Bossas Lindenstraßen-Annotationen

Bossas Lindenstraßen-Annotationen

698 "In letzter Sekunde" (18.4.99)


Kurzinhalt:
- Andy fällt wieder zurück in den Schoß der Familie
- Pia will in Leder-Dessous machen
- Die Zeitungen schießen sich auf Eva und ihre Familie ein

Cliff: 
Pia droht, den Laden Vasily zu übertragen.

Erklärung des Titels:
Bezieht sich darauf, Andy im letzten Moment von seinem Vorhaben,
den Mörder von Max umbringen zu wollen, abgebracht zu haben.

Wieder da:
- Timo
- Pia

Darsteller:
- Schauspielerin der Lea ausgetauscht?
- Dr. Gerron (Evas Anwalt) dargestellt von Torsten Buchsteiner

Abspann:
- Maja und Urszula wurden aufgelistet, kamen aber nicht vor.
- Fahrradklingel ertönte

Quote:
6,22 Mio, 25,9% MA

Musik:
- Die ewig selbe griechische Leier (bzw. Bouzouki) im Akropolis
  schon seit Monaten!

Zitate:
Iffi: "Na toll, und ich dachte, nur Lola rennt. 
       Und Prinzessin Schwanger-Valle wird vor die Tür gekarrt."

Infos:
- Als Pia Olafs Schuhladen verläßt, kann man auf der gegenüberliegenden
  Tür Momos Geschäftszeiten ablesen: 10 - 18 Uhr.

Schmankerl:
- Die Frau die die Schuhe abgeholt hat, mei, war die schee.
- Deutliche Anspielungen auf den Film "Taxi-Driver" mit Robert de Niro.
  (Taxifahrer, Isolation, Paranoia, Kauf von Handfeuerwaffen, Mordabsichten).


Fehler im Rückblick des WDR:
- Im offiziellen Rückblick heißt es: 

  "In letzter Sekunde gelingt es Iffi, ihrem Vater die Waffe zu entwenden [..]"

  Davon war aber nichts zu sehen.


Seltsames, Ungereimheiten, Fehler:


- Bei der Innenstadt-Szene München waren mindestens drei Fahrzeuge
  mit Kölner Kennzeichen zu sehen.
- Die Benzinpreise an der Tankstelle im Hintergrund waren 20 Pfennig
  unter den heutigen. (Aber wer kann die Preise voraussehen)?
- Alle Bäume, sowohl Lindenstraße als auch Innenstadt-Szenen, waren kahl,
  obwohl bereits Mitte April ist. Wo blieb der Baumbehäng-Trupp mit den
  aus Kanada eingeflogenen Blättern?
- Das Gebäude des Landgerichts München würde eher durch Löwen als durch
  Adler geziert. (Wenn man schon nicht das passende Gebäude hat, dann
  muß man nicht unbedingt noch mit der Kamera auf die Fehler schwenken).
- Der Reifenplatzer von Hans wurde nur akustisch vorgegaukelt.
  Der Reifen war vorher schon ohne viel Luft, nach
  Kamera-Umschnitt auf Reifen sah er dann platt aus.
- Die Sache mit dem leeren Tank, den doppelt platten Reifen, der Leiter und
  dem gerade telefonierenden Plakatkleber bedeutete eine arg strapazierte
  Zufallsdramaturgie, die der Sache Kindesmißbrauch mit anschließender 
  Tötung in keinster Weise angemessen war. Auffällig auch, daß mehr vom
  Kind des Täters gesprochen wurde, als vom Max. Von Max hat überhaupt
  niemand gesprochen.
- Bei der Pannenszene spiegeln sich mehrfach Mikrofon und Galgen
  im Autolack bzw. Fensterscheibe.
- Warum parkt Hans letzlich sein Auto nicht an Stelle des weggefahrenen
  Malerautos?

- Als Andy die Pistole auf dem Fensterbord deponiert, zeigt der Lauf
  auf das Fenster, der Griff steht über das Bord über.
  Beim Runterklettern ist die Pistole bereits nicht mehr sichtbar.
  Da sie überstand, müßte sie aber sichtbar sein, wenn sie noch
  auf dem Bord liegen würde. Sie ist also verschwunden.
  Beim späteren Hereinehmen der Pistole ist diese im Vergleich zur Ablegeposition
  um 90 Grad gedreht, das heisst, der Lauf liegt nun parallel zum Fenster.
  Irgendjemand muss in der Zwischenzeit also die Pistole entwendet und 
  andersrum wieder abgelegt haben, oder wie soll man sich das erklären?

- Der Hickhack, wo man Andy am besten abfängt war nervig und überflüssig.
  Wenn sowieso klar war, daß Andy den Mörder von Max noch *vor* Prozeßbeginn töten
  wollte, dann waren so Aussagen wie "Wir haben ja noch Zeit" oder "Wir warten
  dann am Eingang auf Euch" hochgradiger Blödsinn. 

- Taxidriver Andy, zu allem entschlossen, seit Wochen nur auf ein Ziel 
  fixiert, hat sich von seinem Vorhaben allein durch den Satz: "Wir sind
  hier, weil wir Dich brauchen!" abbringen lassen?? Noch zumal er vorher gesagt hat:
  "Versucht ja nicht, mich aufzuhalten!" ?? 
  Das war ja wohl megabillig.
  Hier wurde wohl seit Wochen ein beliebter Shakespear-Klassiker gegeben:
  "Viel Lärm um nichts."

- Es ist absolut unüblich in Sexualstrafsachen Kinder vor Gericht als Zuschauer
  zuzulassen.
  Und sollte das Kind des Maxl-Mörders als Zeuge vernommen worden sein, so
  ist hierbei vom Gericht die Öffentlichkeit auszuschließen. Es ist
  deshalb wenig glaubwürdig, daß Iffi die ganze Zeit das Kind
  des Maxl-Mörders neben seiner Mutter beobachten konnte.

- Dafür, daß sogar beim Ortstermin mit Maxls Mörder jede Menge Presse anwesend war, 
  fehlte beim Prozeß jegliche Journaille.

- Iffi spricht in "Daddi" das "a" neuerdings "ä", wenn sie mit ihrem Vater redet.

- Woher hat Andy den Koffer und was befindet sich darin? Er verließ
  die Zenkersche Wohnung damals ja ohne Hab und Gut.
  Was ist aus dem Koffer geworden? Wurde er in die Lindenstraße gebracht?

- Der Radiosprecher spricht davon, daß Max vor ein paar Monaten umgebracht
  wurde. Treffender wäre allerdings die Formulierung "vor fast einem Jahr" 
  gewesen! 
  Ist dies vielleicht ein Hinweis darauf, daß die ganze Geschichte mit Andy
  nachträglich in die Länge gezogen wurde?

- Im Radio kam in Anschluß an die Prozeßankündigung folgende Meldung:

  "Laut dem neuesten Waldschadensbericht der Bundesregierung sind nunmehr
  40% des Waldes erkrankt."

  Das Gegenteil ist aber der Fall: 38% sind gesund, 62 % sind krank.
  Der Drehbuchautor läßt auf diese Meldung hin, Hans folgendes sagen:

  "Wenn das so weiter geht, leben wir bald in einer Steppe."

  Wenn man die neuesten Zahlen anscheinend nicht vorliegen hat, man
  aber den Eindruck erwecken will, das Waldsterben nähme zu, dann hätte
  man wenigstens eine Zahl nehmen soll, die über der des Vorjahres lag.
  Dies war aber nicht der Fall.


- Gegen ca. halb neun sind vor Momos Laden jede Menge Fahrräder
  aufgestellt. (Szene: Onkel Franz im Gespräch mit Olaf).
  Laut Schild öffnet das Fahrradgeschäft aber erst um zehn.
  Zirka eine Stunde später (Szene: Aktion Benzinkanister) sind die
  Fahrräder alle verschwunden. Überhaupt hält sich Momo zu oft in der
  WG auf, dafür, daß er ein Geschäft mit durchgehenden Öffnungszeiten hat.

- In der Küche von Klausi und Flip waren hartgekochte, buntbemalte Ostereier
  sowie diverse Schokoladen-Osterhasen aufgetischt. Diese Szene sollte wohl
  ursprünglich einige Wochen vorher versendet werden. Auch ist unwahrscheinlich,
  daß sich die Zeitungen erst nach vier Wochen für Evas Familie interessieren.
  Anscheinend ist man in letzter Zeit mit den Handlungsfäden etwas durcheinander 
  gekommen, was auch erklärt, daß in letzter Zeit vieles mehr und mehr unlogisch 
  wirkt.
  Hat man da vielleicht zuviel Tribut an das Einbinden von aktuellen Szenen
  zum Jugoslawien-Krieg zahlen müssen? Mir sind jedenfalls klare
  Handlungsstränge lieber als jeder noch so gut gemeinte, aber schlecht umgesetzte
  Sagen-wir-mal-Kommentar von Erich.

- Helga sagt, daß sie sich Lea unter den Fittichen von Onkel Franz gar nicht
  vorstellen kann. Tatsache ist aber, daß er sich bereits seit 5 Wochen
  um sie kümmert. Man hat irgendwie das Gefühl, daß hier die an einem Tag
  stattgefundene Debatte, ob Onkel Franz wieder einquartiert werden soll, 
  nicht in der einen vorgesehenen Folge gezeigt wurde, sondern über viele Wochen
  verteilt.

- Mary muß Helga und Erich erst umständlich und sich dabei ständig verhaspelt
  erklären, warum sie gekommen ist, und Helga hat gleich einen Sack mit Spenden 
  bereitliegen?


FAZIT: Auch wenn manches Erbsenzählerei ist, so muß sich Geißendörfer aufgrund
eklatanter Fehler in Drehbuch, Regie sowie Dramaturgie doch fragen lassen, wie
er seinem eigenen Qualitätsanspruch, denn er immer wieder gerne hochhält, mit
dieser und den letzten Folgen gerecht werden will!


BoNo, der vielleicht demnächst auf GZSZ umsattelt