Bossas Lindenstraßen-Annotationen

Bossas Lindenstraßen-Annotationen

"Vatertag" (702)


Ausstrahlung: Sonntag, 16.5.99
Tag der Spielhandlung: Donnerstag, 13.5.99 (Vatertag, Christi Himmelfahrt)

Kurzinhalt:
- Valerie eröffnet Boris, daß Zorro der Vater ihres Kindes ist. Es kommt zum Streit, in dessen
  Verlauf Boris seine Walle dabelsteinigt. Valerie kommt ins Krankenhaus, das Schicksal ihres
  Babies ist ungewiß.
- Kurt steht plötzlich vor der Tür. Er will Eva bei ihrer Sterbehilfe-Affäre helfen
  und sich mit seiner Familie aussöhnen. Momo ist davon wenig begeistert und greift
  Kurt mit einer Sprühflasche an.
- Dressler probiert seinen Tauchanzug im Hallenbad aus. Seine Euphorie wird anschließend
  gedämpft, als Tanja ihm eröffnet, sie hätte ihn (Lou, nicht den Tauchanzug) nie geliebt.

Cliffhanger:
- Der Arzt sagt, daß Valerie nach dem Sturz eine lange Zeit brauchen wird, sich wieder
  zurechtzufinden, worauf Gaby fragt, ob Valeries Baby tot ist.

Auflösung des letzten Cliffhangers: 
- Klaus hatte keine Lust, sich den Streß mit Canan anzutun und hat sie
  nicht aufgenommen. So läßt sie sich weiter von ihrem Bruder gängeln.

Erklärung des Titels "Vatertag":
- Anspielung auf den Feiertag zur Zeit der Spielhandlung, außerdem kommentiert
  Kurt seine überraschende Rückkehr gegenüber Flip mit den Worten "Vatertag eben".

Wieder da:
- Kurt Sperling (Letzter Auftritt in Folge 548, fast drei Jahre her)

Darsteller:
- Der Schwimmlehrer hat angeblich im Marienhof ein Sportartikelgeschäft. [Nicht verifiziert]

Buch: Frank Grützbach
Regie: Heidi Kranz

Quote: 5,58 Mio,  25,4% MA


Zitate:
- Boris: "Wenn der Zorro nur so eine Art Zuchtbulle gewesen wäre, Gott, damit könnte ich leben."
- Else: "Wen hot's 'n jetz wieder dabreslt?"
- Kurt auf die Frage, warum er wieder in die Lindenstraße gekommen sei: 
  "Eva-Maria braucht vielleicht Hilfe."  
  Darauf Flip: "Von *Dir*?"

Infos:
- Andy kriegt in den nächsten Tagen seinen Führerschein wieder.

Schmankerl:
- Boris an den Gartenzaun gelehnt und ein verbales Scheiße nach dem anderen absondernd, war
  überzeugend. Das hatte was.
- Boris singt Dean Martins "Everybody loves somebody" und verkörpert dessen berühmtes Zitat:
  "Ein Mann ist nicht betrunken, solange er auf dem Boden liegen kann, ohne sich 
  festhalten zu müssen."

Kommentare:
- Gutes Drehbuch und schauspielerische Leistung von Boris in der Offenbarungs-Szene
  von Valerie. (Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, in dem er ihr das Knie in den 
  Bauch rammt).
- Angeblich war es ein Versehen, daß Else am heutigen Christi Himmelfahrt von Fronleichnam sprach.
  Wenn es ein Versehen war, so bestätigt sich somit aber der Verdacht, daß die Regieassistenz
  pennt, daß es kein Skriptgirl mehr gibt und daß die Endabnahme beim WDR die Folgen inzwischen
  blind übernimmt und sendet. Und das nicht 1x, sondern in letzter Zeit immer öfter.
  Zumindest der zuständige Redakteur beim WDR sollte nicht so leichtgläubig sein, den
  hehren Qualitätsanspruch, den HWG immer wieder hochhält, unkontrolliert als Fakt hinzunehmen.
  Produzenten versprechen viel und nicht immer lassen sich ihre Werke an ihren Worten
  messen (siehe CityExpress). Da tut eine Endkontrolle not.
  Oder hält man den Zuschauer inzwischen für total verblödet, wie zum Beispiel bei
  der Karnevals-Alien-Folge, wo man sich offensichtlich sagte: ist doch egal, wenn die
  Lindenstraßen-Karnevalsgesellschaft zu einer Veranstaltung nach Köln fährt, die laut
  Eintrittskarte schon eine Woche früher war, Hauptsache unsere Kostümbildner können sich
  mal wieder austoben und es gibt ein paar nette Pressefotos. Diese Fotos mögen zunächst
  auch ein paar Zuschauer mehr angelockt haben, aber der Schuß ging nach hinten los:
  über zwei Millionen Zuschauer sind mittlerweile abgesprungen und haben sich entschlossen,
  nicht so blöd zu sein.
- Die Sache mit Andys Führerschein gefällt mir nicht. Mir ist nicht klar, warum er ihn
  wiederbekommt. Nie wurde eine Gerichtsverhandlung oder ein Gespräch mit der Staatsanwaltschaft
  erwähnt. Da bemüht man zwar einen Anwalt, der Andy mal so richtig das Geld aus der Taschen
  zieht, aber viele kleine Details, die das ganze stimmig abrunden würden, fehlen. Mir scheint,
  daß Drehbuchschreiben neuerdings im Platsch-Stil vollzogen wird. Man schmeißt ein paar
  Aspects, Steinen gleich, in den Strom der Handlung *platsch*, aber man vergißt die Brücken
  dazwischen. Andy baut Unfall *platsch* Andy verliert Führerschein *platsch* Andy bekommt
  Führerschein wieder *platsch*. Das sind die Fakten - das zählt. Mehr braucht man nicht zu wissen.
  Man kriegt die Brocken hingeschmissen wie in einer Soap, will man mehr wissen und nicht
  nur den Brocken an der Oberfläche sehen, fischt man im Trüben. Anscheinend ist heute
  die Gegebenheit sehr viel wichtiger als die Nachvollziehbarkeit.
  Ich versündige mich gern damit, alte Zeiten heraufzubeschwören und diesen mehr Liebe zum
  Drumherum zu attestieren.
 

Fehler im Rückblick des WDR:
- Zitat Rückblick: 
  "Dr. Dressler taucht ab. Zusammen mit der Sprechstundenhilfe Frau Horrowitz unternimmt 
  er seinen ersten Tauchgang."
  
  Bemerkung:
  Da hat der Zusammenfasser des WDRs mal wieder mehr gesehen als wir. Bei uns war Lou nur
  Schwimmen. Einen Tauchgang haben wir nicht zu sehen bekommen. Auch die Aussage Lous,
  er hätte sich fast zwei Bahnen weit fortbewegt, spricht mehr für Schwimmen als für Tauchen.

Seltsames, Ungereimheiten, Fehler:

- Klaus meinte, daß sich immerhin 17 potentielle Mitbewohner "auf die Anzeige in 
  der Mensa" beworben haben. Ist "Mensa" ein studentisches Anzeigenblatt, oder
  hat der Drehbuchautor Klaus einfach nur studentenuntypisches Vokabular in den
  Mund gelegt? 
- In der vorherigen Folge, war das Treppenhaus links von der KPD, diesmal war es rechts.
  (Jeweils beim Hinausschauen).
- Kurt bringt seinem Sohn (immerhin in der Absicht gut Wetter zu machen), eine uralte
  Mütze mit. Na, der hat sich aber gefreut.
- Würdet Ihr im familiären Gespräch mit Eurem Sohn von "farbigen Kindern" sprechen?
- Beim Telefonieren den Geliebten erwähnen, wenn der Mann in Hörweite ist, ist schon sehr
  dumm, Valerie.
- Boris kennt Zorro nicht?

- Nachträglich eingefügte Szene, in der Ahmet ein Geschenk von Canans Bräutigam 
  präsentierte:
-- Mit Aufgreifen der Canan-Problematik wurde in dieser Folge kurzfristig das Prinzip aufgegeben,
   immer nur drei Threads zu verfolgen.
-- Ahmets Tirade, die aus dem speziellen Kneifen von Flip und Klaus (bezüglich der Aufnahme
   von Canan) über Öcalan bis hin zum Atomausstieg das Kneifen als eine typisch deutsche 
   Eigenschaft entwickelte, ist so an den Haaren herbeigezogen, daß sich mir die letzten sträubten.
-- (Unter uns: Kneifen die deutschen beim Atomausstieg? Ich dachte, sie verwirklichen ihn?)
-- Wer den Deutschen den Atomausstieg anmahnt und selber Sprüche bringt wie "Dann bring mir
   wenigstens neuen Tee, na los, hörst Du!?" oder "Die Liebe kommt nach der Heirat, da wirst Du
   dich fügen müssen" der soll doch einfach nur die Klappe halten. 
-- Schade, daß wir (und auch Ahmet) um den Genuß richtigen türkischen Tees kamen. Eingegossen
   mit meterlangem Strahl. Hätte ich zu gerne gesehen.

- Lous Freischwimmer:
-- Ist Lou wirklich noch niemals zuvor auf die Idee gekommen oder gebracht worden, seinen
   Körper der Schwerlosigkeit des Wassers anzuvertrauen? 
   Auch nicht in der Rehabilitation oder in Rhodos am Pool?
-- Die Schwimmbadszenen waren unerträglich schlecht nachsynchronisiert.
-- Nachdem Dressler seinen Taucheranzug bereits im Februar erhalten hatte und ihn begeistert 
   aufnahm, und sich sogar zu der Bemerkung hinreißen ließ, daß er es kaum erwarten könne,
   wieso dauert es bis Mai, den Anzug endlich auszuprobieren?
   (Wieder ein Hinweis darauf, daß die Folgen im Moment zur Zeit nicht immer zum vorgesehenen 
   Termin ausgestrahlt werden? Wenn nein, dann liebe Autoren, denkt daran: auch wenn früher 
   schon immer wieder Handlungsstränge in Häppchen präsentiert wurden, die Zeit bleibt nicht 
   stehen. Die Lindenstrasse ist eine Realtime-Serie).
-- Warum zieht Lou zum normalen Schwimmen einen Taucheranzug an?
-- Super Monolog: "Jetzt tuen wir erst mal beide Beine ins Wasser. Eins nach dem anderen." 
   Verfaulen die Beine, wenn man beide gleichzeitig wässert? 
   Krankenschwesterndeutsch ist schon schlimm, unerträglich wird es, wenn es von tauchlehrenden 
   Krankenbrüdern gesprochen wird.
-- Super Monolog: "Wenn Sie möchten, können Sie sich auch mit den Armen fortbewegen." - Womit sonst?
-- Super Monolog: "Und keine Angst, wir sind neben ihnen" - Horowitz steht aber x Meter weit
   weg am Beckenrand!
-- Horowitz betritt die Schwimmhalle ohne Polaroid-Kamera. Auch beim Wasserlassen von Lou
   hat sie die Kamera nicht. In einer der nächsten Szenen hält sie die Kamera aber plötzlich in Händen.
-- Was trägt denn Horowitz unter dem Taucheranzug? Einen BH?

- Aus der Fuhre für den Forellenhof fiel aus Boris' Wagen auch ein Korb mit Kirschen, die wohl 
  selbstgepflückt sein sollten, (es war ein Einkaufskorb, keine Stiege), wie es sich für einen 
  Ökobauern gehört, aber in Deutschland war noch gar keine Kirsch-Ernte-Zeit.
- Boris' Nachbar arbeitet an der Aussenfassade seines Hauses. Nach dem bayerischen Feiertagsgesetz
  sind aber an diesem Tag alle nach außen sichtbaren Arbeiten untersagt. Soll sich mal nicht
  erwischen lassen, der Gute, sonst wird er vielleicht noch zerstoibert.
- Andy verläßt das Haus mit einer Zeitung, so als ob er sie gerade aus dem Briefkasten gefischt
  hätte. Für einen Feiertag allerdings wenig realistisch.
- Warum kriegt Andy seinen Führschein in den nächsten Tagen wieder? Gibt es da eine Gerichts-
  verhandlung? Und er weiß schon wie sie ausgeht? (Vielleicht hat es ihm sein toller Anwalt
  gesagt). Wenn nicht, warum kündigt man ihm die Rückgabe nur an, anstatt ihm den Führerschein 
  sofort zurückzugeben? Und überhaupt: Andy hatte 0,5 Promille und daran ändert auch die 
  Skelett-Story nichts.
- Andy riskiert eine Fahrt ohne Führerschein, obwohl ihm angeboten wird, daß er gefahren wird.
  Der Kerl hat nichts gelernt und gehört aus dem Verkehr gezogen.
- Warum gab's das Gezeter mit dem Ausleihen von Scholzens Wagen? Man hätte doch einfach den
  Wagen nehmen können, mit dem Valerie gekommen war. (Das fiel doch nun jedem auf, nur nicht
  den Autoren).

- Valeries Ankunft und Versorung in der Lindenstraße: 
-- Die hochschwangere Valerie ist so schwer verletzt, daß ihr Kind hochgefährdet scheint, 
   aber anstatt ins Krankenhaus fährt sie erstmal in die Lindenstraße? (Wo natürlich im Sinne 
   einer geschickten Seriendramaturgie gerade Andy und Gaby aus dem Hause treten).
-- Angeblich gibt es in Bayern nur das BRK, nicht das DRK. [nicht verifiziert]
-- Der Arzt fragte nicht, was los ist, sondern sagte gleich: "Wir nehmen Sie erstmal mit."
   Ohne Anforderung stand auch sofort die Bahre bereit.
   Diese Catch&Hurry-Methode ist aber amerikanisches Vorgehen, nicht deutsches.
-- Else erzählt von Fronleichnam und einer Prozession. (War angeblich ein Versprecher, allerdings
   assoziert man mit Christie Himmelfahrt kaum eine Prozession, das passt doch eher zum zwei
   Wochen später stattfindenden Fronleichnam. Wieder ein Hinweis auf nicht zeitgerechte Ausstrahlung
   einzelner Szenen?)
-- Else stellt für sich fest, daß es doch ein Notarzt war, denn sie gehört hat, sie schaut dabei
   aber in eine Richtung, wo der Notarzt gar nicht steht.
-- Toller Trost: Der Arzt sagt: "Wir sind gleich da", aber der Wagen ist nicht einmal losgefahren.
-- Valerie gab an, daß sie in der 32. Woche war. Tatsächlich ist sie aber erst in der 31 Woche
   nach Empfängnis (welche ihr bekannt war).
   (Ein Hinweis auf nicht zeitgerechte Ausstrahlung einzelner Szenen?)

- Else war drei Stunden in der Kirche?
- Kurt hat nach all den Jahren aber wirklich nicht viel zu erzählen.
- Ohne das jetzt näher untersuchen zu wollen, schien mir Tanja in meiner Erinnerung früher
  nicht stets den - wie sie sagt - Sugar-Daddy gesucht zu haben. Die Sache mit dem Vaterersatz
  scheint mir ein sprunghaftes Drehbuchautoren-Konstrukt der letzten Zeit zu sein.

Fazit: 
Highlight auf dem Eckerhof
doch den Kurt den find ich doof