wurde, war so schal, daß es wohl nur Apfelsaft
  sein konnte. Und die Wände in der Zenkerwohnung sind so labberig,
  daß die dort hängenden Bilder mit einem deutlichem Satz abhoben, als
  Rosi die Wohnungstüre zuzog.
- Helga meinte, daß es Lea besser ginge und daß sie ruhig für ein paar
  Stunden ins Reisebüro gehen könne. Sie will aber doch hoffentlich 
  nicht den dreijährigen Purzelsturzel alleine in der Wohnung zurück-
  lassen?!
- Mir ist nicht klar, was Rosis Stoßseufzer gen Himmel angesichts der
  Erkenntnis sollte, daß Heiko seinen Kaffe mit Milch wollte. Bereits 
  in der letzten Folge gab es eine ähnlich setltsame Szene, als Rosi
  entsetzt die Hand vor den Mund hielt, als Ludwig etwas völlig Harm-
  loses zu Frau Birkhahn sagte.
- Obwohl mit viel Nachschußlorbeeren versehen, wies mir das Drehbuch 
  doch zuviele unklare Stellen auf. Das ein oder andere für sich 
  genommen würde noch angehen, aber in der Gehäuftheit war es mir zu 
  viel auf einmal. Man muß vor allem bedenken, daß Kulissenfehler oder 
  ähnliches letztlich nicht so tragisch sind wie unklare Drehbücher.
  Erstere zu entdecken macht vielleicht noch Spaß, letztere erzeugen 
  dagegen oft große Unverständnisse.
-- Wieso bittet Rosi Heiko mit den Worten "Flott, flott, gehen Sie
   mal ins Haus!" in die Wohnung? Er befand sich doch bereits im Haus.
-- Elena beschwert sich über das lange Telefonat Marys und darüber, was 
   dies alles koste. Vasily meint daraufhin, daß es sie nichts kosten 
   würde, da Mary ja angerufen wurde. Wieso meint Elena dann trotzdem,
   daß Vasily das Gespräch zahlen müsse?
   Daß es sich um ein R-Gespräch handeln könnte, wurde nicht deutlich 
   herausgestellt und daß es bereits in Folge 692 ein solches R-Gespräch
   für Mary gab, dürfte der normale Zuschauer schon lang wieder 
   vergessen haben. Hinzu kommt, daß R-Gespräche nach Deutschland
   nur von drei afrikanischen Staaten aus möglich sind (Ägypten, Marokko
   und Südafrika). Nigeria, wo sich John aufhält, gehört nicht dazu.
   (Eine Nachfrage bei der Dt. Telekom hätte Irene Fischer dabei auch
   nichts genutzt, die wissen das nämlich selber nicht).
-- Für mich der Klops der Woche: Wieso bezeichnet Rosi Iffi als ihre 
   Nichte?? Hat sich da die Drehbuchautorin Irene Fischer nicht von 
   ihrer eigenen Rolle trennen können? In Wirklichkeit ist nämlich die 
   von ihr gespielte Anna die Nichte von Rosi, nicht Iffi!
   (In einer späteren Szene wird dagegen richtig von Oma und Enkelin 
   gesprochen, abgesehen von der Tatsache, daß Rosi vom Drehbuch eher 
   stiefgroßmütterlich hätte behandelt werden müssen.)
-- Erich referiert über den Zeitpunkt der Entlassung Majas:
   "Wenn Maja entlassen wird, wird sie das Kind sofort zu sich nehmen 
   und wer weiß wohin fahren."
   Wieso gibt er Helga dies auf einmal zu bedenken? Ihm kann es doch
   nur recht sein!
   Weiter sagt er: "Oder sie nimmt das Kind gleich morgen früh zu 
   sich in den Knast."
   Wieso steht das aufeinmal so akut zur Debatte? Und wieso kümmert
   es Erich?
   Wurde mir beim ersten Sehen alles nicht so recht klar. 
-- Hajo fragt Gung nach dem Urheber eines Zitates. Gung sagt, daß es
   nicht von Konfuzius sei. Darauf Hajo: "Reingefallen, Martin Luther
   war das." Aber wieso "reingefallen"? Gung hatte doch recht!
-- Andy ist gerade mal 3 1/2 Jahre jünger als Hans. Seltsam, daß Hans
   das Geburtstagskind Andy dennoch als jungen Hüpfer bezeichnet.
-- Ein Vertauschen von Phase und Erde kann die bei Rosi aufgetretenen
   Fehler nicht erklären. Davon abgesehen, daß ein Vertauschen von 
   Phase und Erde (im Gegensatz zum Vertauschen von Phase und Nulleiter)
   so gut wie nie vorkommt, dürften die elektrischen Geräte überhaupt
   nicht funktioniert haben, stattdessen deren Gehäuse unter Spannung
   gestanden haben und Urszula hätte nicht nur einen gewischt bekommen,
   sondern wir hätten höchstwahrscheinlich einen neuen Todesfall zu
   beklagen gehabt.
-- Unklar blieb auch, was die Fahrstuhlmonteure, die am Aufzug nur
   ein paar Buchsen ausbessern wollten, mit der Elktroinstallation
   in Rosis Wohnung zu tun gehabt haben sollen. Aber jedenfalls wissen
   wir jetzt, warum schon vor Wochen dem Fahrstuhl auffällig viel
   Zeit eingeräumt wurde.
-- Das waren jetzt alles keine Granaten, aber mir stieß es beim Sehen
   seltsam auf, weswegen ich das Drehbuch nicht so herausragend fand
   wie viele von Euch.
- Irgendwie hätte das ganze mit dem Strom bei Rosi vielleicht doch 
  besser in eine Folge von Heinz Becker gepaßt, zumal für viele der 
  Überraschungseffekt, auf dem solchartiger Humor aufbaut, dadurch 
  zerstört wurde, daß durch die Pressestelle der Lindenstraße genau 
  diese Szene en Detail et Vorfeld verraten wurde.
- Für die, die es nicht gemerkt haben: Heiko hat das Spiel mit Rosi
  am Ende bewußt mitgespielt. Das heißt, er hatte zwischendrin 
  durchaus die Möglichkeit, Rosi über ihren Irrtum aufzuklären, tat
  dies aber nicht, sondern erzählte wohl etwas davon, daß sein
  Werkzeugkoffer in der U-Bahn verloren gegangen sei.
- Wenn Erich soviel Streß im Reisebüro hat und Helga ihm kaum hilft,
  erneut meine Frage: Warum hilft Canan nicht aus?
- Mir war nicht klar, ob Rosis "Ach, wie Sie das so schnell 
  herauuuuusgekriegt haben!" eine Parodie sein sollte, oder einfach
  nur schlecht gespielt.
- Das kollektive Geburtstagsingen, bei dem sogar wildfremde Gäste an
  entlegenen Tischen aufstehen und Andy die Schulter klopfen, nervte
  und wirkte genauso unglaubwürdig wie damals die Schunkelorgie im 
  Akropolis zu den von Marcella und Giovann angestimmten Weihnachts-
  liedern.
- Käthe setzt sich für die Durchführung des Benefizkonzert 
  zugunsten der Ogoni ein. Dies erneuert meine Frage zu Folge 701,
  warum er dann nicht bei der Auktion zugunsten der Ogoni zu sehen 
  war, obwohl er damals bereits aus dem Urlaub zurückgewesen sein 
  müßte.
- Im übrigen reden Mary und Vasily Käthe gegenüber so von der Aktion, 
  als wenn es noch nie eine ähnliche Aktion (die Auktion) gegeben hätte.
- Es wurde so getan, als ob Andy Heiko nicht kannte. Prinzipiell
  hätte man aber berücksichtigen können, daß Andy von Folge 698 bis 699
  in Rostock weilte, wo er hätte Heiko kennenlernen können.
- Helga sitzt in legerer Freizeitkluft vor dem Fernseher, scheint
  etwas müde und eigentlich bettfertig. Warum zieht sie sich dann
  extra nochmal das Büro-Kostum inklusive der zugehörigen Ohrringe an,
  nur um Erich aus der Kneipe abzuholen?

Fazit:
- Ich bin gespannt auf Irene Fischers nächstes Drehbuch. In die
  Comedy- bzw. Boulevard-Kiste zu greifen ist EINMAL okay. Zweimal
  hintereinander aber bitte nicht.

Bossa Nossek, 
nossek@creatures.org



Nachlese:
- Julie und Franz führten experimentell das Verkochen von Weißwürstchen a la 
  Horowitz durch. Die von mir bereits beschriebenen Auswirkungen können nun
  Dank Julie und Franz auch fotografisch dokumentiert werden:

  Versuchsanordnung:

  2 Münchner Weißwürste (146 Gramm, DM 2,18,--)
  750 ml Wasser
  1 Topf (vom Durchmesser her mit dem Horowitzschen vergleichbar, 
         aber nicht so hoch)
  1 Deckel (nicht ganz auf den Topf passend)

  Versuchsbeschreibung:

  10 Min. 30: Wasser kocht

  13. Minute: Beide Würste noch heil
  16. Minute: dito

  18. Minute: Beide Würste sind der Länge nach geplatzt

  23. Minute: Die Weißwürste weisen bereits schwere Deformierungen 
      auf; das Innere ist nach außen gekehrt
      (erinnerte an den Film "Die Fliege", das Remake, in dem der Affe
      zu Testzwecken in den Apparat gesetzt wurde). 
      Das Ganze hat keinerlei Ähnlichkeit mehr mit 2 Würsten.

      Unveränderter Zustand über längere Zeit; um das Ganze zu 
      beschleunigen, wurde ab der 48. Minute der Deckel abgenommen. 
      Ein relativ unangenehmer Geruch verbreitet sich.

  61. Minute: Das Wasser ist fast weg, der Topf ist in der 
      Zwischenzeit zu einem von Bossa vorhin schön
      beschriebenem "von austretendes Fett und Eiweiß ziemlich 
      übelriechendes Abfallprodukt" geworden (hast Du
      das schon mal gemacht, Bossa, oder woher weißt Du das?)

  62. Minute: Der Topfboden hat sich vom Fett etc. braun verfärbt,
      der Weißwurschtklumpen ist leicht angebrannt

  Mission erfüllt, Versuch beendet.

  Fazit: Horowitz: "Verkocht und leicht angebrannt" - 
         "verkocht" ist die Untertreibung der Woche

  Persönliches Fazit: Nie wieder Weißwürste!


  Folgendes Foto dokumentiert die Zeitpunkte 23., 48. und 62. Minute.
  


  Julie und Franz, ich möchte mich mit einer alten chinesischen
  Küchenweisheit bei Euch bedanken:

  "Jeder Topf findet seinen Dackel."

- Mompti machte mich darauf aufmerksam, daß Valerie entgegen
  meiner Behauptung sehr wohl schon mal im Ausland, nämlich in
  Spanien, war. Dies stimmt.
  Valerie weilte 1993/4 in Spanien bei ihrem Vater. Einen gültigen
  Reisepaß aus dieser Zeit dürfte sie aber nicht mehr haben, da sie
  damals noch nicht volljährig war und der Paß deswegen nur eine
  Gültigkeitsdauer von 5 Jahren gehabt hätte.
- Für Andreas M.: Du hast mir eine Mail geschrieben, aber Deine Adresse
  funktioniert nicht.



-%-

[Release 2]